Weihnachten

Der Weihnachtsmann kam persönlich aus Aarhus

Der Weihnachtsmann kam persönlich aus Aarhus

Der Weihnachtsmann kam persönlich aus Aarhus

Rothenkrug/Rødekro
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Maja Nielsen verbringt das Weihnachtsfest 2021 alleine. Foto: Karin Riggelsen

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Die 82-jährige Maja Nielsen hat sich wegen Corona bewusst dafür entschieden, das Weihnachtsfest allein zu feiern. Das Programm für den 24. Dezember steht.

Aufgrund einiger Vorerkrankungen muss die 82-jährige Maja Nielsen aus Rothenkrug in Zeiten von Corona besonders vorsichtig sein. Aus diesem Grund hat sie sich auch schweren Herzens dagegen entschieden, das Weihnachtsfest im Kreise der Familie zu feiern.

Zugfahrt zu riskant

Eigentlich hätte sie in diesem Jahr den Heiligen Abend bei Sohn Stephan in Roskilde und dessen Familie verbringen sollen und wollen. „Ich hatte mir auch schon einen Platz im Zug reserviert“, erzählt die Vorsitzende des Rothenkruger Donnerstagsclubs. Längere Fahrten legt Maja Nielsen nämlich nicht im eigenen Auto, sondern im Zug zurück. Und genau da liegt der Hund begraben: „Ich habe einfach große Bedenken, eng mit vielen fremden Menschen in einem Zug zu sitzen. Das ist mir wegen Corona einfach zu riskant“, schildert sie die Hintergründe für ihre Entscheidung. Ihre Geschenke hatte sie schon vor einer Weile zu ihren Söhnen und deren Familien geschickt.

Unter ihrem kleinen Weihnachtsbäumchen liegen seit Mittwochmittag doch mehr Geschenke, als Maja Nielsen es am Vormittag noch gedacht hatte. Foto: Karin Riggelsen

Verständnis und Bedauern

„Natürlich waren sie in Roskilde auch traurig, dass ich nicht dabei sein werde. Sie haben aber großes Verständnis für meine Entscheidung“, unterstreicht Maja Nielsen.

Als „Der Nordschleswiger“ mit der Rothenkrugerin sprach, lagen auch schon ein paar Weihnachtsgeschenke im Wohnzimmer unter der künstlichen Tanne. Die Familie in Roskilde hatte ihre Geschenke per Kurier nach Rothenkrug geschickt.

Sohn Martin, der mit seiner Familie in Aarhus lebt, hatte auch ein Paket angekündigt. Ob es rechtzeitig ankommen würde, zweifelte er jedoch an. „Ich bin ja kein kleines Kind mehr. Mir ist es ja nicht so wichtig, dass ich die Geschenke am 24. Dezember auspacke“, sagte Maja Nielsen im Interview mit der Zeitung.

Ihre Sammlung mit den Holzengelchen aus dem Erzgebirge schmückt schon seit Wochen das Wohnzimmer der 82-Jährigen. Foto: Karin Riggelsen

Der Überraschungsgast vor der Haustür

Wenige Minuten später überschlugen sich die Ereignisse. Vor dem Haus von Maja Nielsen am Byskoven fuhr ein Auto vor. Das Auto sah aus wie das Fahrzeug von Sohn Martin …

Aus dem Wagen stieg ein Mann, dessen Körperbau doch dem ihres Sohnes ähnelte …

Und als die Person dann Richtung Eingangstür ging, wurde der 82-Jährigen bewusst, dass es sich tatsächlich um Sohn Martin handelte. Trotz Mütze und Mund-Nasen-Maske hatte sie ihn erkannt.

„Es war ihm dann doch zu riskant gewesen, sich auf Paketdienste zu verlassen. Stattdessen war er eigens nach Rothenkrug gefahren, um mir persönlich die Geschenke der Familie zu bringen. Das war echt eine gelungene und schöne Überraschung“, erzählt Maja Nielsen.

Wegen der Corona-Erkrankung eines Nahkontakts seiner Tochter wollte er nicht ins Haus, und so fand die Geschenkübergabe am Mittwochmittag vor der Tür statt.

Mütter können auch mit 82 Jahren offensichtlich nicht aus ihrer Haut. Maja Nielsen gab ihrem Sohn noch eine süße Wegzehrung mit, bevor dieser sich wieder ins Auto setzte und Richtung Aarhus davondüste.

Dieses weihnachtliche Transparent hat schon etliche Jahrzehnte unbeschadet überstanden. Es stammt aus dem ersten Ehejahr von Maja Nielsen und ihrem verstorbenen Ehemann Walter. Er hat das Krippenmotiv auf den schwarzen Karton gezeichnet, und sie hat es ausgeschnitten und mit dem bunten Papier beklebt. Damit es keinen Schaden nimmt, wird es immer als Erstes in die Weihnachtskiste gepackt. Foto: Karin Riggelsen

Volles Programm

Den Weihnachtsabend allein verbringen zu müssen, schreckt Maja Nielsen gar nicht.

„Ich habe mir schon ein Programm für den Tag gemacht. Er beginnt mit der Teilnahme am deutschen Gottesdienst in Ries. Da ich normalerweise die Weihnachtsabende bei einem meiner Söhne verbringe, bin ich am Heiligen Abend nie zu Hause und kann deshalb nicht am Gottesdienst in Ries teilnehmen. Ich freue mich, dass ich diesmal dabei sein kann“, sagt Maja Nielsen.

Sie kocht sich auch einen leckeren Festschmaus. „Normalerweise hat es an Weihnachten bei uns in der Familie Pute gegeben. Aber eine Pute wäre ja für mich zu groß. Deshalb bereite ich mir eine Entenbrust zu“, berichtet sie. Maja Nielsen verzichtet auch nicht auf die typisch dänische Weihnachtsnachspeise Risalamande. „Ich verstecke nur keine ganze Mandel darin. Das wäre ja unsinnig, denn wer außer mir sollte sie finden. Das wäre ja dann keine Überraschung“, stellt sie lachend fest.

Auf dem Programm stehen darüber hinaus „Video ansehen“ und  „Weihnachtslieder hören“. „Ich besitze noch einen Fernseher mit Videoschlitz und habe deshalb vor, mir einen dänischen Lustspiel-Filmklassiker anzusehen: ‚Nøddebo Præstegård‘“, erläutert Maja Nielsen diesen Programmpunkt. Dazu wird sie sicherlich einige der Plätzchen essen, die sie vor Weihnachten gebacken hat, wie es Tradition ist.

Maja Nielsen hält die erste Filmversion des dänischen Weihnachtsklassikers „Nøddebo Præstegård” für die beste. Foto: Karin Riggelsen

Skype nach der Bescherung

Die 82-Jährige ist der neuesten Technologie gegenüber durchaus aufgeschlossen. Handy und I-Pad gehören schon lange zu ihrem Alltag. Sie hat auch schon verschiedentlich mit ihren Lieben geskypt. Das ist auch für den Heiligen Abend vorgesehen. Nachdem in Roskilde Bescherung war, wird ihr Enkel sie anrufen. Das ist so abgesprochen. „Er wird mich dann über Handy anleiten, wie ich mich bei Skype anmelde. Ich vergesse von Mal zu Mal, wie es genau geht“, gesteht sie lachend.

Mit Sohn Martin ist ein „herkömmliches“ Telefonat vorgesehen.

Offene Einladungen

Maja Nielsen denkt, dass sie da schon ein abendfüllendes Programm beisammenhat. Sie vermutet, dass sie deshalb auch nicht die sehr lieben Angebote der Nachbarn wahrnehmen wird. „Nicht weniger als drei Nachbarn haben mir angeboten, dass ich nach dem Essen zu ihnen kommen dürfe.“

Auch wenn sie sich wahrscheinlich dafür entscheidet, den gesamten Abend allein zu verbringen, ist sie jedoch dankbar für die Fürsorge, die ihr von so vielen lieben Menschen entgegengebracht wird.  

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