Leserbrief

„Dänische Stromkunden finanzieren billige Elektrizität für britische Haushalte“

Dänische Stromkunden finanzieren billige Elektrizität für britische Haushalte

Dänische Stromkunden finanzieren billige Elektrizität für UK

Paul Sehstedt
Apenrade/Aabenraa
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Paul Sehstedt kritisiert, dass das Seekabelprojekt Viking Link hauptsächlich den Energiekonzernen nutzen werde. Er durchleuchtet dabei die Berichterstattung im „Nordschleswiger“.

„Der Nordschleswiger“ konnte zum Jahreswechsel berichten, dass das Seekabelprojekt Viking Link erstmalig am Freitag, 29. Dezember erfolgreich Strom von Dänemark nach Großbritannien transportiert und das Projekt 13 Milliarden Kronen gekostet hat. Der Artikel verschweigt jedoch die genauen Zusammenhänge, die den dänischen Stromkunden eine zusätzliche Belastung beschert.

Unter der Überschrift: „Viking Link verbindet Großbritannien mit Dänemark“ konnte bereits am 26. November 2019 folgender Artikel von mir verfasster Artikel gelesen werden:

Überproduktion von Windradstrom wird über Seekabel exportiert - Acht Milliarden Projekt zahlt sich nach 40 Jahren aus

Fredericia
Das Seekabelprojekt Viking Link durch das Dänemark seinen überschüssigen grünen Strom nach Großbritannien exportieren will, wird acht Milliarden Kronen verschlingen. Der Überschussstrom macht auf Jahresbasis 76 GW/h aus, das sind knappe 1,8 Prozent der gesamten dänischen Jahresproduktion. Darauf angesprochen erläutert Søren Dupont Kristensen von der selbstständigen staatlichen Netzbetreibergesellschaft Energinet: „Wir wollen den nachhaltig produzierten Strom nicht einfach abschreiben und mit dem Seekabel eröffnen sich neue Möglichkeiten, unsere grüne Umstellung zu fördern.“ Die britischen Produktionsausgaben sind höher als in Dänemark und daher ist der dänische Überschussstrom für die Briten attraktiv. Die Finanzierung geht zulasten der dänischen Elektrizitätskunden, die über eine 40-jährige Armortisationsperiode 0,01 Krone mehr pro Kilowattstunde blechen müssen. Laut Informationen des Energieministeriums werden die Verbraucher mit sieben bis acht Milliarden Kronen zusätzlich belastet, während die Stromproduzenten wie Ørsted und Vattenfall Einnahmesteigerungen von neun bis zehn Milliarden Kronen einstreichen können. Viking Link hat eine Länge von 770 Kilometern bekommen. Dupont Kristensen rechnet mit einem Übertragungsverlust von nur 3,5 Prozent, weil der Strom als Gleichstrom durch das Kabel geschickt werden soll. Durch das Kabel soll bei Bedarf auch Strom aus Deutschland auf die Britischen Inseln übertragen werden. Deutschland ist Europas größter Stromexporteur. PauSe

In den vergangenen vier Jahren sind die Projektkosten also von acht auf 13 Milliarden Kronen geklettert, was wiederum künftig eine höhere finanzielle Belastung der dänischen Verbraucher bedeutet. 0,02 Kronen pro Kilowattstunde sind eine realistische Einschätzung.

Diese Mehrbelastung könnte durchaus höher ausfallen, denn das Projekt ist offensichtlich nicht voll betriebsfähig, wie aus einem anderen Artikel des „Nordschleswigers“ vom 19. Dezember 2023 hervorgeht.( https://www.nordschleswiger.dk/de/nordschleswig-tondern/fertiger-viking-link-stromtransport-vorerst-nur-sparflamme)

Wieder einmal zahlen dänische Verbraucher für überflüssige Projekte, vor denen Energiefachleute bereits in der Planungsphase gewarnt hatten. Den Reibach machen die Energiekonzerne.

Paul Sehstedt, Apenrade

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