Leserbrief

„Europa wird vor Ort gemacht“

Europa wird vor Ort gemacht

Europa wird vor Ort gemacht

Sofie Knauer/Leon Bossen
Apenrade/Flensburg
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Sofie Knauer, stellvertretende Landesvorsitzende der Europäischen Jugend Dänemark (Europæisk Ungdom), und Leon Bossen, Kreisvorsitzender der Grünen in Flensburg, über Perspektiven aus der Grenzregion zwischen Deutschland und Dänemark.

Europa ist mehr als ein Staatenbund, es ist ein Zusammenschluss von Völkern und Regionen. Europas Stärke liegt in seiner Vielfalt und Verschiedenheit, und gerade auf lokaler Ebene können diese Unterschiede als Anker gedeihen und voll ausgeschöpft werden. Als Vertreter*innen der Grünen in Flensburg und der Europäischen Jugend in Dänemark möchten wir betonen, wie wichtig es ist, diese Perspektive in unsere tägliche Arbeit aufzunehmen.

Das Grenzland zwischen Deutschland und Dänemark ist ein gutes Beispiel dafür, wie Europa vor Ort geprägt und gestaltet wird. Hier treffen und kooperieren Menschen über die Grenzen hinweg, hier fließen Kultur und Sprache zusammen und Herausforderungen empfindet man als Chancen der grenzüberschreitenden Kooperation.

Eine der wichtigsten Chancen, die die Grenzregion bietet, ist die Zusammenarbeit in verschiedenen Bereichen – und das über Ländergrenzen hinweg. Das kann die Zusammenarbeit in den Bereichen Infrastruktur, Bildung, Kultur oder Umwelt sein, und hier müssen oft die größten Differenzen überwunden werden. Aber wenn diese Zusammenarbeit erfolgreich ist, kann sie auch große Auswirkungen auf die Bürgerinnen und Bürger der Region und in ganz Europa haben.

Ein Beispiel für gutfunktionierende grenzüberschreitende Zusammenarbeit sind die Interreg-Fonds, die grenzüberschreitende Innovationen in hervorragender Weise fördern und in unserer Region etablieren. Gleiches gilt für die Region Sønderjylland-Schleswig, die viel gegenseitiges Verständnis schafft und den Menschen zur Seite steht, die das Leben in der Grenzregion hautnah erleben.

Ein weiterer wichtiger Faktor in einem lokal geprägten Europa ist der Respekt vor kulturellen und sprachlichen Unterschieden. In der deutsch-dänischen Grenzregion gibt es eine lange Geschichte der harmonischen Koexistenz von Sprachen und Kulturen. Es ist wichtig, diesen Respekt vor Unterschiedlichkeit und Vielfalt zu bewahren, da er wahrscheinlich der wichtigste Grundstein für unsere europäische Idee ist.

Schließlich ist auch die Umwelt ein wichtiger Faktor in einem Europa, das vor Ort gestaltet wird. Die Grenzregion zwischen Deutschland und Dänemark ist ein Gebiet mit besonderer Natur, mit einer einzigartigen Artenvielfalt und vielen wertvollen Naturräumen. Es ist wichtig, diese Gebiete zu schützen und sich gleichzeitig für eine nachhaltige Entwicklung der Region einzusetzen: eine Verantwortung, die kein Staat alleine trägt. Hier kann die grenzüberschreitende Zusammenarbeit einen wesentlichen Beitrag zur nachhaltigen Zukunftssicherung der Region und Europas leisten.

Insgesamt ist es wichtig zu betonen, dass Europa nichts Fernes und Abstraktes ist, sondern etwas, das wir jeden Tag selbst mitgestalten. Wir, die wir in der Grenzregion zwischen Deutschland und Dänemark leben und arbeiten, erleben täglich, wie Europa unser Leben positiv oder auch negativ beeinflusst. Wir erleben aber auch, wie wir selbst Europa beeinflussen können, indem wir uns vor Ort engagieren und Verantwortung für unsere eigene Region übernehmen. Und auch hier gibt es noch viel zu tun: In unserer Grenzregion gibt es Barrieren. Grenzkontrollen und Wildschweinzäune gibt es auch im 21. Jahrhundert, wo Kooperation und Freizügigkeit gefragt sind, statt Abschottung und Protektionismus. Diese Barrieren zu überwinden ist eine epochale Aufgabe, vor allem junge Menschen sehnen sich nach dieser Freizügigkeit in Europa.

Wenn wir davon sprechen, dass die Klimakrise nicht vor Grenzzäunen Halt macht, haben wir hier auch konkrete lokale Herausforderungen. Die Flensburger Förde braucht Schutz, denn die Gewässer sind mehr als bedroht. Die Idee des schleswig-holsteinischen Umweltministers, hier erstmals einen grenzüberschreitenden Nationalpark einzuführen, der die Förde schützt, ist beispielhaft für das Europa, das wir uns vorstellen. Junge Menschen lieben Europa: Nicht nur wegen Roaming oder Interrail, sondern vor allem wegen der gelebten Liberalität und des Gemeinschaftssinns. Wir müssen hart daran arbeiten, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit zu stärken, unsere kulturelle und sprachliche Vielfalt zu respektieren und zu schützen und Verantwortung für die nachhaltige Entwicklung eines gemeinsamen Europas zu übernehmen.

Wir hoffen, dass diese Botschaft die Mitbürgerinnen und Mitbürger in Flensburg und der übrigen Grenzregion inspirieren und motivieren kann, sich an der Gestaltung Europas zu beteiligen. Gemeinsam können wir ein Europa schaffen, das auf Respekt, Zusammenarbeit und Nachhaltigkeit basiert – ein Europa, auf das wir stolz sein können und das uns und unseren zukünftigen Generationen in Zukunft gute Dienste leisten wird. Ein Europa, das seine Vielfalt als seine größte Stärke ansieht.

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