Freizeit

Ein Garten für die Seele

Ein Garten für die Seele

Ein Garten für die Seele

Neukirchen/Uberg
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Heidi Lutter mag es, im Garten Dinge einfach auszuprobieren. Foto: Marlies Wiedenhaupt

Pfingstrosen, Phlox und Frösche, Rosen, Rucola und mehr – im Garten von Heidi Lutter darf vieles wachsen und gedeihen.

Schon am Eingang zur Kirche  empfing die Gäste eine Wasserschale mit Rosenköpfen und Schwimmkerzen sowie eine Bodenvase mit rosa Rosen und gelb blühendem Frauenmantel, dazu Zebragras und grüne Zweige. Drinnen an den Bankreihen kleine Rosensträußchen, am Taufbecken ein Strauß mit gelb blühendem Goldfelberich und  schließlich  auf dem Altar zwei Sträuße mit roten und rosafarbenen Pfingstrosen plus Frauenmantel.

So  war die Uberger Kirche geschmückt,  als die neue Pastorin Dorothea Lindow dort offiziell in ihr Amt eingeführt wurde. Die Blumen hatte  Kirchensängerin Heidi Lutter in ihrem eigenen Garten gepflückt.
„Das war ja im Juni, als es hier in Hülle und Fülle blühte. Da fiel es  gar nicht auf, dass  ich für die Kirchendekoration so viel abgeschnitten habe“, erzählt Heidi Lutter beim Rundgang durch den Garten an ihrem Haus  in Neukirchen.

Die Passionsblume ist ein wahrer Kletterkünstler. Foto: Marlies Wiedenhaupt

„Als mein Mann Frank  und ich vor  37 Jahren hierhergezogen sind, haben wir mit einer Blumenwiese angefangen.“ Kaum noch vorstellbar, wenn man an den Beeten  entlangschlendert, wo eine  üppig blühende cremefarbene Rispenhortensie  den Hintergrund bildet für die nicht minder blühfreudige rosa Rose „Fairy“. Wo blauer Rittersporn, gelber Sonnenhut und weiße Margeriten blühen und eine pinkfarbene Staudenwicke die hölzerne Grundstücksbegrenzung dekoriert.

Als mein Mann Frank  und ich vor  37 Jahren hierhergezogen sind, haben wir mit einer Blumenwiese angefangen.

Heidi Lutter

„Mir gefällt auch die Kombination   aus weißer Ramblerrose, rosa Rose und   Blutpflaume sehr gut“, schwärmt die 59-jährige gelernte Krankenschwester,  die es bunt gemischt mag. „Ich habe kein festes Konzept, sondern immer wieder an verschiedenen Stellen  etwas   angestückt.  Manchmal möchte ich gern etwas optimieren, hier und da kleine Ecken schaffen, farblich etwas ändern, weil es vielleicht nicht so gut koordiniert ist. Aber es muss   nicht unbedingt  sein – durcheinander ist auch schön. Letztlich ist ein Garten ja eine Never Ending Story. Und zu steril darf es für mich nicht sein.“

Lavendel ist ein guter Begleiter von Rosen – und offenbar auch von Werkzeug. Foto: Marlies Wiedenhaupt

In dem Zuhause ihrer Kindheit habe  Garten zwar eher Nutzgarten bedeutet und sei „auch mit Arbeit wie etwa Unkrautjäten verbunden“ gewesen,  „aber im Gras sitzen,    Erbsen naschen und Blumenkränze aus Gänseblümchen binden – das sind schöne Erinnerungen“, sagt Heidi Lutter.  Ebenso wie die  Mittagsblumen. „Als ich mal die Saat entdeckt  habe, musste ich sie unbedingt  kaufen und hier aussäen.“
Die Mittagsblumen haben in  dem  blühenden  Stück Natur ihren Platz bekommen, wie –  neben den erwähnten Rosen, Pfingstrosen und dem Frauenmantel  –  auch  Schleierkraut,  Phlox und Fetthenne, Lupinen, Bartnelken,  verschiedene Gräser und vieles mehr.

„Der Garten ist für mich eine Oase, die meiner Seele guttut. Hier finde  ich  Ruhe und einen Rückzugsort, an dem ich  zu mir selbst komme“, erzählt Heidi Lutter, die seit mehreren Jahren  pflegende Angehörige von Demenzkranken berät und zu dem Thema auch  Kurse  im Niebüller Krankenhaus gibt. „Ich bin sehr dankbar, dass ich diesen Platz hier direkt vor der Haustür habe.“
Einen Platz mit drei Terrassen, die das Ehepaar Lutter je  nach Sonnenhunger  oder Schattenbedarf nutzt. „Schön ist auch, dass man  immer wieder  einen anderen Blickwinkel hat. Und wir essen  möglichst oft draußen; wenn es kühl ist, zieht man eben eine Jacke an.“

Letztlich ist ein Garten ja eine Never Ending Story. Und zu steril darf es für mich nicht sein.

Heidi Lutter

Vieles im Garten entsteht in Gemeinschaftsarbeit. „Ich habe schon mal überlegt, ein Extra-Beet nur für Dahlien anzulegen. Aber dann hörte ich quasi schon meinen Mann sagen: Oh, jetzt hat sie wieder eine Idee!“, erzählt die 59-Jährige lachend.  Doch das Paar ist ein gutes Team. „Die Rosen zum Beispiel sind mehr oder weniger meins, aber mein Mann  liegt auch häufig auf den Knien, um  die Beete von Unkraut zu befreien.“
 Im Garten gibt es zudem ein vor zwölf Jahren angelegtes  „Silberhochzeitsbeet“.  „Da  haben wir das reingepflanzt, was wir damals geschenkt bekommen haben, zum  Beispiel eine pinkfarbene Rose, und haben es immer erweitert.“

Attraktive zweifarbige Rose Foto: Marlies Wiedenhaupt

In Gemeinschaftsarbeit ist die  Kräuterspirale ebenso entstanden wie das Hochbeet aus Holzpaletten.  Umrahmt von Kapuzinerkresse und Ringelblumen gedeihen dort Erdbeeren, Borretsch und Mangold,  Rucola und  Rote Bete,  Sellerie, Salat  und    Schmelzkohlrabi.

„Beim Kohlrabi haben wir uns ein  bisschen verschätzt, wie groß der wird.“   Und das sei auch das Schöne am eigenen Garten: „Man kann  rumprobieren wie man möchte“, freut sich  Heidi Lutter. Dass die Kiwi – ein Geschenk von einer Freundin –  noch nie Früchte getragen hat, löst bei ihr keine Gärtnerdepression aus, sondern eine Art heitere Gelassenheit. „Sie ist  schön grün, und die Amseln bauen darin ihre Nester. “ Ob Vögel, Igel  oder die Frösche  im kleinen Gartenteich – „sie dürfen alle gern hier hausen“, versichert sie.
Und wie  kam es nun, dass  eine Neukirchener in der Uberger Kirche singt?

„Eine Freundin spielt die Orgel  in der Uberger Kirche  für deutsche und dänische Gottesdienste und singt mit mir gemeinsam seit vielen Jahren im Neukirchener Kirchenchor. Irgendwann sagte sie: Komm doch mal mit, die suchen eine deutsche Kirchensängerin. Das habe ich getan, und ich  wurde gleich sehr nett von der Uberger Kirchengemeinde aufgenommen und durfte fortan dort singen.“
In diesen  mittlerweile   regelmäßigen grenzüberschreitenden Einsatz ist sie also  „reingerutscht. Ich  mache das gerne und habe inzwischen  auch Aufgaben des Kirchendieners  übernommen.“ Wozu auch das Schmücken der Kirche – etwa mit Blumen – gehört.

 

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