Jubiläum

Briefmarkenklub: Ein ganzes Jahrhundert voller Sammellust

Briefmarkenklub: Ein ganzes Jahrhundert voller Sammellust

Briefmarkenklub: Ein ganzes Jahrhundert voller Sammellust

Hadersleben/Haderslev
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Briefmarkensammeln
Die mitgebrachten Briefmarken werden von den Mitgliedern genauestens begutachtet. Foto: Amanda Klara Stephany

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Der Briefmarkenclub in Hadersleben feiert diesen Monat sein 100. Jubiläum. „Der Nordschleswiger“ hat den Klub besucht und sich über ein Jahrhundert begeisterte Sammellust unterhalten. Zwischen Raritäten aus aller Welt und interessanten Eyecatchern, war auch die Frage nach der Zukunft des Klubs ein großes Thema.

Der Mensch sammelt – ob Postkarten oder Küchenmagneten aus dem Urlaub, Muscheln vom Strand oder aber, wie die Mitglieder des „Haderslev Frimærkeklub“: Briefmarken.

Dabei ist das Sammeln von Briefmarken nicht nur an die bloße Lust am Sammeln gebunden, sondern bringt historisches Wissen, einen scharfem Blick und wie im Fall des Haderslebener Klubs, teilweise auch Kenntnis der kyrillischen Schrift mit.

Von den Anfängen bis zum 100-jährigen Bestehen 

Und um einzelnes Wissen und die Freude an Briefmarken zu vereinen, haben sich im Jahr 1922 die drei Gründungsmitglieder Neumann, Iverson und Oehlenschläger zusammengetan und einen Klub gegründet. Viele Jahre später feiert dieser Klub nun sein 100. Jubiläum und begeistert nach wie vor viele Mitglieder für Briefmarken.

„Einige gehen in die Rente, finden auf dem Dachboden alte Briefmarken und denken sich: Das ist doch ein tolles Hobby. Und dann findet man sie hier wieder“, erzählt der Vorsitzender des Klubs Jens Peter Hansen. Er selbst sammelt Briefmarken schon seit 1957, nachdem er durch einen Unfall im Kindesalter, zehn Wochen ans Krankenhausbett gefesselt war und eine Ablenkung benötigte. 

Wöchentlicher Austausch, acht Monate im Jahr 

Ab September bis Mai treffen sich die überwiegend männlichen Sammler zum gemeinsamen Austausch in der Bibliothek in Hadersleben. Dabei wird nicht nur Wissen weitergegeben, sondern auch viel getauscht.

Die einzelnen Experten mit besonderem Fachwissen sind sehr gefragt: „Wir haben hier einige, die haben sich auf einzelne Länder oder Städte spezialisiert. Etwa einen Sammler, der sich primär mit russischen Briefmarken beschäftigt. Ein anderer besitzt großes Wissen über Briefmarken aus Hadersleben. Es ist wirklich spannend und vor allem auch hilfreich“, berichtet Jens Peter Hansen.

Ab und an gibt es auch Auktionen, an denen Klubs aus anderen Gebieten Dänemarks teilnehmen. Vereinzelt gibt es aber auch einen traurigen Grund für eine Auktion, erzählt Jens Peter Hansen: „Je nachdem, wie gut eine Sammlung ist, versteigern wir auch Material von verstorbenen Mitgliedern. Der Erlös wird dann gespendet.“

Briefmarkenclub
Neben Briefmarken, sind auch Postkarten und Münzen bei den Klubmitgliedern sehr gefragt. Foto: Amanda Klara Stephany

Die mühselige Suche nach Nachwuchs

Das lange Bestehen des Klubs erfreut die Mitglieder, doch seine Zukunft ist auch ungewiss. Immer weniger junge Menschen interessieren sich fürs Briefmarkensammeln. Einzelne Klubs, wie etwa der in Kolding müssen deswegen schließen. Die Nachfrage ist einfach nicht groß genug, die jungen Menschen entwickeln, laut Jens Peter Hansen, andere Interessen abseits des Sammelns.

Es gäbe zwar noch große Klubs in Dänemark mit vielen Mitgliedern, wie etwa in Vejle, der mit 200 Mitgliedern fast so groß ist wie der Klub in Kopenhagen, aber das beruhigt die Sammlerinnen und Sammler in Hadersleben nur bedingt. Der Vorstand des Briefmarkenklubs in Hadersleben versucht dem Negativtrend dennoch positiv gegenüberzutreten und ist gespannt auf die Zukunft: „Nach dem Jubiläum machen wir eine Vereinsfahrt. Da freuen wir uns schon sehr drauf“, erzählt Jens Peter Hansen.

Und die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt, auch im Hinblick auf viele totgeglaubten Hobbies, wie etwa Stricken, das durch die sozialen Medien eine Art Renaissance erlebt hat und bei vielen jungen Menschen so gefragt ist wie noch nie. 

Vorstand Briefmarkenclub
Der Vorstand des Haderslebener Briefmarkenclubs (v. l.) Oben: Hans Østerby, Peter Ulstrup, Niels Hjort. Unten: Niels Chr. Falk und Jens Peter Hansen Foto: Amanda Klara Stephany

Zwischen Kunst und Geschichte 

Das Briefmarkensammeln spannend sein kann, zeigen die vielen kleinen Details, die die Mitglieder mühselig zusammentragen.

Jahr, Land, historische Details. Die Sammlerinnen und Sammler sind bestens über ihre Briefmarken informiert. Zudem sollte die historische Zeitkapsel auch nicht unterschätzt werden.

Der Tod der britischen Queen Elizabeth II. hat etwa Briefmarken mit ihrem Motiv zum gefragten Gut gemacht. Auch als 1997 Prinzessin Diana verstarb, waren Briefmarken mit ihrem Gesicht ein gefragtes Sammlerstück. Niels Hjort konnte dabei ein ganz besonderes Exemplar ans Land ziehen: Eine knallig pinke Briefmarke aus Bosnien und Herzegowina mit einem interessanten Detail: Stop Mines (Stoppt Minen) steht neben Dianas Kopf. Denn Prinzessin Diana setzte sich zu Lebzeiten für ein Verbot von Landminen ein. 

Aber nicht nur prominente Gesichter schaffen es auf die Briefmarken, auch heimische Blumen und Tiere erkennt man wieder, die liebevoll künstlerisch in Szene gebracht werden.

Zwischen Kunst und Geschichte haben Briefmarken ein großes Potenzial und vor allem in Briefmarkenklubs einen nicht unterschätzbaren sozialen Charakter. So lässt es sich hoffen, dass in ferner Zukunft vielleicht zwei Jahrhunderte gefeiert werden können. 

 

Briefmarken
Briefmarken zur Ehrung der verstorbenen Prinzessin Diana aus Bosnien und Herzegowina, teils in kyrillischer Schrift. Foto: Amanda Klara Stephany
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