Föhrer Geschichte

Warum Wyks Wahrzeichen erhalten blieb

Warum Wyks Wahrzeichen erhalten blieb

Warum Wyks Wahrzeichen erhalten blieb

Karin de la Roi-Frey/shz.de
Wyk auf Föhr
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Die Wyker Windmühle wurde in den 1920er-Jahren zu einem Wohnhaus umgebaut. Foto: Christel Leipersberger-Nielsen

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Gertrud Langenbeck verhinderte in den 1920-er Jahren, dass die Mühle abgerissen wurde. Sie baute sie zum Wohnhaus um.

In Wyk nannte man sie „Die schöne Müllerin“, und das wird ihr wohl auch gefallen haben. Gertrud Langenbeck, die von  1885 bis 1975 lebte,  liebte es, eine schöne, eindrucksvolle Erscheinung zu sein, stilvoll im von ihr geschaffenen Ambiente zu leben und Gäste zu empfangen. Das Ambiente war die Wyker Mühle, und dort waren die Abendstunden stets der Höhepunkt des Tages. Jetzt konnte „die schöne Müllerin“ ganz nach ihrem Geschmack „Hof halten“. Und wenn dann vielleicht noch Professor Carl Häberlin  anwesend war, den sie gerne in einem langen, weißen und wallenden Kleid begrüßte, dann war es ein gelungener Tag.

Der vielleicht prominenteste Gast ihres Anwesens war der legendäre  Flieger Ernst Udet, der immer wieder zu den viel besuchten Föhrer Flugtagen zwischen 1933 und 1939 nach Wyk kam. Sein Kunststück, mit dem Flügel seines Flugzeuges ein am Boden liegendes Taschentuch aufzuheben, machte ihn weltberühmt.

Gertrud Langenbeck zahlte für die Mühle eine Billion Mark. Foto: Karin de la Roi-Frey

Carl Häberlin war der Favorit ihres Herzens, aber bekanntlich wurde daraus nichts. Er blieb auf Distanz. Außerdem erwartete ihn zu Hause am Sandwall seine Hausdame Hanna Carstensen, die vielleicht auch etwas mehr war und so gerne „Frau Häberlin“ geworden wäre. Auch daraus wurde nichts, der Professor  heiratete schließlich kurz vor seinem Tod Eleonore Fertsch. Und das alles musste „die schöne Müllerin“ ertragen. Da halfen auch die Rosen, die sie stets im Arm trug, wenn Häberlin kam, nichts. Sie soll so manches Mal, wenn etwas nicht nach ihrem Willen ging, auf den Boden gestampft haben.

Reich geschieden und gut versorgt

Gerade reich geschieden und auch von Haus aus gut versorgt, kam Gertrud Langenbeck Anfang der 1920-er Jahre mit ihren drei Kindern nach Föhr und suchte nach einer schönen, repräsentativen Wohnmöglichkeit. Eine solche stand mit der Wyker Mühle gerade zum Verkauf, allerdings bestand auch der Plan, sie abzubauen und auf dem Festland wieder zu installieren. Es war die Zeit der Inflation. Eine Billion Mark zahlte Gertrud Langenbeck für die fünf Stockwerke des ungewöhnlichen Gebäudes und ließ es anschließend zur Wohnmühle umbauen. Nach der Währungsreform machte die Kaufsumme für den Galerieholländer gerade noch eine Rentenmark aus. Um dem rasanten Wertverfall des Geldes zuvorzukommen, soll Gertrud Langenbeck die Handwerker mit silbernen Löffeln bezahlt haben. In viel späteren Jahren soll sie für sie arbeitende Handwerker gerne zu einem Klönschnack und einem Teepunsch, den sie sehr mochte, eingeladen haben. Auf den Hinweis, man müsse doch arbeiten, entgegnete „die schöne Müllerin“: „Ich bezahle ja die Stunden, auch wenn sie bei mir sitzen“.

Elegant gekleidet

Die Wykerin Evelyne Langhans nähte viele Jahre für Gertrud Langenbeck und erzählte: „Kurz tailliert und dann glockig fallend, das mochte sie. Wichtig waren die kleinen Blümchen um ihren Ausschnitt, und immer musste alles sehr weiblich, weich und fließend sein“. Evelyne Langhans, die nach eigenem Bekunden stets sehr gut von der Mühlenbesitzerin behandelt wurde, meinte: „Ich habe sie noch immer in meinem Herzen“.

1972 verkaufte Gertrud Langenbeck ihre Mühle, behielt aber in einigen kleinen Räumen ein lebenslanges Wohnrecht. Anlässlich ihres 90. Geburtstages schrieb der Insel-Bote: „Wyk hat ihr zu verdanken, dass die Mühle, dieses weit sichtbare Wahrzeichen, erhalten blieb“.

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