Nach Fischsterben in Schleswig

So soll Gottorfs Burggraben entschlammt werden

So soll Gottorfs Burggraben entschlammt werden

So soll Gottorfs Burggraben entschlammt werden

Sven Windmann/ shz.de
Schleswig
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Das Calciumperoxid wird mit Hilfe eines Bootes gleichmäßig im Burggraben verteilt; ähnlich wie es eine Sähmaschine auf dem Feld macht. Foto: Windmann

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Das Land hat am Mittwoch ein Modellprojekt gestartet. Dabei spielt die chemische Verbindung Calciumperoxid die Hauptrolle.

Die Bilder von tausenden toten Fischen, die mit dem Bauch nach oben an der Wasseroberfläche treiben, haben sich ins Gedächtnis vieler Schleswigern eingebrannt. Mehrfach in den vergangenen Jahren war es im nördlichen Bereich des Gottorfer Burggrabens zu Massensterben gekommen. Der Aufschrei war entsprechend laut. Damit aber soll nun endlich Schluss sein. Am Mittwoch hat das Land in Schleswig ein Pilotprojekt gestartet, um die Wasserqualität und damit die Lebensgrundlage für die Fische im Burgsee spürbar zu verbessern. Positiver Nebeneffekt: Wenn das funktioniert, könnte auch die Schlei davon profitieren.

Wir glauben, dass wir hier eine sehr gute Lösung anbieten können.

Thorsten Muck, Firma Oase

Dass das Projekt am Ende erfolgreich sein wird, davon ist Thorsten Muck überzeugt. „Wir glauben, dass wir hier eine sehr gute Lösung anbieten können“, sagte er. Muck ist Geschäftsführer der Firma Oase-Gruppe aus dem westfälischen Hörstel, die auf Schlammabbau und ökologische Gewässersanierung spezialisiert ist. Sie hat den Zuschlag für das Modellprojekt erhalten, das vom Kieler Umweltministerium initiiert wurde. Einerseits, weil der Burgsee dem Land gehört und ein Ausbaggern des Schlamms mehr als eine Million Euro kosten würde. Andererseits aber auch, weil man mit Hilfe der Erkenntnisse, die im nächsten halben Jahr in Schleswig gesammelt werden, später auch andere Gewässer sanieren könnte, die wie die Schlei unter einer zunehmenden Verschlammung leiden. 

Thorsten Muck, Geschäftsführer der Firma Oase, und Dorit Kuhnt, Staatssekretärin im Kieler Umweltministerium, erläuterten am Ufer des Burggrabens die Eckpunkte des Modellprojektes. Foto: Windmann

Diese gilt als Hauptursache für das Fischsterben vor Schloss Gottorf. Denn in großen Teilen des Grabens hat sich mit der Zeit eine bis zu einen Meter dicke Faulschlammschicht gebildet. Das wiederum hat zur Folge, dass die Wassertiefe bei Mindestwasserstand nur noch rund 50 Zentimeter beträgt. Weil über Straßenabwasser, Laub und Düngemittel zu viele Nährstoffe in das Gewässser gelangen, bilden sich im Sommer vermehrt Algen und daraus resultierend Faulschlamm. Der wiederum verbraucht Sauerstoff – mit tödlichen Folgen für die Fische.

Die Lösung soll nun das Produkt „SchlixX Plus“ der Oase-Gruppe sein, dessen Hauptbestandteil die chemische Verbindung Calciumperoxid ist. „Es sinkt auf den Boden, reagiert mit Wasser, setzt Sauerstoff frei und reaktiviert dadurch Mikroorganismen, die den Faulschlamm zersetzen“, erklärte Muck das Prozedere in möglichst einfachen Worten. Gleichzeitig betonte er, dass es sich „hierbei um einen sehr schonenden Vorgang handelt, der ganz einfach die natürlichen Prozesse unterstützt“.

Teile des Grundes werden „geimpft“

Insgesamt 4500 Quadratmeter des Burgsees und -grabens sollen zunächst in den nächsten Monaten kontinuierlich mit „SchlixX Plus“ behandelt werden. Dabei setzt man auf zwei verschiedene Vorgehensweisen: Im Osten des Grabens wird das Calciumperoxid mit Hilfe eines Bootes gleichmäßig verteilt; ähnlich wie es eine Sämaschine auf dem Feld macht. Im Norden des Gewässers, wo die meisten Fische verendeten, werden einzelne Bereiche des Grundes gezielt mit dem Mittel „geimpft“. Am Ende soll verglichen werden, welche Methode die besseren Ergebnisse erzielt hat.

Das wiederum ist Teil eines groß angelegten Monitorings, das von der Firma KLS Gewässerschutz aus Hamburg übernommen wird. Die Kosten dafür in Höhe von 64.000 Euro übernimmt das Land. „Bis Weihnachten werden wir fünfmal Messungen und Proben vornehmen. Dann wird es einen Abschlussbericht geben“, erklärte KLS-Mitarbeiter Jürgen Spieker. Zudem wird das Projekt vom Institut für Mikrobiologie an der Universität Aarhus wissenschaftlich begleitet.

Die Lösung klingt ja fast schon zu einfach.

Doris Kuhnt, Umweltministerium

„Ich bin sehr gespannt. Die Lösung klingt ja fast schon zu einfach“, sagte Dorit Kuhnt, Staatssekretärin im Kieler Umweltministerium. Für den Burgsee erhoffe sie sich, dass die Sedimentablagerungen mit Hilfe des Verfahrens spürbar reduziert werden können. Gleichzeitig könnte das auch bedeuten, dass der Einsatz von „SchlixX Plus“ auch für die ebenfalls von Unmengen Faulschlamm betroffene Schlei in Frage kommen könnte. „Natürlich denken wir auch in diese Richtung“, erklärte Kuhnt auf Nachfrage. Man müsse aber auch in Zukunft daran arbeiten, dass insgesamt weniger Nährstoffe in die Schlei eingeleitet werden. Gewässerberatungen für Landwirte und der Ankauf von Gewässerrandstreifen seien deshalb weiterhin wichtige Instrumente, in die das Land investiere. Dennoch hoffe sie auf positive Ergebnisse und Rückschlüsse aus dem Modellprojekt vom Gottorfer Burgsee.

Stadt und Gottorf froh über Initiative des Landes

Das gilt auch für Bürgermeister Stephan Dose. Er erinnerte daran, dass die Stadt im vergangenen Jahr rund um den Burgsee bereits mehrere Öl- und Fischsperren eingerichtet habe, um ein weiteres Massensterben zu verhindern. Dass nun auch an einer Lösung für den Faulschlamm gearbeitet wird – auch mit Blick auf die Schlei – begrüße er ausdrücklich. Ebenso freute sich Guido Wendt, Kaufmännischer Geschäftsführer und Vorstand der Landesmuseen: Es sei wichtig, dass mit dem Modellprojekt etwas Gutes im Sinne der Umwelt getan werde. Gleichzeitig spiele für Gottorf und seine Besucher auch das Thema Aufenthaltsqualität auf der Schlossinsel eine wichtige Rolle. Ein intakter Burggraben gehöre dazu.

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