Landerwerb

Gemeinde kauft Kerbtal und will Biotop daraus machen

Gemeinde kauft Kerbtal und will Biotop draus machen

Gemeinde kauft Kerbtal und will Biotop draus machen

Helmuth Möller/shz.de
Hude
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Das Kerbtal in Hude - die Gemeinde will nun Eigentümerin werden. Foto: Helmuth Möller

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Bereits vor gut sechs Jahren hat die Gemeinde den Landerwerb beschlossen. Nun flossen endlich die Fördermittel.

Viele Bürger nahmen an der jüngsten Gemeindevertreter-Sitzung von Hude teil, zu der alle sieben Kommunalpolitiker angetreten waren. Im Mittelpunkt der Sitzung stand das idyllische Huder Kerbtal, das am Nordrand der Gemeinde Richtung Glockenberg und Lehmsieker Forst liegt. Bereits in der vorigen Wahlperiode hatte die damalige Gemeindevertretung beschlossen, dass Areal als schützenswertes Gebiet zu erhalten.

Antrag auf öffentliche Beratung

Schon zu Beginn der Sitzung ging es um das Tal, als über einen Dringlichkeitsantrag der Fraktion „Unser Hude“ abgestimmt werden sollte. Hierbei ging es darum, über den im nicht-öffentlichen Teil vorgesehenen Tagesordnungspunkt „Kauf des Kerbtales“ öffentlich zu beraten.

Dazu erklärte Bürgermeister Ulrich Kinner (WGH): „Im Bericht des Bürgermeisters gehe ich ausführlich auf das Projekt ein – und es kann anschließend auch öffentlich diskutiert werden. Über den eigentlichen Grundstückskauf werden wir aber weiterhin im nichtöffentlichen Teil beraten und beschließen.“

Dafür votierten der Bürgermeister sowie die beiden Gemeindevertreter Sven Freiberg und Andreas Peters (alle drei WGH) sowie die beiden parteilosen Manfred Friedrichsen und Ulf Schmarje. Mit Nein stimmten Manuel Clausen und Christian Nöhring (beide Fraktion „Unser Hude“).

Wir haben jetzt ein sehr großes Grundstück bekommen, ohne dass wir dafür einen Cent dazu bezahlt haben.

Bürgermeister Ulrich Kinner

Nach einer Sitzungspause ging der Bürgermeister dann auf das Projekt ein: „Der aktuelle Sachstand: „Wir haben einen Betrag eingeworben, der alle Kosten abdeckt – wir haben einen Zuwendungsbescheid über 41.792,99 Euro bekommen zum Kauf des 2,3 Hektar großen Grundstückes. Gedeckt sind auch alle Nebenkosten wie Notar und Grundbuch. Wir haben einen rechtskräftigen Beschluss vom Oktober 2014 mit sechs mal Ja und einer Enthaltung, dass die Gemeinde die Trägerschaft übernimmt. Wir haben jetzt ein sehr großes Grundstück bekommen, ohne dass wir dafür einen Cent dazu bezahlt haben. Ziel ist es, dass das Grundstück so erhalten bleibt.“

Kritische Diskussion

Es entspann sich - erstaunlichweise, geht es doch um den Erhalt eines Stücks Natur - eine äußerst kritische Diskussion. So mischte sich Einwohner Prof. Dr. Hartmut Rother ein. Das Kerbtal sei aus seiner Sicht ökologisch nicht wertvoll. Das sehe er nur im Verbund mit den Struckschen Flächen. Es handelt sich dabei um größeres angrenzendes Wiesengelände.

Der Bürgermeister dazu: „Der zweite Teil der Aktion wird sein, einen Antrag auf Biotop-fördernde Maßnahmen zu stellen. In absehbarer Zeit wird dann auch die Landgesellschaft Gespräche mit der Erbengemeinschaft Struck über den Erwerb der Wiesen führen.“

Wir können nicht das umsetzen, wofür wir mal angetreten sind.

Christian Nöhring, Gemeindevertreter

In der Folge wurde es dann lautstark, mehrere Personen sprachen zeitgleich. So fragte Gemeindevertreter Manuel Clausen mit Blick auf den Bach, der durch das Gelände nach Süden in Richtung Bebauung fließt, nach Hochwasserschutz. Und Christian Nöhring kritisierte: „Die Untere Naturschutzbehörde des Kreises hat gesagt, Hochwasserschutzmaßnahmen dürfen nicht stattfinden. Das Projekt ist auf die Hälfte reduziert; wir können nicht das umsetzen, wofür wir mal angetreten sind.“

Erneut sehr laute und äußerst heftige Diskussionen folgten mit Zurufen: „Wo ist der Vorteils dieses Grundstückskaufs?“ mit Gegenfrage des Bürgermeisters: „Wo ist der Nachteil davon?“ Es wurden Folgekosten für die Gemeinde befürchtet, beispielsweise für einen Zaun rund um das Gelände. Diese Summer will allerdings die Untere Naturschutzbehörde übernehmen, wie Christian Nöhring erklärte.

Im nicht-öffentlichen Teil wurde dann die Annahme der Fördersumme und damit indirekt der Kauf der Fläche beschlossen, wie der Bürgermeister auf Anfrage erklärte.

Diskussion um Treene-Anlegestelle

Zwar immer noch mit unterschiedlichen Ansichten – aber wesentlich ruhiger – wurde hernach um die Treene-Anlegestelle diskutiert. Dazu der Bürgermeister: „Die Genehmigung zur Anlegestelle besteht seit 5. Oktober 1989. Die Materialkosten für eine jetzige Instandsetzung habe ich mit 1294 Euro vorliegen“.

Nachfrage Christian Nöhring: „Müssen wir uns die Anlegestelle an der Treene leisten?“ Der Bürgermeister: „Die nächstgelegene Slipanlage befindet sich an der Nato-Brücke in der Gemeinde Süderhöft – dort dürfen aber nur noch Polizeiboote und Rettungsboote zu Wasser gelassen werden. Ich gebe auch zu bedenken: Wenn wir die Anlegestelle abbauen, kriegen wir auch keine neue wieder. Noch ist es unser Anlegesteg.“

Wer haftet bei Schäden?

Manuel Clausen: „Die Sicherungsmaßnahmen müssten von der Gemeinde übernommen werden. So wie es jetzt ist, kann es nicht bleiben.“ Auf Antrag des Bürgermeisters beschloss der Gemeinderat schließlich einstimmig, die Instandhaltung der Anlegestelle in einer weiteren Sitzung erneut im Gemeinderat zu behandeln. Bis dahin sollen Gespräche mit potenziellen Nutzern geführt werden.

 

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