Schlei-Halbinsel

Finanzierung der Wikingeck-Sanierung ist gesichert

Finanzierung der Wikingeck-Sanierung ist gesichert

25 Millionen Euro: Finanzierung der Wikingeck-Sanierung ist

Sven Windmann/ shz.de
Schleswig
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Etwa 34.000 Kubikmeter verseuchter Boden müssen am Wikingeck ausgetauscht werden . Im April 2022 soll die Sanierung beginnen. Foto: Windmann

Durchbruch bei den Verhandlungen: Der Bund übernimmt zwei Drittel der Kosten.

Er wisse, dass man es mit solchen Formulierungen nicht übertreiben sollte. „Aber ich denke, dass man heute von einem historischen Tag für Schleswig sprechen kann“, sagte Thorsten Roos, Leiter des Fachbereiches Bau und Umwelt beim Kreis am Mittwochabend. Denn: „Zum ersten Mal seit Jahrzehnten haben wir ein tragfähiges Finanzierungs- und Sanierungskonzept.“

Am Vormittag hatten sich zuvor zum dritten Mal Vertreter des Bundes, des Landes, des Kreises Schleswig-Flensburg und der Stadt Schleswig zu einem Gespräch am Runden Tisch getroffen, um das gemeinsame Vorgehen bei der Sanierung des verseuchten Wikingecks zu klären. „Das Gespräch lief sehr gut“, so Roos. Das Sahnehäubchen gab es dann aber erst am Abend.

Denn da bestätigte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, schriftlich das, worauf sich die Vertreter in Schleswig am Morgen geeinigt hatte: Nämlich dass der Bund zwei Drittel der Sanierungskosten übernimmt. Ein Batzen Geld, denn inzwischen geht man davon aus, wie gestern ebenfalls mitgeteilt wurde, dass für die Finanzierung des gesamten Projekts 25 Millionen Euro nötig sein werden. Ferlemann selbst geht sogar von „ca. 30 Millionen Euro“ aus. Zum Vergleich: 2018 war man noch von rund 14 Millionen Euro ausgegangen.

Wir haben uns bemüht, eine möglichst sozialverträgliche Lösung zu finden, mit der wir die betroffenen Anwohner so weit wie möglich entlasten.

Thorsten Roos, Kreis Schleswig-Flensburg

So oder so: Der Bund übernimmt 66 Prozent der Kosten. Den Rest teilen sich Stadt, Kreis, Land und die betroffenen privaten Grundstückseigentümer. Den größten Teil davon wird die Stadt übernehmen, den geringsten offenbar die Anlieger. „Wir haben uns bemüht, eine möglichst sozialverträgliche Lösung zu finden, mit der wir die betroffenen Anwohner so weit wie möglich entlasten“, erklärte Roos auf Nachfrage. Alle anderen Partner seien diesen Weg mitgegangen, sodass man nun keine Widerstände gegen das Gesamtkonzept erwarte. Man habe einen großen Schritt gemacht und sei jetzt auf seinem sehr guten Weg.

Von einem „guten Tag für Schleswig und die Schlei“ sprach deshalb auch CDU-Bundestagsabgeordnete Petra Nicolaisen, die in der Wikingeck-Frage in persönlichem Kontakt mit Enak Ferlemann stand. Sie hoffe, „dass es jetzt bald endlich losgehen kann“.

Im Frühjahr 2022 sollen die Bagger anrollen

Tatsächlich steht nun nicht nur die Finanzierung. Auch der Zeitplan für die eigentliche Sanierung ist bereits zu großen Teilen ausgearbeitet. So soll im April die Umsetzungsplanung starten, im Sommer sollen die Arbeiten europaweit ausgeschrieben werden. Im Frühjahr 2022 schließlich könnten dann die Bagger anrollen, um die ersten Gebäude abzureißen. Zwei Jahre später soll alles erledigt sein. Den Hut auf bei der Sanierung hat der Kreis als Untere Naturschutzbehörde. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die restlichen Seil-Enden bei einem vierten Runden Tisch zusammenbinden“, freute sich auch Landrat Wolfgang Buschmann über das „konstruktive Ergebnis“, das am Mittwoch erzielt werden konnte. Schleswigs Bürgermeister Stephan Dose sagte: „Ich bin dem Kreis für die gute Zusammenarbeit dankbar. Als Stadt kann ich den Lösungsvorschlag des Kreises vollumfänglich mittragen und unterstützen. Ich gehe davon aus, dass ich das auch so in unsere politischen Gremien einbringen kann und die Stadt ihren Teil der Verantwortung tragen wird.“

Rund 900 Anwohner betroffen

Dass von der Sanierung fast alle Bewohner der gesamten Wikinghalbinsel betroffen sein werden, weiß man auch im Rat- und Kreishaus. Etwa 900 Menschen seien „mittelbar berührt“. Sie sollen voraussichtlich im Mai dieses Jahres zunächst schriftlich über Details der Sanierung informiert werden. Sollte es die Corona-Pandemie zulassen, ist auch eine Bürgerversammlung angedacht. Da etwa 34.000 Kubikmeter verseuchter Boden ausgetauscht werden sollen, muss man über Monate mit Dutzenden Lkw rechnen, die die Callisenstraße täglich rauf- und runterfahren.

Giftige Altlasten:

Das Wikingeck liegt auf einer Landzunge am westlichen Ende der Schlei. Das konkret betroffene Areal umfasst rund 6110 Quadratmeter Landfläche und ca. 3400 Quadratmeter Wasserfläche. Bis zum Beginn der 1950er Jahre wurde die Fläche industriell genutzt. Dort befanden sich die Dachpappenfabrik Erichsen & Menge und das ehemalige Gaswerk der Stadt Schleswig.  Vom Kreis Schleswig-Flensburg in Auftrag gegebene Altlastenuntersuchungen des Areals zeigen erhebliche Verunreinigungen des Untergrundes durch polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) und aromatische Kohlenwasserstoffe (BTEX). Die Schadensbereiche reichen demnach bis in das Grundwasser. Deshalb  sollen  rund 34.000 Kubikmeter Boden ausgetauscht werden.

 

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