NONNENGÄNSE-Problem

Wolfgang Stapelfeldt fordert kontrollierten Abschuss der Vögel

Wolfgang Stapelfeldt fordert kontrollierten Abschuss der Vögel

Wolfgang Stapelfeldt fordert kontrollierten Abschuss der Vög

Anja Werner/shz.de
Niebüll
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Machen den Landwirten Sorgen: Im Frühjahr nutzen zigtausende unter Naturschutz stehende Nonnengänse das nordfriesische Grünland als Rast- und Fressplatz. Foto: dpa

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Die Zugvögel fressen im Frühjahr den Schafen und Rindern das Futter weg und übertragen durch ihren Kot Salmonellen auf die Nutztiere.

Für viele Naturfreunde und Vogelfans sind sie eine Attraktion – die zig tausend Nonnengänse, die jedes Frühjahr auf dem Flug aus ihren Winter- zu ihren Sommer-Quartieren Rast in Nordfriesland machen. Für ihre lange Reise fressen sie sich von Anfang März bis Ende Mai satt auf dem Grünland der Marsch und Geest - mit fatalen Folgen für die Landwirtschaft.

 

 

 

Wolfgang Stapelfeldt, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Südtondern, findet klare Worte: „Die Schäden sind dramatisch, für einige Betriebe bereits Existenz bedrohend.“ Er fordert daher ein Bestands-Management der unter Naturschutz stehenden Nonnengänse – durch Vergrämungsschüsse und auch durch kontrollierte Abschüsse der Tiere.

 

Mancherorts werden nicht mal mehr die Schafe auf den Deichen satt.

Wolfgang Stapelfeldt

 

Und das aus mehreren Gründen. Da die Gänse, deren Zahl laut Stapelfeldt in den vergangenen Jahren stark zugenommen hat, das Gras so kurz abfressen, dass nichts mehr nachwächst oder sogar die Grasnarbe zerstört ist, „werden mancherorts nicht mal mehr die Schafe auf den Deichen satt“, sagt der Kreisvorsitzende.

Die Fress-Schäden ziehen sich von den Deichen über die Marsch bis in die Geest hin. Besonders schlimm habe es derzeit zum Beispiel die Region und um die Lecker Au und Stedesand, aber auch rund um den Gotteskoogsee und Aventoft getroffen. Viele Bauern müssen ihr Schafe und Rinder auf den Weiden zu füttern oder sie gar länger im Stall lassen, da ihre Tiere auf ihren Weiden nicht mehr satt werden können.

Hohe Kosten durch Futterkauf und Medikamente

Mit den Fress-Schäden seien zudem gravierende Einbußen bei der Heuernte – also beim Winterfutter – verbunden. Auch dann müssten viele Landwirte viel Geld für den Zukauf von Futter ausgeben.

Dazu kommen weitere Kosten für Medizin. Denn: „Die Silage und auch viele Weideflächen sind durch den Kot der Gänse kontaminiert“, sagt Wolfgang Stapelfeldt. Die Folge sei ein Salmonellenbefall, der bei den Rindern schweren Durchfall auslösen würde.

 

Werden alle durch die Nonnengänse verursachten Schäden und Kosten summiert, komme unter dem Strich für immer mehr Landwirte heraus, dass sich unter diesen Bedingungen die Haltung von Rindern oder Schafen nicht mehr rechnet.

Mit diesem Problem werden die Landwirte von der Politik bisher komplett allein gelassen.

Wolfgang Stapelfeldt

 

„Doch mit diesem Problem werden die Landwirte von der Politik bisher komplett allein gelassen“, kritisiert der Kreisvorsitzende. Er hofft, dass sich das nach einem Besuch von Ministerpräsident Daniel Günther zu diesem Thema am kommenden Mittwoch auf Amrum ändern wird. Auch dort will Wolfgang Stapelfeldt deutliche Worte finden.

Weitere Sorgenfalten verursachen derzeit die Blicke auf in den Hallen keimende Pflanzkartoffeln. Die hätten längst in den Boden gesollt. Doch für das dafür notwendige schwere Gerät sind die Böden nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Wochen zu durchnässt.

Winter tat den Böden gut

„Es soll nun abtrocknen, aber auch dann wird es noch rund zwei Wochen dauern, bis unsere Kartoffelbauern los legen können“, sagt Wolfgang Stapelfeldt.

Doch es gibt auch gute Gründe für Optimismus – anders als nach dem viel zu trockenen Frühjahr vor einem Jahr oder gar im Dürresommer 2018. „Noch sind für fast alles gute Ernten möglich“, sagt der Experte. Dass es endlich einen richtigen Winter mit längerem Frost im Februar gegeben hat, habe den Böden gut getan. Durch Risse seien die Böden gut in Kultur gekommen, den Wintersaaten habe der Frost nicht geschadet.

Mit Verzögerung steht der Raps nun in voller Blüte. Foto: Peter Kuhr

Der kalte und trockene April habe zu Wachstumsverzögerungen geführt. „Welche Auswirkungen das auf den Raps hat, wissen wir noch nicht. Der ist nun aber richtig schön in Blüte gekommen“, sagt Wolfgang Stapelfeldt. Die strahlend gelben Felder werden in den kommenden Wochen wieder viele Ausflügler anlocken.

Anders als in anderen Regionen des Landes habe der Anteil der Rapsflächen im nördlichen Nordfriesland nicht abgenommen. Falls es andere Eindrücke gibt, liege das daran, das Raps auf einer Fläche nur alle drei Jahre angebaut werden kann, es also jedes Jahr andere Standorte gibt.

Alte Bauernregel

Auch der Mais, der auf rund 20 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen angebaut wird, sei gut ins Wachstum gekommen. Wenn sich nun die alte Bauernregel bewahrheiten würde, die da lautet: Ist der Mai kühl und nass, füllt's dem Bauern Scheun' und Fass, könnten in Südtondern richtig gute Ernten erwartet werden.

Doch die Nonnengänse werden auf ihrem Zug schon im Herbst und auch im kommenden Frühjahr wieder kommen, um sich satt zu fressen.

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