Geschichte
175 Jahre: Aufstand gegen Dänemark als „deutsche Demokratiegeschichte“
175 Jahre: Aufstand gegen Dänemark als „deutsche Demokratiegeschichte“
Aufstand gegen Dänemark als „deutsche Demokratiegeschichte“

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Ein Ministerpräsident, ein Generalkonsul und mehrere Historiker erinnerten in Rendsburg an einen großen Moment der schleswig-holsteinischen und der deutsch-dänischen Geschichte.
Schleswig-Holstein als eigenständiger Staat – und das gleich mit einer der liberalsten Verfassungen ganz Europas: Das war das Ziel der „Schleswig-Holsteinischen Erhebung“ im März 1848. Am Wochenende wurde in Rendsburg, einem Zentrum der damaligen Ereignisse, daran erinnert.
Am Ende gab es nur noch wenig freie Stühle im Bürgersaal des „Hohen Arsenals“. Mehr als 230 Gäste waren auf Einladung der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte (GSHG) gekommen, um am Sonnabend an den Beginn der Erhebung gegen den dänischen Gesamtstaat vor 175 Jahren zu erinnern.
Ministerpräsident Daniel Günther würdige die Ereignisse laut Pressemitteilung der GSHHG als ein Stück „deutscher Demokratie-Geschichte“. In nur wenigen Wochen sei die erste, von einer demokratischen Volksversammlung erarbeitete und beschlossene, deutsche Verfassung zustande gekommen.
Die Erhebung steht in Dänemark als oprør – also Aufruhr – in den Geschichtsbüchern.
Der dänische Generalkonsul in Flensburg, Kim Andersen, erinnerte in seinem Grußwort daran. Er lobte die Entwicklung und das heute für Europa vorbildliche Zusammenleben von Mehr- und Minderheiten.
Historiker: Keine Revolution von unten
Oliver Auge von der Christian-Albrechts-Universität in Kiel stellte die Erhebung 1848 in seinem Festvortrag in einen europäischen Rahmen. Überall sei es darum gegangen, Nationalstaaten zu schaffen und Demokratien zu etablieren. Bei dem Protest habe es sich weniger um eine Revolution von unten gehandelt, sondern sei hauptsächlich durch Intellektuelle getragen worden, die zu viele und zu hehre Ziel gehabt hätten. Die Erhebung in Schleswig-Holstein – so das Fazit von Auge – sei am Ende auch deshalb gescheitert, weil es ein europäisches Ereignis war.
Der GSHG-Vorsitzende Thomas Steensen erinnerte daran, dass mit der „provisorischen Regierung“ erstmals Presse-, Meinung-, Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit festgeschrieben wurden. Das Staatsgrundgesetz vom September 1848 gelte als die fortschrittlichste demokratische Verfassung ihrer Zeit.

Den Festakt im Bürgersaal des Hohen Arsenals umrahmte der Rendsburger Männerchor von 1842. Er lud zu einer musikalischen Reise in die Erhebungszeit ein. Jens Ahlers und Detlev Kraack führten vor und nach dem Festakt rund um den Rendsburger Paradeplatz zu Erinnerungsorten des Beginns der schleswig-holsteinischen Erhebung von 1848.