Verschickungsheime

Bürgermeister von St. Peter-Ording hört Opfer an

Bürgermeister von St. Peter-Ording hört Opfer an

Bürgermeister von St. Peter-Ording hört Opfer an

Birger Bahlo/shz.de
St. Peter-Ording
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Postkarte vom Kinderkurheim Köhlbrand im Nordseeheil- und Schwefelbad
Nils R. schickt diese Postkarte vom "Kinderkurheim Köhlbrand im Nordseeheil- und Schwefelbad" an seine Eltern und markiert mit Kuli das Zimmer, in dem er einquartiert ist. Er habe Kopfschmerzen und ihn habe noch niemand gefragt, wie es ihm geht. Foto: Sammlung Boris Pfau

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Jürgen Ritter nimmt sich persönlich der Aufklärung körperlicher und seelischer Gewalt in Kindererholungsheimen an. Der Bürgermeister von St. Peter-Ording ruft die Bevölkerung auf, bei der Erinnerungsarbeit zu helfen.

Jürgen Ritter, Bürgermeister von St. Peter-Ording, nimmt sich persönlich der Sache an. Am Freitag, 4. Juni, empfing er im Hotel Strandgut Resort Vertreter der bundesweiten Initiative „Verschickungskinder“. Mit dabei waren Diakonin Andrea Streubier, die Gleichstellungsbeauftragte Gudrun Arndt und Gemeindevertreter Peter Arndt.

 

 

„Schwarze Pädagogik“ auch in St. Peter-Ording

Die Mitglieder dieser Initiative haben es sich zur Aufgabe gemacht, in den 50er bis 80er Jahren in Kinderheimen erfahrene seelische und körperliche Gewalt aufzuarbeiten. Solche Heime, die die so genannte „schwarze Pädagogik“ verfolgt hatten, gab es auch in St. Peter-Ording, schreibt Ritter in einer Mitteilung an die Husumer Nachrichten.

 
Jürgen Ritter
St. Peter-Ordings Bürgermeister Jürgen Ritter nimmt sich den Wunsch der Verschickungskinder zu Herzen und will sich persönlich für Aufklärung im Ort einsetzen. Michael Gehring/Archiv St. Peter-Ordings Bürgermeister Jürgen Ritter nimmt sich den Wunsch der Verschickungskinder zu Herzen und will sich persönlich für Aufklärung im Ort einsetzen. Foto: Michael Gehring/Archiv
Dem Anliegen der Gäste Rechnung tragend, habe er zunächst nichtöffentlich sich persönliche Erfahrungen und Erlebnisse der Mitglieder berichten lassen.
Dabei werden wir wohl auch auf die Hilfe der einheimischen Bevölkerung angewiesen sein.
Jürgen Ritter, Bürgermeister von St. Peter-Ording
„Die Gemeinde wird sich nun mit auf Spurensuche begeben und alle uns zur Verfügung stehenden Mittel nutzen, um zur Aufklärung der damaligen Geschehnisse beitragen“, sagte Ritter nach dem Treffen. So wolle man sich um weitere Zeitzeugen ebenso bemühen wie um Archivmaterial. „Dabei werden wir wohl auch auf die Hilfe der einheimischen Bevölkerung angewiesen sein“, erklärte der Bürgermeister.
Wir wissen, dass ,Fürsorge' für Kinder in Deutschland, auch nach 1945, oft lange weiter in einer unseligen Tradition praktiziert worden ist.
Michaela Dinter, Sprecherin der Delegation

Es gelte in Erfahrung zu bringen, was im Namen der Gesundheitsförderung der zur Erholung nach St. Peter-Ording gekommenen Kinder geschehen sei. Die Sprecherin der Delegation, Michaela Dinter, hatte zuvor erklärt: „Wir wissen, dass ,Fürsorge' für Kinder in Deutschland, auch nach 1945, oft lange weiter in einer unseligen Tradition praktiziert worden ist.“

Suche nach alten Akten

Ritter teilte mit, dass er die Thematik auch mit Ministerpräsident Daniel Günther erörtert habe, der die umfassende Aufklärung der damaligen Vorgänge unterstützen wolle. Ritter: „Möglicherweise können auch Archive des Landes, alte Akten der Kreisjugendämter oder der anderen Kommunen, in denen sich derartige Heime befanden, hilfreiche Hinweise geben.“

Die Aufarbeitung der Geschichte mag manchmal mühsam und verstörend sein. Sie ist aber unerlässlich, um inneren Frieden in Gegenwart und Zukunft zu haben.
Der Verschickungskinder-Initiative habe er fest zugesagt, eng zu kooperieren. Ritter: „Die Aufarbeitung der Geschichte mag manchmal mühsam und verstörend sein. Sie ist aber unerlässlich, um inneren Frieden in Gegenwart und Zukunft zu haben.“
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