Medienberichte

Russische Schiffe spionieren kritische Infrastrukturen in dänischen Gewässern aus

Russische Schiffe spionieren in dänischen Gewässern

Russische Schiffe spionieren in dänischen Gewässern

ghe/Ritzau
Kopenhagen
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Im November 2022 entdeckte „DR“ das russische Schiff „Admiral Vladimirsky“, das offiziell Meeresforschung betrieb, nördlich von Sjællands Odde im Kattegat (Archivfoto). Foto: Alexei Druzhinin/Ritzau Scanpix

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Als Teil eines Militärprogramms kartieren russische Geisterschiffe kritische Infrastrukturen in dänischen, schwedischen, norwegischen und finnischen Gewässern für den Fall eines Konflikts mit dem Westen. „Danmarks Radio (DR)“ hat gemeinsam mit mehreren skandinavischen Medien aufgedeckt, dass in den vergangenen zehn Jahren rund 50 Schiffe in auffälliger Weise unterwegs waren.

Russische Schiffe sind offenbar dabei, für den Kriegsfall kritische Infrastrukturen in den Gewässern Dänemarks, Schwedens, Norwegens und Finnlands zu kartieren. Das berichtet „DR“ am Mittwoch in dem Dokumentarfilm „Skyggekrigen“ (Schattenkrieg), der gemeinsam mit dem norwegischen Sender „NRK“, dem schwedischen Sender „SVT“ und dem finnischen Sender „Yle“ gedreht wurde.

Im Falle eines Krieges gegen den Westen sind Offshore-Windparks, Strom- und Internetkabel sowie Gaspipelines offensichtliche Ziele für Sabotageakte. 

Kritische Infrastruktur im Fokus

„Im Falle eines Konflikts sind sie bereit und wissen, wo sie zuschlagen müssen, wenn sie die dänische Gesellschaft lahmlegen wollen“, so Anders Henriksen, Leiter der Spionageabwehr beim dänischen Geheimdienst der Polizei (PET), gegenüber „DR“. Der russische Botschafter in Norwegen behauptet gegenüber dem Sender, die Kartierung stehe im Einklang mit dem Völkerrecht.

Schiffe fahren ohne AIS-Sender

Laut „DR“ fahren russische Schiffe in nordischen Gewässern regelmäßig mit ausgeschalteten AIS-Sendern (Automatic Identification System), die zur Identifizierung dienen. Auf diese Weise fahren die Schiffe unter dem Radar. Ein solches sogenanntes Geisterschiff entdeckte der Sender im November 2022. Die „Admiral Vladimirsky“ kreuzte damals nördlich von Sjællands Odde im Kattegat. Offiziell betrieb das Schiff Meeresforschung, aber laut „DR“ sendete das Schiff Funksprüche an einen Marinestützpunkt in Russland.

„DR“-Journalist trifft auf vermummte Bewaffnete

Der „DR“-Journalist und Fotograf, der hinausfuhr, um sich das Schiff genauer anzusehen, wurde von mehreren Männern mit vermummten Gesichtern begrüßt. Seinen Angaben nach trug einer der Männer eine Uniform und war mit einem Gewehr bewaffnet, wie es das russische Militär nutzt.

Insgesamt haben die Medien 50 russische Schiffe gefunden, die in den vergangenen zehn Jahren in verdächtiger Weise unterwegs waren, so Expertinnen und Experten, die mit „Danmarks Radio“ sprachen.

Vor etwa einem Jahr beschloss die dänische Regierung, 15 russische Geheimdienstmitarbeiter wegen Spionage auf dänischem Boden auszuweisen. Einige der Ausgewiesenen stammten von russischen Geheimdiensten, wie PET gegenüber der Zeitung „Information“ bestätigte.

Die Ausweisungen erfolgten, nachdem Russland Ende Februar vergangenen Jahres in die Ukraine einmarschiert war.

 

Die erste Folge der Serie „Skyggekrigen“ kann auf der „DR“-Webseite angesehen werden.

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