Porträt

Frederik wird König: Die jungen Jahre des Kronprinzen

Frederik wird König: Die jungen Jahre des Kronprinzen

Frederik wird König: Die jungen Jahre des Kronprinzen

Apenrade/Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Kronprinz Frederik mit Vater Prinz Henrik und Mutter Königin Margrethe 2002 (Archivbild). Foto: dpa

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nach 52 Jahren unter einer Monarchin hat Dänemark ab dem 14. Januar mit Frederik wieder einen König. Ein Thronfolger, dem es zunächst schwerfiel, in seine Rolle zu finden. Über Frederiks junge Jahre, die Beziehung zu seiner Familie, welche überraschenden Fähigkeiten er hat und was ihm hingegen überhaupt nicht liegt.

Jetzt ist er an der Reihe: Kronprinz Frederik. Am 14. Januar löst er seine Mutter, Königin Margrethe II., von ihrem Platz auf dem Thron ab und ist dann König von Dänemark. Seine Biografie beschreibt einen Lebensweg voller Wendepunkte. Ein junges, hochsensibles Kind, das in der Jugend die Freiheit ersehnt und mit 18 vor allem das ganz normale Leben eines jungen Dänen führen will.

Kunst erleben 

Die Erziehung Kronprinz Frederiks und seines nur ein Jahr jüngeren Bruders Prinz Joachim übernahm größtenteils Extra-Mutter (Extramor) Else Petersen, zu welcher beide ein inniges Verhältnis aufbauten. 24 Jahre hielt die Frau, die 1940 ihre Liebe verlor – ihr Mann war im Zweiten Weltkrieg einer der an der deutsch-dänischen Grenze gefallenen Soldaten – der Königsfamilie die Treue. Aber auch Vater Prinz Henrik, der in seinen Erziehungsmethoden sehr konservativ agierte, war maßgeblich an der Erziehung der beiden Jungen beteiligt. Heute weiß der Kronprinz diese Erziehungsmethoden einzuordnen und zu schätzen. Beispielsweise legte Prinz Henrik Wert darauf, dass die Jungen Klavierspielen lernten.

Es folgten also einige Jahre professionellen Klavierunterrichts, dem Prinz Henrik zwischendurch beiwohnte, um zu sehen, welche Fortschritte seine beiden Jungen machten. Schnell wurde ihm dabei klar: Aus den beiden würden keine großen Pianisten werden. Als er dann ein Konzert für die Familie arrangierte, bei dem die Jungen ihr Erlerntes zum Besten geben sollten, überzeugte eine grauenhafte Interpretation von „Für Elise“ den Vater: Mit dem Musikunterricht ist Schluss.

Die beiden Prinzen dankten ihm dafür voller Freude und Erleichterung. So erinnert sich Prinz Henrik selbst in dem Buch „Under Bjælken – Et portræt af Kronprins Frederik“ von Jens Andersen. In diesem Porträt kommen sowohl der Kronprinz selbst als auch die ihm nahestehenden Personen, wie eben sein Vater Prinz Henrik, Mutter Königin Margrethe, Ehefrau Kronprinzessin Mary und Bruder Prinz Joachim zu Wort.

Heute findet Ehefrau Mary folgende Worte: „Frederik hat Kunst in sich, kann sich aber nicht künstlerisch ausdrücken. Er erlebt Kunst stattdessen.“ So zum Beispiel entwickelte er eine Leidenschaft für moderne Kunst.

Auch Musik habe, aus künstlerisch-konsumierender Sicht betrachtet, früh für den angehenden König eine große Rolle gespielt. Rock habe ihn sehr geprägt und ihn über die Jahre hinweg bis heute als sein All-Time-Favorit-Musikgenre begleitet. Die ausgeprägte Leidenschaft für Musik ist also nach wie vor vorhanden, auch wenn es sich weniger um neuere Interpreten handelt, die Kronprinz Frederik für sich entdeckt. Es sind immer noch die alten Klassiker von Neil Young, die ihn beim Wegträumen begleiten. Verschließen tut er sich neuer Musik gegenüber jedoch nicht, bemerkt er selbst in Andersens Buch. So sah man ihn 2016 bei einem Konzert von Adele, wohin er seine Tochter begleitete. Allerdings wird er dort wahrscheinlich nicht alle Lieder mitgesungen haben, wie einst auf einem Red-Hot-Chili-Peppers-Konzert. Für das Verinnerlichen von Rhythmus und Text von Liedern, die ihn berühren, ist Frederik bei seinen Freunden bekannt.

Die „Pseudozwillinge“

Mutter Königin Margrethe übernahm in der Erziehung eher eine milde Rolle, in welcher sie ihren Jungen auf Augenhöhe begegnete. Heute konstatiert Frederik, ihm habe rückblickend die körperliche und geistige Nähe seiner Mutter gefehlt. Diese sollte sich aber in späteren Jahren noch entwickeln. Ein Ritual haben die beiden Jungs jedoch mit ihrer Mutter: Sie liest ihnen vor. Frederik erinnert sich, dass dieses gemütliche Beisammensein mit Tolkien begann. Aber auch an Abende mit den Mumins erinnert sich Margrethe mit Freude zurück. Die Bücher haben sie begeistert, erzählt sie.

Früh habe sich ein intensives Band zwischen den beiden Brüdern entwickelt. Nicht selten sprang Joachim für Frederik in die Bresche, wenn es zu Hause Ärger gab, so berichten es die beiden übereinstimmend.

Wie „Pseudozwillinge“ gekleidet, wurden die Prinzen schon früh zum Spiegelbild des jeweils anderen. Bis auf die Tatsache, dass der Jüngere den Älteren allmählich körperlich zu überragen begann.

So verließen die beiden Prinzen im Spätsommer 1982 Dänemark in gleicher Kleidung, um einige Monate in einem Internat in Frankreich zu verbringen. Diese Zeit wurde insbesondere für Frederik zu einer Herausforderung und Joachim für ihn eine große Stütze. In gegensätzlicher Kleidung – der eine ein dunkles Hemd und eine helle Jacke, der andere eine dunkle Jacke und ein helles Hemd – begingen die beiden nach ihrer Heimkehr 1983 ihren ersten Schultag am Øregård Gymnasium.

Es folgte die Zeit am Gymnasium, doch dort fehlte Frederik die Freiheit, sich frei zu entfalten – das Pauken deutscher Grammatik nervte ihn außerdem ungemein, erinnert er sich im Buch.
Zeitgleich mit den Strapazen und Herausforderungen, die im Leben eines jeden Teenagers auftauchen, musste er sich in der Rolle des Thronfolgers zurechtfinden. In diesen Jahren fiel es ihm schwer, sich mit seinem Schicksal anzufreunden.

Kronprinz Frederik im Jahr 2000 (Archivbild) Foto: dpa

Sein wie alle anderen

„Meine Freiheit begann mit 18“, sagt Frederik heute – und damit auch die wilden Jahre des Kronprinzen. Für das Militär zog Frederik zunächst eine Freinummer, tauschte diese dann aber, denn diese Erfahrung wollte er sich nicht entgehen lassen. Was aber noch viel wichtiger war: Er sah die Möglichkeit, dort so zu sein wie alle anderen. Diese Zeit habe ihm gutgetan, reflektiert Frederik in Andersens Buch. Insbesondere von der körperlichen Energie, die dort in ihm geweckt wurde, habe er profitiert.

Um noch weiter „vom Nest wegzufliegen“ und nicht „für seine Familie auf Schloss Amalienborg Wache stehen zu müssen“, wie er selbst erklärt, setzte Frederik seine Ausbildung 1987 zunächst an der Sergentschule in Sonderburg (Sønderborg) fort und ging dann 1988 auf die Leutnantschule in Oksbøl, wonach er im Gardehusarregimentet in Næstved aufgenommen wurde.

Der wichtigste Antrieb sei jedoch der Wille gewesen, mehr Herr über seine eigene Existenz zu sein. Ein Kindheitsfreund Frederiks, den er in Næstved wiedertraf, glaubt, dass das Militär eine enorme Bedeutung in Frederiks Entwicklung spielte. Er habe gut in dieses System gepasst, weil er damals am besten in Konstellationen agieren konnte, wo die Besonderheit seiner Person keine Rolle spielte, und wo er behandelt wurde wie alle anderen.

Eignet sich Frederik als Thronfolger?

Es war eine Zeit, die Frederik insbesondere privat vollkommen auskostete. Ein weiterer Freund erinnert sich an wilde Jahre voller Reisen, Partys, Blödsinn und hübscher Mädchen. Das Gefühl von ultimativer Freiheit und grenzenlosen Möglichkeiten sei treibend gewesen.
Was ganz Dänemark jedoch zu dieser Zeit in Presse und Fernsehen sieht: Der Kronprinz hat sich zu einem jungen Mann entwickelt – aber sollte der nicht seiner besonderen Rolle etwas mehr gerecht werden? So jedenfalls die Erwartungen der Menschen.

Was Dänemark ebenfalls in Presse und Fernsehen wahrnimmt: Wiederholt zu schnelles Autofahren und eine eindeutig ablehnende und lustlos wirkende Attitüde. Dieses Auftreten samt seinen Fauxpas lässt Frederik in der Gunst der Presse und somit wohl auch der Leserinnen und Leser sinken. Man fragt sich: Ist vielleicht Joachim der geeignetere Thronfolger?

Wie sich die Sache entwickelte, und wie sich Frederiks Lebensweg fortsetzte, gibt es in Teil 2 zu lesen.

Mehr lesen

Leitartikel

Siegfried Matlok
Siegfried Matlok Senior-Korrespondent
„Roulette Royal“