Postnord-Krise

Boni für Postnord-Chefs mitten in der Krise

Boni für Postnord-Chefs mitten in der Krise

Boni für Postnord-Chefs mitten in der Krise

cvt/Ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Postnord
Foto: Scanpix

Während die dänische Post immer tiefer in die roten Zahlen rutschte, haben die Verantwortlichen beträchtliche Lohnerhöhungen und Boni ausbezahlt bekommen. Ein Wirtschaftsprofessor kritisiert das, der Postnord-Vorstand wiegelt ab.

Während die dänische Post immer tiefer in die roten Zahlen rutschte, haben die Verantwortlichen beträchtliche Lohnerhöhungen und Boni ausbezahlt bekommen. Ein Wirtschaftsprofessor kritisiert das, der Postnord-Vorstand wiegelt ab.

In der Chefetage hat es offenbar an nichts gemangelt, während die krisengeschüttelte Postnord bei den übrigen Mitarbeitern deftige Einsparungen – vor allem in Form von Entlassungen – vornahm. Das zeigt eine Analyse der Geschäftsberichte des Unternehmens von 2011 bis 2015, berichtet das Gewerkschaftsblatt Fagbladet 3F.

Der ehemalige Chef des dänischen Zweiges der schwedisch-dänischen Postnord, Henning Christensen, und Lars Idermark, Geschäftsführer zwischen 2012 und 2013, haben demnach beträchtliche Summen eingestrichen. Den größten Reibach machte jedoch Henrik Rättzen, ehemaliger Finanzdirektor des Unternehmens. Von 2012 auf 2013 stiegt sein Monatsgehalt um 28.000 Kronen (3.767 Euro) an. Somit bekam er jeden Monat 508.000 Kronen (68.335 Euro) ausbezahlt. Als Rättzen Postnord 2014 verließ, hatte er die nächste Lohnerhöhung bereits eingestrichen. Wie der Geschäftsbericht zeigt, bekam er für viereinhalb Monate Arbeit in 2014 6,8 Millionen Kronen (914.725 Euro) ausbezahlt. Laut Postnord bestand ein Teil dieser Summe aus der Abfindung.

Dieser Bonus wurde ausgezahlt, als die Post gerade 2.000 Mitarbeiter entlassen hatte und in der Bilanz Verluste von 102 und 154 Millionen Kronen für 2013 und 2014 verzeichnet wurden.

Anders Dreyer von der Uni Aalborg, Professor für Wirtschaft und Unternehmensführung, nennt das "zutiefst unverständlich". "Normalerweise pflegt man Spitzenchefs dafür zu belohnen, ihr Unternehmen in eine positive Richtung zu entwickeln und das ist gelinde gesagt bei Postnord nicht der Fall gewesen", sagt er zu Fagbladet 3F.

"Es fällt mir ziemlich schwer, für diese Lohnsteigerungen gute Argumente zu finden. Es ergibt keinen Sinn, dass die dänischen oder die schwedischen Spitzenchefs so hohe Lohsteigerungen haben sollen, wenn es für Postnord gerade so sehr bergab geht", sagt Dreyer.

Unterdessen teilt der Vorstandsvorsitzende von Postnord, Jens Moberg, schriftlich mit, dass das Unternehmen danach strebe, die Chefgehälter angemessen zu halten.

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