Grenzüberschreitendes

Virtuelle Business-Brücke soll das Grenzland verbinden

Virtuelle Business-Brücke soll das Grenzland verbinden

Virtuelle Business-Brücke soll das Grenzland verbinden

Flensburg
Zuletzt aktualisiert um:
Neox Studios
Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (links) lässt sich von Neox-Geschäftsführer Andreas Jablonski (rechts) die Fortschritte des Mixed-Reality-Projekts erklären. Foto: Gerrit Hencke

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Behördengänge, Spiele, Jobsuche oder Shoppen: Das Mixed-Reality-Projekt „Business Bridge“ soll in Zukunft Deutschland und Dänemark stärker verbinden - mit virtueller Realität. Privatpersonen, öffentliche Institutionen oder Unternehmen sollen sich so einfacher vernetzen können. Mit dabei ist unter anderem die Kommune Tondern.

Das Flensburger IT-Unternehmen Neox Studios liegt unscheinbar im Technologiezentrum in der Lise-Meitner-Straße. Hinter den roten Backsteinwänden wird seit Juli 2023 fleißig programmiert. Denn hier entsteht unter der Schirmherrschaft von Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen ein laut Webseite „einmaliges Mixed-Reality-Projekt“, das Brücken zwischen Deutschland und Dänemark bauen soll. Und so heißt es konsequenterweise auch „Business Bridge“. Geschäftsbrücke, vermischte Realität? Was soll das eigentlich alles sein?

Virtuell in einem Raum

Die Fragezeichen beseitigen kann Andreas Jablonski. Er ist einer der Geschäftsführer bei Neox Studios und erklärt, dass es sich dabei um eine VR-Anwendung handelt, eine virtuelle Realität also, die in Zukunft „Cross-Border-Business“ ermöglichen soll. Es geht um Vernetzung im digitalen Raum mit unbegrenzten Möglichkeiten. Und um das Spielen, denn Neox Studios ist auch im Gaming-Bereich tätig.

Wer sich darunter noch immer nichts vorstellen kann, der muss sich einen realen Besuch im Einkaufszentrum, ein Meeting im Büro oder einen Termin im Bürgerbüro oder einen Kinobesuch mit Freunden vorstellen. Nur, dass man in Wirklichkeit zu Hause auf dem Sofa sitzt und eine VR-Brille trägt. Mit dieser kann man dann mittels eines Avatars, einer digitalen Figur, die sich individuell gestalten lässt, etwa an Geschäftstreffen teilnehmen, Jobs suchen, Messen besuchen oder in Flensburg einkaufen gehen – ganz so, als wäre man mittendrin. Nur ohne das schlechte Wetter.

Nachhaltig und regional

„Die SG Flensburg-Handewitt plant etwa ein virtuelles SG-Museum, durch das man dann laufen kann“, so Jablonski. Die Vorteile liegen für den Neox-Chef  auf der Hand: „Wir fördern den Austausch in der Region, und es ist nachhaltig, weil keiner mehr für Termine in den Flieger oder in die Bahn steigen muss.“

Business Bridge
Mit einer VR-Brille kann man sich durch eine virtuelle Welt bewegen: Das birgt unheimlich viel Potenzial für die Wirtschaft, meint Claus Ruhe Madsen. Foto: Gerrit Hencke

Nordschleswig mit im Boot

Noch befindet sich das Projekt in der Prototyp-Phase. Im kommenden Jahr soll es jedoch losgehen, gibt sich Jablonski selbstbewusst.

Finanziert wird das Projekt allein durch die bisher sieben Projektpartner, zu denen auf dänischer Seite die Süddänische Universität, die Kommune Tondern und die Tønder Erhvervsakademi gehören. Der Schwerpunkt liegt zunächst in Deutschland, aber in Dänemark soll „Business Bridge“ nach einem erhofften erfolgreichen Start ebenfalls etabliert werden. 

Die drei Partner aus Nordschleswig setzen große Hoffnungen in das Projekt. So geht es etwa um die Entlastung des Bürgerbüros, weil Bürgerinnen und Bürger in der gemischten Realität künftig ihren Ausweis vom Sofa aus verlängern oder sich ummelden können. Und es geht um die Rekrutierung von Arbeitskräften. Dabei soll auch Künstliche Intelligenz helfen.

Künstliche Intelligenz arbeiten lassen

„Jeder kann sich bei Business Bridge ein eigenes Büro mieten, einrichten und dort seine Dienstleistungen anbieten. Ist man nicht da, lässt man KI für sich weiter nach etwa potenziellen Jobs oder Arbeitskräften suchen“, so Jablonski. Dabei soll das Angebot für Konsumentinnen und Konsumenten kostenlos sein, Unternehmen müssen zahlen. 

Die KI soll auch dafür sorgen, dass deutsche und dänische Beteiligte direkt miteinander kommunizieren können, weil die Sprachen „on the fly“, also simultan, übersetzt werden können.

Schirmherr sieht viel Potenzial

Mit der Schirmherrschaft will Claus Ruhe Madsen das Projekt bekannter machen und sieht darin viel wirtschaftliches Potenzial. So würden gerade jüngere Generationen viel Geld im Netz und in sozialen Medien umsetzen, um etwa Dinge zu kaufen oder ihre Avatare in Spielen auszurüsten.

Unternehmen könnten Werbung schalten, Präsenzen kaufen, und dem Einzelhandel würden sich ebenfalls neue Geschäftsmöglichkeiten eröffnen, ist sich Madsen sicher. „Es wäre großartig, das in Schleswig-Holstein zu haben und charmant für die Region. Wir bauen so eine digitale Brücke im Grenzland.“

Außerdem sei es eine Testmöglichkeit für dänische Unternehmen, ob ihr Angebot für deutsche Kundinnen und Kunden relevant ist.

Ein Zukunftsprojekt

Marcos Sancho, Geschäftsführer bei Neox, sieht es als Zukunftsprojekt, weil die Digitalisierung auch ein politisch gewollter Prozess sei. Mit einem maßgeschneiderten Projekt für die Grenzregion habe sein Unternehmen ein Alleinstellungsmerkmal. Die größte Hürde sei die Hardware – also die VR-Brille. Doch weil die Technik immer weiter voranschreite, werde eine solche Brille in Zukunft Smartphones und Computer ersetzen, meint Sancho. Wenn die virtuelle Realität ins Leben der Menschen integriert ist, schaffe ein Projekt wie die Business Bridge einen Mehrwert.

Mehr lesen