Verteidigungspolitik

Regierung plant Wehrpflicht für Frauen

Regierung plant Wehrpflicht für Frauen

Regierung plant Wehrpflicht für Frauen

Kopenhagen
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Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (V), Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) und Außenminister Lars Løkke Rasmussen (Moderate) bei der Pressekonferenz am Mittwoch (von links) Foto: Liselotte Sabroe/Ritzau Scanpix

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Die SVM-Koalition will den Wehrdienst von vier auf elf Monate verlängern. Zukünftig werden auch junge Frauen dazu verpflichtet sein, bei der Musterung zu erscheinen.

Die Wehrpflichtigen sollen eine größere Rolle bei der Landesverteidigung spielen. Diese Auffassung vertritt die Regierungskoalition bestehend aus der Sozialdemokratie, Venstre und den Moderaten.

Sie plant daher, dass die Wehrpflicht gleichermaßen für Männer wie Frauen gelten soll. Bislang konnten Frauen freiwillig einen Wehrdienst absolvieren. Sie hatten jedoch dabei nicht dieselben Rechte wie die wehrpflichtigen Männer.

„Wir streben die volle Gleichstellung bei der Wehrpflicht an“, sagte Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) bei einer Pressekonferenz am Mittwoch.

„Das bedeutet, dass alle jungen Menschen ungeachtet des Geschlechts zur Musterung (Forsvarets Dag) und zu Wehrpflicht einberufen werden“, ergänzte Verteidigungsminister Troels Lund Poulsen (V).

Ergebnis abhängig von Verhandlungen

Obwohl die Regierung über eine eigene Mehrheit verfügt, ist die Frage der Wehrpflicht für Frauen noch nicht beschlossene Sache. Die übrigen Parteien, die die mehrjährige Absprache zur Landesverteidigung 2022 unterzeichnet haben, müssen ebenfalls gefragt werden.

Und das kann ein Problem für die Regierung werden. Die Dänemarkdemokraten haben sich gegen den verpflichtenden Wehrdienst für Frauen ausgesprochen und die Liberale Allianz ist ebenfalls skeptisch. Zwei Parteien reichen aus, um das Vorhaben zu blockieren.

Verlängerter Wehrdienst

Die SVM-Koalition plant ebenfalls, den Wehrdienst von vier auf elf Monate zu verlängern. Ziel sei, dass die Wehrpflichtigen basale operative Aufgaben lösen können, so Lund Poulsen. Auch soll ihre Anzahl von 4.700 auf 5.000 pro Jahr erhöht werden.

Seit 2012 ist es nach Informationen des Verteidigungsministeriums nicht notwendig gewesen, junge Menschen zum Wehrdienst zu zwingen. Es haben sich nämlich genug freiwillig gemeldet, um die 4.700 Plätze auszufüllen. 2023 war ein Viertel der Freiwilligen Frauen.

Lund Poulsen erwartet jedoch, dass sich das mit der Verlängerung der Wehrpflicht ändern wird. Daher wird es notwendig sein, neben den Freiwilligen, weitere Frauen und Männer einzuberufen. Wen dies betreffen wird, soll im Losverfahren entschieden werden.

Wehrdienst in Dänemark

Mit dem vollendeten 18. Lebensjahr werden alle Männer verpflichtend zur Musterung (Forsvarets Dag) für die Wehrpflicht einberufen. Nach Vorstellung der Regierung soll das zukünftig auch für Frauen gelten.

Man hat die Möglichkeit, sich bei der Musterung freiwillig für den Wehrdienst zu melden. Dies gilt auch für Frauen. Gibt es zu wenig Freiwillige, entscheidet das Los, wer einberufen wird. Das war seit 2012 nicht mehr notwendig. Es gibt drei Möglichkeiten, die Wehrpflicht zu erfüllen.

Das Militär

Der größte Anteil der jungen Menschen entscheidet sich für die Streitkräfte. 2023 haben 4.717 von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. 25,1 Prozent von ihnen waren Frauen.

Dienst ohne Waffe bei der Bereitschaft

523 haben 2023 von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht; 27,7 Prozent waren Frauen. Die Bereitschaft (Beredskabsstyrelsen) wird zum Beispiel bei Katastrophen wie Sturmfluten, Wolkenbrüchen und Großbränden eingesetzt. Sie ist Teil der Landesverteidigung und hat ähnlich wie beim Militär Dienstgrade.

Zivildienst

Wer aus Gewissensgründen den Wehrdienst verweigert, kann stattdessen Zivildienst leisten. 2023 haben lediglich 11 junge Männer davon Gebrauch gemacht. Auch in den Vorjahren war die Anzahl gering. Der Grund ist, dass es nicht notwendig gewesen ist, junge Männer gegen ihren Willen zum Wehrdienst zu verpflichten.

Quelle: Forsvarsministeriet

 

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