Corona-Krise

Mette Frederiksen in Staunings Fußspuren

Mette Frederiksen in Staunings Fußspuren

Mette Frederiksen in Staunings Fußspuren

Ritzau/nb
Kopenhagen/Roskilde
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Am Donnerstag ist es ein Jahr her, dass Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) auf einer Pressekonferenz den Shutdown Dänemarks ankündigte, um die Verbreitung des Corona-Virus einzudämmen. Foto: Martin Sylvest/Ritzau Scanpix

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Die Corona-Krise hat Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) einen Platz in den Geschichtsbüchern gesichert, lautet die Einschätzung des Historikers Claus Bundgård Christensen.

Am Donnerstag ist es ein Jahr her, dass Staatsministerin Mette Frederiksen (Soz.) auf einer Pressekonferenz den Shutdown Dänemarks ankündigte.

Corona-Pandemie größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg

Die Corona-Pandemie ist seither als größte Krise seit dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet worden, und es sei durchaus relevant, diese beiden Ereignisse zu vergleichen, meint der Historiker Claus Bundgård Christensen von der Universität Roskilde.

Unter anderem in Bezug auf die Art und Weise, mit der Mette Frederiksen in der Öffentlichkeit kommuniziert, verglichen mit dem damaligen Staatsminister Thorvald Stauning (Soz.), als der Zweite Weltkrieg ausbrach.

Gemeinschaftssinn als Botschaft

„Mette Frederiksen sprach gleich zu Beginn im März, als die Krise ausbrach, von Gemeinschaftssinn. Was tat Stauning, als er im September 1939 im Radio über den gerade ausgebrochenen Krieg sprach? Er sprach über Gemeinschaftssinn. Ich weiß nicht, ob Mette Frederiksen sich Staunings Rede angehört hat, aber man kann in jedem Fall sagen, dass es eine Menge Parallelen gibt“, sagt Claus Bundgård Christensen.

Zweiter Weltkrieg wesentlich schlimmer als Corona-Pandemie

Er hebt hervor, dass der Zweite Weltkrieg wesentlich schlimmer war als die Corona-Pandemie, allein an der Zahl der Toten gemessen.

In der Zeit nach der Pressekonferenz vom 11. März im vergangenen Jahr war vieles plötzlich anders. Schulen, Geschäfte, Restaurants waren geschlossen, die Straßen verödet, und der gewöhnliche Lärm von Flughäfen im ganzen Land war plötzlich verstummt.

Corona-Pandemie größte Regulierung der dänischen Gesellschaft

Claus Bundgård Christensen meint, dass die Corona-Pandemie die „größte Regulierung der dänischen Gesellschaft seit dem Zweiten Weltkrieg“ ausgelöst hat.

„Aber die Regulierung während der Zweiten Weltkriegs war wesentlich umfassender, als es jetzt der Fall ist. Damals ging es nicht allein darum, Geschäfte zu schließen. Von einem auf den anderen Tag wurde das Recht auf das private Auto in Dänemark abgeschafft. Man konnte kein Benzin mehr kaufen“, sagt er über die Kriegszeit.

Frederiksens Spielraum größer als der von Stauning

Mikkel Vedby Rasmussen, Professor und Dekan an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät der Universität Kopenhagen, verweist darauf, dass Mette Frederiksens Spielraum größer ist als der von Stauning während der Besatzungszeit.

„Stauning schaffte es, die Dinge zum Funktionieren zu bringen und an den nationalen Zusammenhalt zu appellieren, aber er konnte nicht wirklich die sicherheitspolitische Lage kontrollieren, in der man sich befand. Diese Krise ist kleiner, und ein kleines Land ist nicht so sehr seiner Umgebung ausgesetzt, wie es der Fall wäre, wenn es sich um den Dritten Weltkrieg handeln würde“, sagt er.

Stauning hatte Rolle des Landesvaters sicher

Der Zweite Weltkrieg sicherte dem Namen Thorvald Stauning die Rolle des Landesvaters, die er bereits in den Jahren vor Kriegsausbruch in seiner Eigenschaft als Staatsminister begonnen hatte aufzubauen.

Frederiksens Rolle als Landesmutter noch ungewiss

Ob Mette Frederiksen als eine Landesmutter in Erinnerung bleiben wird, ist zum momentanen Zeitpunkt schwer zu sagen. Aber man wird sich an sie erinnern, lautet die Einschätzung von Claus Bundgård Christensen.

„Mette Frederiksen wird dank Corona als eine der bedeutendsten Staatsminister in der dänischen Geschichte stehen. Das wird sie, weil sie während der größten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg an der Spitze der dänischen Gesellschaft gestanden hat“, sagt er.

Thorvald Stauning (rechts), hier während des Zweiten Weltkriegs im Jahr 1941, wurde zu einer Art Landesvater während des Krieges. Der sozialdemokratische Politiker war zweimal Staatsminister, zunächst von 1924 bis 1926 und erneut von 1929 bis zu seinem Tod 1942. (Archivfoto) Foto: H. Lund Hansen/Ritzau Scanpix
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