Wahlforschung

Klima wird zum wichtigen Politik-Thema – auch für Ältere

Klima wird zum wichtigen Politik-Thema – auch für Ältere

Klima wird zum wichtigen Politik-Thema – auch für Ältere

cvt/Ritzau
Kopenhagen
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Klimaaktivistin Greta Thunberg, hier bei einer Demo in Rom (Archivbild) Foto: YARA NARDI/Ritzau Scanpix

Das Interesse an der Klimapolitik hat seit Jahresbeginn rasant zugenommen. Besonders bei älteren Wählern wird dies deutlich, zeigen wöchentliche Umfragen. Doch es tut sich eine andere Kluft auf.

Nie war die Klimafrage den Menschen in Dänemark wichtiger als heute. Seit Januar hat sich der Fokus auf die Politikbereiche Klima und Umwelt deutlich verschärft, und nun haben auch die älteren Wähler das Thema für sich entdeckt. Sie ziehen in Umfragen mit der Jugend gleich, die bisher das größere Interesse ausgewiesen hatte.

Das zeigen wöchentliche Messungen des Meinungsforschungsinstituts Voxmeter für die Nachrichtenagentur Ritzau, bei denen wöchentlich mindestens 1.000 Personen befragt werden, welche Themen sie für die wichtigsten halten.

„Alle wollen das Klima“

Kasper Møller Hansen, Wahlforscher an der Uni Kopenhagen, fällt dabei besonders die wöchentliche Entwicklung ins Auge. „Es ist interessant, dass Klima und Umwelt sich in allen Altersgruppen und geschlechter- und regionenübergreifend manifestieren. Alle wollen das Klima. Es wird ein sehr wichtiges Wahlthema und wird ein größeres Thema als jemals zuvor in dänischen Wahlkämpfen“, sagt er.

In Woche drei des Jahres 2019 hatten noch 24 Prozent der Befragten angegeben, Klima und Umwelt als eines der drei wichtigsten Themen zu betrachten. In den vergangenen 14 Wochen ist dieser Wert um 16,3 Prozentpunkte angestiegen, sodass 40,3 Prozent der Befragten es nun zu einem der wichtigsten Themen zählen.

Früher gab es dabei erhebliche Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Wählern. Dies hat sich inzwischen geändert. Doch wahlentscheidend ist das Thema Klima, obwohl es als wichtig eingestuft wird, für viele noch immer nicht.

„Die Wähler haben sich in den vergangenen drei Monaten grundsätzlich nicht bewegt“, sagt Møller Hansen. Die Wahlentscheidung sei bereits von sehr vielen Fragen beeinflusst.

Engell: Interesse ja – aber keine wahlentscheidende Frage

Der ehemalige konservative Minister und heutige Politik-Kommentator Hans Engell meint, dass die mediale Aufmerksamkeit Auswirkungen gehabt haben könnte. „Je mehr Fokus die Medien darauf legen, desto mehr fokussieren sich auch die Wähler darauf“, meint er. Auch die Parteien seien im Umweltbereich in die Gänge gekommen.

Wie der Wahlforscher, so glaubt aber auch Engell nicht daran, dass das Klima zum wahlentscheidenden Thema werden könnte. Die Parteien hätten ihre Klimapolitik bereits mit den Überzeugungen ihrer Wähler abgestimmt.

Es sei ein schweres Politikfeld, weil „alle finden, dass wir der Umwelt etwas Gutes tun sollten. Da sind sich die Leute grundsätzlich einig, aber sie sind sich über die Geschwindigkeit und das Wie uneinig“, meint Professor Møller Hansen. Als Ursache für die gesteigerte Aufmerksamkeit nennt er die von der Schwedin Greta Thunberg ausgelösten Schüler-Demonstrationen und diverse Naturkatastrophen.

Kluft zwischen Stadt und Land

Besonders die Jugend habe das Thema auf die Tagesordnung gesetzt, inzwischen sei die Generationenlücke allerdings überbrückt. Anders sieht es geografisch aus. Hier sind besonders die Menschen in der „roten“ Hauptstadtregion stark am Klimathema interessiert. „Die Klimadebatte könnte dazu beitragen, die bestehende Dimension zwischen Land und Stadt zu verstärken“, sagt der Wahlforscher.

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