Leitartikel

„Kinder mit Migrationshintergrund auf der Überholspur“

Kinder mit Migrationshintergrund auf der Überholspur

Kinder mit Migrationshintergrund auf der Überholspur

Kopenhagen
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Nachkommen von Menschen aus nicht westlichen Ländern schneiden mittlerweile in der Volksschule besser ab als Schülerinnen und Schüler, deren Eltern aus Dänemark stammen. Mehr Nachdenklichkeit und weniger Parolen sind deshalb in der politischen Debatte über „die Ausländerinnen und Ausländer“ angesagt, meint Walter Turnowsky in seinem Leitartikel.

Eine Analyse der Denkfabrik Kraka und des Beratungsunternehmens Deloitte hätte eigentlich am Dienstag im Ausländer- und Integrationsministerium die Sektkorken knallen lassen müssen. Zeigt sie doch, dass es mit der Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund wesentlich besser aussieht, als man annehmen würde, wenn man nur die Schlagzeilen zum Thema „Ausländerinnen und Ausländer“ verfolgt.

Laut der Analyse schneiden Nachkommen von Eltern aus nicht westlichen Ländern im Vergleich zu Kindern mit dänischen Eltern bei der Abschlussprüfung nach der 9. Klasse der Volksschule immer besser ab. Berücksichtigt man den sozialen Hintergrund, haben diese Schülerinnen und Schüler ihre Klassenkameradinnen und -kameraden überholt.

2013 lag der Zensurdurchschnitt von Kindern mit Migrationshintergrund um 0,3 niedriger als bei Kindern dänischer Abstammung. Bei den Abschlussprüfungen 2020 und 2021 haben sie um 0,2 Punkte besser abgeschnitten.

Von irgendwelchen Sektkorken war jedoch aus dem Ausländer- und Integrationsministerium nichts zu hören. Nach einer Pressemitteilung von Minister Kaare Dybvad (Soz.) zu dem Thema sucht man auf der Homepage des Ministeriums vergeblich.

Dybvad ist als Chefideologe der Sozialdemokratie ansonsten beim Thema Integration nicht unbedingt zurückhaltend. So blies er 2021 in „Altinget“ – damals noch als Wohnungsbauminister – zum Kampf gegen „Parallelgesellschaften“, rief zu einer „Wertediskussion“ über Schweinefleisch und für Frauen reservierte Zeiten in Schwimmbädern auf.

Hier soll nicht verleugnet werden, dass es bei der Integration weiterhin Probleme gibt, aber die Fortschritte gehen in der Diskussion viel zu oft unter.  Denn die aktuelle Studie ist nicht die einzige, die belegt, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund beim Bildungsniveau zulegen, und das gilt auch für die Zeit nach dem Volksschulabschluss.

Wer wirklich die Integration fördern möchte – und hier sind Politikerinnen und Politiker von der Sozialdemokratie wie auch den bürgerlichen Parteien gemeint –, würde diese Erfolge sehr viel stärker betonen. Denn das gute Beispiel animiert zum Nachahmen, während das ewige Eindreschen auf Bevölkerungsgruppen für die Betroffenen nicht motivierend wirkt.

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