Gesundheit

Psychiatrie schickt jeden vierten Patienten weg

Psychiatrie schickt jeden vierten Patienten weg

Psychiatrie schickt jeden vierten Patienten weg

Ritzau/wt
Kopenhagen
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Die Psychiatrie in Süddänemark weist 13 Prozent der Patientinnen und Patienten ab. Foto: Mogens Juhl/Ritzau Scanpix

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Die Dänische Psychiatrische Gesellschaft nennt es problematisch, dass Patientinnen und Patienten abgewiesen werden, obwohl sie eine ärztliche Überweisung bekommen haben.

Im Durchschnitt wird ein Viertel der Patientinnen und jeder vierte Patienten, die eine psychiatrische Behandlung benötigten, abgewiesen. Das schreibt „DR“ auf der Grundlage einer Akteneinsicht.

In der Region Süddänemark sieht es mit 13 Prozent Abweisungen im Jahr 2021 nicht ganz schlimm aus, wie in den Regionen Seeland und Hauptstadt. Hier wurden 36 Prozent beziehungsweise gut 25 Prozent 2022 bis April unverrichteter Dinge weggeschickt. Die Regionen Nordjütland und Mitteljütland erheben die Zahlen nicht, doch laut Verband der Regionen, ist das Bild dort ähnlich.

Die Zahlen umfassen Patienten, bei denen ein allgemein praktizierender Arzt eingeschätzt hat, dass eine psychiatrische Untersuchung oder Behandlung notwendig ist.

Kapazitätsmangel

Die Gesellschaft für Psychiatrie meint, es sei ein großes Problem, dass so viele Menschen trotz ärztlicher Überweisung weggeschickt werden.

„Die Psychiatrie hat einfach nicht die Kapazität, die Menschen, für die es notwendig ist, zu behandeln. Die Folge ist, dass Menschen nicht die Hilfe bekommen, die sie benötigen. Ich befürchte, dass viele am Ende aufgeben“, sagt der Vorsitzende der Gesellschaft, Torsten Bjørn Jacobsen, zu „DR“.

Zwar gebe es auch andere Gründe, Patienten abzuweisen, doch laut Jacobsen sei Ressourcenmandel der häufigste.

Bei der Regierungsbildung 2019 hatte die Regierung mit den Unterstützerparteien vereinbart, einen Zehnjahresplan für die Psychiatrie zu erarbeiten. Erst im September will Gesundheitsminister Magnus Heunicke (Soz.) die Parteien des Folketings zu Verhandlungen einladen. Er ist jedoch bereit, die Verhandlungen vorzuziehen.

Kritik an zögerlichem Handeln

Interessengruppen mit Bezug zur Psychiatrie haben den Politikerinnen und Politikern zu zögerliches Handeln vorgeworfen. Die Gesellschaft für Psychiatrie und die Stiftung für Psychiatrie erklären gegenüber  „DR“, dass es dringlich sei, den Plan zu beschließen.

Die Diskussion über die Psychiatrie wurde neu entfacht, nachdem die Polizei mitgeteilt hatte, dass der mutmaßliche Täter, der vergangenen Sonntag drei Menschen im Einkaufszentrum ermordete haben soll, im psychiatrischen System „bekannt ist“.

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