Technologie

Ministerin will, dass Sprachassistenten in Zukunft Sønderjysk verstehen

Ministerin will, dass Sprachassistenten in Zukunft Sønderjysk verstehen

Ministerin will, dass Technik in Zukunft Sønderjysk versteht

ghe/Ritzau
Kopenhagen
Zuletzt aktualisiert um:
Smartphone
Die meisten Smartphones verfügen heutzutage über Spracherkennung und Sprachassistenten. Diese sollen nach Wunsch der Digitalisierungsministerin Marie Bjerre (Venstre) künftig auch Dialekte erkennen können. Foto: Niels Christian Vilmann/Ritzau Scanpix

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Sprachsteuerung auf Sønderjysk? Das ist noch Zukunftsmusik. Doch das Projekt einer Dialektdatenbank soll es Unternehmen bald ermöglichen, sprachgesteuerte digitale Lösungen zu entwickeln, bei der regionale Sprachen integriert werden können.

Tjøvenhavn oder København? Mojn oder hej? Bette oder lille? Jede dänische Region hat ihren eigenen Dialekt und ihre eigene Art, die Sprache zu sprechen und zu verstehen. Aber die technischen Lösungen sind nicht ganz auf der Höhe der gesprochenen Sprache der dialektlastigen Bürgerinnen und Bürgern. Deshalb startet die Ministerin für Digitalisierung und Gleichstellung, Marie Bjerre (Venstre), jetzt ein digitales Dialektprojekt.

Bis zu 1.500 Sprachstunden von mehr als 1.500 Freiwilligen aus verschiedenen Teilen des Landes sollen dafür sorgen, dass in Zukunft sprachgesteuerte digitale Lösungen entwickelt werden, die das Dänische aus jeder Region verstehen und sprechen können.

„Die Absicht ist, dass wir jetzt eine Dialektdatenbank anlegen, damit neue sprachgesteuerte Technologien, die dänische Unternehmen entwickeln werden, alle Menschen verstehen können. Wir sprechen in Dänemark viel Dialekt, obwohl wir ein kleines Land sind“, sagt Marie Bjerre laut Pressemitteilung. 

Das neue Projekt zielt unter anderem darauf ab, dass Navis und öffentliche Verkehrsmittel Dialekte verstehen können, und das Projekt könnte sich auch als nützlich für Speech-to-Text-Programme erweisen.

„In den Daten und Sprachmodellen, die wir jetzt haben und auf deren Grundlage die Technologie entwickelt wird, sind Frauen, ältere Menschen und Dialekte besonders unterrepräsentiert. Daher ist es wichtig, diese Stimmen und Dialekte zu erhalten, damit die Technologie in Zukunft auch von Däninnen und Dänen mit starkem Dialekt genutzt werden kann“, so die Ministerin.

Marie Bjerre (Arkivfoto)
Marie Bjerre (Archivfoto) Foto: Søren Bidstrup/Ritzau Scanpix

Die Absicht ist, dass wir jetzt eine Dialektdatenbank anlegen, damit neue sprachgesteuerte Technologien, die dänische Unternehmen entwickeln werden, alle Menschen verstehen können. Wir sprechen in Dänemark viel Dialekt, obwohl wir ein kleines Land sind.

Marie Bjerre, Ministerin für Digitalisierung und Gleichstellung

Bedarf für Projekt ist da

Doch gibt es überhaupt einen Bedarf für dieses Projekt, wo doch so viele Menschen Rigsdansk sprechen?

„Ja, es gibt einen Bedarf für ein solches Projekt“, sagt Bjerre. „Wir sprechen viel im Dialekt, und das wird wahrscheinlich auch so bleiben. Dialekte haben für uns Dänninen und Dänen einen großen kulturellen Wert.“

In der Praxis wird die Dialektdatenbank Behörden und Unternehmen frei zur Verfügung gestellt, damit diejenigen, die mit Sprachsteuerung arbeiten, sie bei der Entwicklung digitaler Lösungen nutzen können.

In Dänemark gibt es etwa 32 Dialekte

Ein Dialekt ist eine Variante einer Landessprache, die in einem geographisch definierten Teil Dänemarks gesprochen wird. Dialekte gibt es sowohl in ländlichen als auch in städtischen Gebieten.

Es gibt drei Hauptdialekte in Dänemark:

  • Jütländisch (Jysk)
  • Inseldialekt. (ø-mål)
  • Bornholm-Dialekt (bornholmsk) 

Die drei Hauptdialekte lassen sich weiter unterteilen in eine Reihe von Dialekten wie

  • Westjütländisch (vestjysk)
  • Nordjütländisch (nordjysk)
  • Südjütländisch (sønderjysk)
  • Nordseeländisch (nordsjællandsk)
  • Funenisch (fynsk)

Es ist schwierig, die genaue Anzahl der Dialekte in Dänemark zu ermitteln, aber die Universität Kopenhagen schätzt, dass es etwa 32 Dialekte in Dänemark gibt.

Quellen: Sproget.dk und Universität Kopenhagen

Linguistin begrüßt Projekt

Inger Schoonderbeek Hansen, die sich als Linguistin an der Universität Aarhus intensiv mit Dialekten beschäftigt hat, meint, dass die traditionellen Dialekte vielleicht verschwinden werden – das heißt diejenigen, bei denen man Menschen durch Sprache bis auf Gemeindeebene einordnen kann.

„Man kann vielleicht eher von regionalen Dialekten sprechen. Man kann immer noch hören, ob man mit jemandem aus dem Norden, Westen oder Osten von Jütland spricht. Aber man wird nicht erkennen können, ob es sich um jemanden aus Tved in Djursland handelt“, sagte sie gegenüber „Ritzau“.

Wir erleben auch immer wieder Verständigungsprobleme zwischen einem Teil des Landes und einem anderen.

Inger Schoonderbeek Hansen, Linguistin an der Universität Aarhus

Die Unterschiede führen gelegentlich noch zu Verständigungsproblemen, weshalb Inger Schoonderbeek Hansen das Projekt der Ministerin für sinnvoll hält. Sie hält es zum Beispiel für sinnvoll, Dialekte in Beschilderungssysteme einzubeziehen. „Ich glaube, jeder hat schon Situationen erlebt, in denen Straßennamen und Städtenamen seltsam ausgesprochen werden.“

Die traditionellen Dialekte seien heute wahrscheinlich nicht mehr so leicht zu finden, aber die modernen Dialekte gebe es immer noch. „Und wir erleben auch immer wieder Verständigungsprobleme zwischen einem Teil des Landes und einem anderen“, sagt Schoonderbeek Hansen.

Es geht nicht um die Erhaltung der Kultur

Es handele sich jedoch nicht um ein Projekt zur Erhaltung der Kultur, betont Marie Bjerre. „Ja, Dialekte haben einen großen kulturellen Wert, aber in erster Linie geht es um eine bessere Zugänglichkeit für die Bürgerinnen und Bürger.“

Weil es in Zukunft mehr sprachgesteuerte Technologie haben werden, bei der man mit einem Computer oder einem Telefon sprechen kann, sei es wichtig, dass die Softwarelösungen alle Däninnen und Dänen verstehen können, sagt Marie Bjerre.

Mehr lesen

Diese Woche In Kopenhagen

Walter Turnowsky ist unser Korrespondent in Kopenhagen
Walter Turnowsky Korrespondent in Kopenhagen
„Die unaufgeregte Diskussion über den historischen Beschluss zur Abtreibung“