Gleichstellung
Zahlen belegen: Gesetz über Elternzeit für Männer zeigt Wirkung in Dänemark
Zahlen belegen: Gesetz über Elternzeit für Männer zeigt Wirkung in Dänemark
Gesetz über Elternzeit für Männer zeigt Wirkung in Dänemark

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Die Tage, in denen dänische Väter Europas Kindermuffel waren, sind gezählt: Ein neues Gesetz hat schneller als angenommen dafür gesorgt, dass sie sich länger von der Arbeit befreien lassen, um sich um den eigenen Nachwuchs zu kümmern. Das zeigt eine Studie unter Ingenieuren. Doch es gibt Zweifel, ob andere Branchen mitziehen. Mit Erklär-Grafik.
Die Sonder-Elternzeit (øremærket barsel) für Väter wird gut angenommen. Wie eine Erhebung unter den Mitgliedern der Gewerkschaft der Ingenieurinnen und Ingenieure (IDA) zeigt, nehmen die Väter heute deutlich längere Auszeiten von der Arbeit als früher.
Nach langer Debatte und zähem politischen Widerstand war am 2. August 2022 ein neues Gesetz in Kraft getreten, um dafür zu sorgen, dass Dänemark bei der Kinderbetreuung durch Väter nicht mehr zu den Schlusslichtern in der EU gehört. Hintergrund: Laut Statistikbehörde haben Väter in Dänemark 2019 im Schnitt weniger als 34 Tage Elternzeit genommen – Mütter hingegen fast 281 Tage.
Mehr Gleichstellung setzt voraus, dass die Tarifverträge nachgebessert werden.
Malene Matthison-Hansen
Die neuen Regeln schreiben Vätern (oder Mitvätern bzw. Mitmüttern bei gleichgeschlechtlichen Eltern) elf Wochen Sonder-Elternzeit zu – im Vergleich zu vorher lediglich zwei Wochen. Diese Zeit kann nur von ihnen beansprucht werden und ist nicht übertragbar.
Die Zahlen von IDA zeigen, dass die Väter seit August 2022 statt zuvor 9,5 Wochen im Schnitt nun 13,6 Wochen Elternzeit nehmen. Zugleich ging die Zahl bei den Müttern um viereinhalb Wochen zurück.

Malene Matthison-Hansen, Vorsitzende des Beschäftigtenrates bei Ida, freut das, wie sie der Nachrichtenagentur „Ritzau“ sagt: „Die Idee mit der Elternzeit für Väter hat dazu beigetragen, die stereotype Vorstellung zu verändern, dass Elternzeit nur etwas für Mütter ist.“
Für Frauen, so betont sie, sei es wichtig, dass sie in Bezug auf Karriereentwicklung, Bezahlung und Renten nicht mehr so weit zurückfallen wie früher.
Sie räumt jedoch ein, dass die begehrten Ingenieurinnen und Ingenieure etwas bessere Chancen als viele andere Berufsgruppen haben, gute Angebote zu bekommen.
Dazu gehören auch Unternehmen, die sich dafür entschieden haben, während des Mutterschaftsurlaubs einen 100-prozentigen Gehaltsausgleich zu gewähren.
„Mehr Gleichstellung setzt voraus, dass die Tarifverträge nachgebessert werden, damit breitere Gruppen von Lohnfortzahlung während der Elternzeit profitieren“, sagt Matthison-Hansen.
Forscher: Vorbilder Schweden und Norwegen bezahlen voll
Die Unterschiede sind noch groß. Im Finanzsektor ist ein Anstieg von 16 auf 26 voll bezahlte Wochen vorgesehen. In anderen Branchen wird über vier zusätzliche Wochen gesprochen.
Eine zentrale Frage sei die Bezahlung, sagt Jakob Egholt Søgaard, der in Sachen ökonomischer Gleichstellung an der Uni Kopenhagen forscht. „Die Bezahlung während des Elternurlaubs ist entscheidend dafür, dass Männer in allen Branchen den Elternurlaub ernsthaft in Anspruch nehmen. Und wenn Nachbarländer wie Norwegen und Schweden weiter sind, dann gerade deshalb, weil sie günstigere Bedingungen bieten als wir in Dänemark“, sagt er.
Er hat gerade 4,5 Millionen Kronen von der Carlsberg-Stiftung erhalten, um das Verhalten von Eltern im Kontext des Elternurlaubes zu untersuchen.