Gesundheit
Kinder und Jugendliche haben sich während Corona zunehmend einsam gefühlt
Kinder und Jugendliche haben sich während Corona zunehmend einsam gefühlt
Kinder haben sich während Corona zunehmend einsam gefühlt
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Fast bei jedem fünften Anruf, der beim Kindertelefon zum Thema Corona eingegangen ist, sprachen die Mädchen und Jungen an, dass sie sich einsam fühlten. Auch die Anzahl an Gesprächen über Selbstmord ist im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Expertinnen und Experten schlagen Alarm.
Die Kinder, die beim Sorgentelefon „BørneTelefonen“ angerufen haben, haben sich 2021 oft einsam und mutlos gefühlt. Dies zeigt eine neue, am Dienstag veröffentlichte Analyse von 2.672 Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen in den vergangenen zwei Jahren.
Ich habe noch nie so viele junge Menschen getroffen, die so direkt über Einsamkeit nachgedacht haben wie während der zweiten Corona-Welle.
Helle Rabøl Hansen, Kinder- und Jugendforscherin
Einsamkeit führt die Liste der häufigsten Gründe für einen Anruf an. Bei fast jedem fünften Anruf – 18 Prozent – ging es um dieses Thema. Das ist ein Anstieg um 14,2 Prozent im Vergleich zu 2020.
Forscherin besorgt
Helle Rabøl Hansen ist Kinder- und Jugendforscherin an der Universität Aarhus und arbeitet an einem Forschungsprojekt über das Leben von Jugendlichen während Corona.
„Ich beschäftige mich seit einigen Jahren mit dem Thema Einsamkeit. Und ich habe noch nie so viele junge Menschen getroffen, die so direkt über Einsamkeit nachgedacht haben wie während der zweiten Corona-Welle“, sagt sie.
Die Gesamtzahlen für alle Arten von Anrufen beim Sorgentelefon zeigen ebenfalls einen traurigen Trend. So haben auch die Gespräche über Selbstmord im Jahr 2021 mehr Raum eingenommen.
Hier sprachen die Beraterinnen und Berater 3.545-mal mit Kindern und Jugendlichen über Suizid, bei insgesamt 50.615 Gesprächen. Das sind 1.387 Gespräche mehr über Selbstmord als im Jahr 2020.
Die Zahlen geben Anlass zur Sorge bei der Kinderschutzorganisation Børns Vilkår.
Es ist eigentlich ein Signal, dass aktiv etwas getan werden sollte, um eine Gruppe, die unter den Folgen leidet, aufzufangen.
Rasmus Kjeldahl, Direktor von Børns Vilkår
„Was mich am meisten beunruhigt, ist die Zunahme von Selbstmord und Selbstverletzung sowie die Tatsache, dass die Kinder bei den jüngsten Schließungen stark von Einsamkeit betroffen sind“, sagt Rasmus Kjeldahl, der Direktor von Børns Vilkår.
Handlungsbedarf nach der Pandemie
Er ist der Meinung, dass es wichtig ist, den Problemen der Kinder und Jugendlichen weiterhin Aufmerksamkeit zu schenken, auch wenn sie jetzt wieder zur Schule gehen.
„Es ist eigentlich ein Signal, dass aktiv etwas getan werden sollte, um eine Gruppe, die unter den Folgen leidet, aufzufangen“, so der Direktor.
Helle Rabøl Hansen stimmt zu, dass etwas getan werden muss, um die Probleme zu lösen.
In ihrem Forschungsprojekt stellte sie fest, dass die Schließungen ihren Tribut in der Gesellschaft gefordert haben.
Neue Gewohnheiten schaffen
„Insgesamt deuten die Rückmeldungen darauf hin, dass das Zusammensein unter den Restriktionen gelitten hat. Wir müssen über einen Neustart nachdenken. Es ist nicht nur eine Wiederholung des Alten. Es sollte ein Neuanfang sein“, sagt sie.
Rasmus Kjeldahl stimmt zu, dass es für die Kinder schwierig war, in ihre gewohnten Gruppen zurückzukehren.
„Viele der Menschen, die uns anrufen, sind Menschen, die schon einmal am Rande der Gesellschaft gestanden haben. Indem sie ihrer Routine nachgehen konnten, hatten sie einen Weg in ihrem Alltag gefunden, dazuzugehören. Doch dieser Alltag ist durch Corona kaputtgegangen.“