Zu früh das Land verlassen

Fogh Rasmussen: Europa hat sich die Flüchtlingsströme aus Libyen selbst zuzuschreiben

Fogh Rasmussen: Europa hat sich die Flüchtlingsströme aus Libyen selbst zuzuschreiben

Fogh Rasmussen: Europa hat sich die Flüchtlingsströme aus Libyen selbst zuzuschreiben

Kopenhagen
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Foto: Scanpix

Der ehemalige Staatsminister und Nato-Generalsekretär wirft den europäischen Politikern vor, nach dem Sturz von Gaddafi keine weiteren Truppen nach Libyen geschickt zu haben. Gleiches sagt auch die frühere Staatsministerin Helle Thorning-Schmidt.

Das Flüchtlingswellen heute nach Europa strömen und die europäische Politik vor große Herausforderungen stellen, haben sich die politischen Eliten selbst zuzuschreiben. So die Aussage des früheren Nato-Generalsekretärs und dänischen Staatsministers, Anders Fogh Rasmussen, zum siebten Jahrestag des Parlamentsbeschlusses, dänische F-16-Kampfflugzeuge in den Krieg gegen den ehemaligen libyschen Machthaber Muammar Gaddafi zu schicken.

Libyen sei heute ein Sprungbrett für illegale Migranten nach Europa, darunter auch Terroristen. Die internationale Gemeinschaft hätte den neuen Machthabern nach dem Sturz Gaddafis mehr zur Seite stehen müssen, so Fogh Rasmussen zur Nachrichtenagentur Ritzau. „Es war ein klarer Fehler, dass keine Truppen zur Friedenssicherung geschickt wurden. Dafür bezahlen wir nun den Preis. Europa hat als Nachbar eine besondere Verantwortung.“

Unterstützung von Thorning-Schmidt

Auch die ehemalige dänische Regierungschefin Helle Thorning-Schmidt, unter deren Leitung der dänische Lufteinsatz gestartet wurde, kritisiert die europäische Nachkriegspolitik in Libyen.

„Wir haben Libyen zu schnell verlassen. Die Weltgemeinschaft hätte viel mehr Ressourcen aufwenden müssen, um das Land wieder funktionstüchtig zu machen“, so Thorning-Schmidt. Es sei gut gewesen, militärisch einzugreifen, doch es sei eine Lehre für alle gewesen, dass der Einsatz danach weitergehen müsse.

Dass Europa eine Mitschuld an den Flüchtlingsströmen hat, lehnt sie ab, „aber wir hätten mehr tun können“. Seit dem Zusammenbruch Libyens 2014 haben mehr als 700.000 Flüchtlinge das Mittelmeer Richtung Europa überquert.

Mehr als 10.000 Menschen ertranken bei dem Versuch, nach Europa zu gelangen. Sicherheitsexperten der Vereinten Nationen schätzen, dass sich die Lage in Libyen immer weiter verschlechtern wird.

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