Bewertungen

Wirt wünscht sich mehr Verständnis von seinen Gästen

Wirt wünscht sich mehr Verständnis von seinen Gästen

Wirt wünscht sich mehr Verständnis von seinen Gästen

Linda Krüger, shz.de
Flensburg/Flensborg
Zuletzt aktualisiert um:
Barista Chef Tobias Preuß ist verärgert über Gäste, die sein Personal bepöbeln und negative Bewertungen hinterlassen. Foto: Michael Staudt, shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Nachdem der Gastronom gesehen hat, dass Gäste sich dem Personal gegenüber unhöflich verhalten und dann auch noch schlechte Bewertungen im Internet abgeben, reagiert er auf einem sozialen Netzwerk und macht seinem Ärger Luft.

Tobias Preuß wirkt angespannt und nachdenklich, als er am Dienstagmorgen vor seinem Café Barista am Holm steht. Der Flensburger Gastronom hat am 24. Juli einen Post in einem sozialen Netzwerk veröffentlicht, in dem er seine Gäste um Verständnis bittet, wenn diese mit dem Service im Barista unzufrieden seien sollten. Darüber hinaus nimmt er sein Team in Schutz und spricht das aus, was momentan wohl viele, die in der Gastronomie arbeiten, empfinden.

Schlechte- und Fake-Google-Bewertungen

Neben Gästen, die das Personal angepöbelt haben sollen, sind schlechte- und Fake-Bewertungen bei Google veröffentlich worden, die Preuß nicht nachvollziehen kann. In einer negativen Rezension heißt es beispielsweise: „Café ja Barista nein! Ein guter Kaffee ist mehr als ein stylisches Ambiente. Der Milchkaffee war nicht mehr als aufgewärmte Milch, die einmal kurz einen Kaffee gesehen hat. Der Schaum oben auf war so grobblasig wie Seifenschaum.“

Die Kommunikation mit den Gästen ist für den Gastronom wichtig, weshalb er bei negativen Kommentaren immer nachfragt: „In einem Fall soll der Gast schlecht bedient worden sein, als wir noch nicht mal geöffnet hatten. Ich nehme gerne Kritik an, aber von Fake-Bewertungen halte ich gar nichts.“

Zuspruch von Gästen

Seine Worte kommen an und er erntet nur Lob und Zuspruch unter dem Post in den Kommentaren: „Toll, dass du dich so stark machst für dein Personal. Und die Unfreundlichen können sich ihren Kaffee zu Hause kochen. Warum sind manche Leute so? Ich kann das nicht verstehen, wir haben doch alle mal angefangen. Haltet durch und macht weiter so. Toller Chef“, heißt es in einem Kommentar.

Personalmangel und steigende Kosten

Tobias Preuß ist überrascht, dass einige Menschen so negativ reagieren, sagt er. Eine große Herausforderung ist momentan die Suche nach Personal, betont der Flensburger. Für ihn ist es selbstverständlich, sich für sein Team einzusetzen und es auch „zu schützen“. Ein Großteil der Mitarbeiter ist ganz neu und muss noch eingearbeitet werden. „Ich will keine Gäste bedienen, die unsere Arbeit nur negativ empfinden. Wir sind kein Fast Food Restaurant.“

Das Café Barista sei für ein gemütliches Beisammensein gedacht, sagt der Besitzer. Gerade zur Frühstückszeit kann es deutlich voller als sonst werden, wodurch auch mal Wartezeiten entstehen. Sowohl der Kaffee als auch die Speisen sollen qualitativ hochwertig sein. „Ich würde mir nie einen Vollautomaten kaufen. Wir haben einen Anspruch an unseren Kaffee und unsere Speisen. Manchmal kann es dadurch auch länger dauern“, erklärt Preuß. 90 Prozent der Gäste sind geduldig, schätzt der Café-Besitzer.

Cafés machen die Flensburger Innenstadt aus

Auch wenn der Café-Besitzer sich freut, neues Personal gefunden zu haben, bereiten ihm steigende Kosten etwa für Kaffeebohnen momentan Bauchschmerzen. Statt 22 Euro zahlt er inzwischen 36,50 Euro für ein Kilo Kaffeebohnen. Für den Gastronom steht trotz steigender Kosten fest, dass er das Café weiter betreibt: „Die Cafés machen die Flensburger Innenstadt aus. Nur zum Einkaufen geht keiner in die Stadt. Ich wollte mit dem Post auch für andere Gastronomen sprechen. Für mich ist es wichtig, dass alle überleben können“, so Tobias Preuß.

Längere Öffnungszeiten und Lesungen

Für die Zukunft würde sich der Flensburger wünschen, dass Gäste sich direkt bei ihm melden, wenn sie unzufrieden sind. „Natürlich ist es unrealistisch, dass man nur Lob bekommt. Aber ich hoffe, dass ich durch die Aktion einen anderen Blickwinkel geben konnte.“, sagt Preuß.

Ein weiterer Plan, den Preuß bisher noch nicht in die Tat umgesetzt hat, sind längere Öffnungszeiten am Wochenende oder Lesungen im Café. Doch vorerst beobachtet er, wie sich die Corona-Lage weiter entwickelt: „Jetzt gerade möchten wir eigentlich nur überleben. Was Corona uns gekostet hat, können sich viele nicht vorstellen.“

Mehr lesen
Kirsten Bachmann

„Mojn Nordschleswig“

Jetzt im Podcast: Volle Autos statt leere Busse – so soll die Rechnung aufgehen

Apenrade/Aabenraa In Folge 15 von „Mojn Nordschleswig“ bekommt Cornelius von Tiedemann überraschenden Besuch, als er Hannahs und Helges Quiz ankündigt. Sara Eskildsen spricht mit der Politikerin Kirsten Bachmann über eine App, die dafür sorgen soll, dass Menschen im ländlichen Raum mobiler werden und Hannah Dobiaschowski hat sich beim Leseratten-Duo Hugo und Linus nach Buchtipps erkundigt.