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Mit einem Kenner durch Hoyers neuen und alten Glanz

Mit einem Kenner durch Hoyers neuen und alten Glanz

Mit einem Kenner durch Hoyers neuen und alten Glanz

Hoyer/Højer
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Harro Marquardsen begrüßte alle auf dem neugestalteten Markt in Hoyer. Foto: Monika Thomsen

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Mit Volker Heesch hatten die Mitglieder des landwirtschaftlichen Kreisvereins West einen kompetenten Stadtführer. Die Sommerveranstaltung lockte fast 50 Interessierte an.

„Herzlich willkommen. Es ist schön, dass so viele aufgetaucht sind“, freute sich der Vorsitzende des Kreisvereins West des Landwirtschaftlichen Hauptvereins für Nordschleswig (LHN), Harro Marquardsen.

An diesem eher kühlen Juniabend schlossen sich auf dem Marktplatz in Hoyer knapp 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Ortsbegehung in Regie von Volker Heesch an.

Der pensionierte Redakteur des „Nordschleswigers“ ließ beim Rundgang die interessierte Schar an seinem detaillierten Wissensschatz über die Entwicklung in seinem langjährigen Wohnort teilhaben.

Die Tour führte an der Kirche vorbei. Foto: Monika Thomsen

Nach Aufwertung Interesse an Gebäuden

Volker Heesch berichtete, dass die Stadterneuerung im Zuge der Initiative Tonderner Marsch zusammen mit der Instandsetzung von Häusern auch vereinzelt dazu geführt hat, dass Hausbesitzerinnen oder Hausbesitzer quasi über die Hecke hinweg spontan von Gästen des Ortes ein Kaufangebot bekommen hätten.

Mit Ausgangspunkt vom Marktplatz nahm der Vorsitzende des lokalhistorischen Vereins die interessierte Schar auf eine Zeitreise mit.

Auf dem Marktplatz berichtete er, dass es dort schon vor 100 Jahren nicht nur eine Eiche, sondern eine Doppeleiche gegeben habe. „Es ist nicht die erste Erneuerung auf diesem Platz. Bereits vor zwölf Jahren lief eine Neugestaltung. Damals wurden Bäume herausgerissen, die vor 30 Jahren gepflanzt worden waren“, so Volker Heesch.

In der Unterwelt hat sich allerhand getan

Er wies darauf hin, dass sich mit dem Klimaschutzprojekt sehr viel unter der Erde abgespielt habe. „Im Moment haben wir zwar Mangel an Wasser, es sind aber große Rohre verlegt worden, um die von den Wissenschaftlern erwarteten höheren Niederschläge zwischenlagern zu können. Mit Rücksicht auf die Häuser ist es nicht überall möglich gewesen, neue große Rohre zu verlegen“, so der Gästeführer.

Er rief Glanzzeiten vor 100 Jahren in Erinnerung, als es auf dem Markt das berühmte Hotel Sylt, das Bahnhofshotel, gab. Damals hatte der Marschenort sogar zwei Bahnhöfe, einen in Hoyer und einen bei Hoyer Schleuse.

Ein Anlaufpunkt bildetet die Mühle. Foto: Monika Thomsen

Eine bedeutende Seestadt

„Die umliegenden Häuser haben fast alle einen Hintergrund als Bauernhöfe. Zum Beispiel gehörten zum Hoyergaard 48 Hektar. Der Reichtum des Ortes war auch daran abzulesen, dass bis zu 25 der Leute in der Seeschifffahrt beschäftigt waren. Von hier wurde auch nach Übersee verschifft“, so Volker Heesch.

Es ging an der Kirche und dem alten reetgedeckten Bürgermeisterhaus vorbei, das unter Denkmalschutz steht. Heesch machte kurz bei seinem Haus halt, das zu Zeiten seines Urgroßvaters 1894 gebaut worden war.

„Es wurde damals in dem in Norddeutschland etwas modernen Trempelstil gebaut“, berichtete der Hausbesitzer.

 

In der Straßenmitte ist das Kopfsteinpflaster mit Rücksicht auf Menschen mit Gehhilfen abgeschliffen worden. Foto: Monika Thomsen

Häuser ruhen auf Feldsteinen

In der Osterstraße wies Heesch darauf hin, dass das Wasser oberflächlich abläuft, da man nicht riskieren wollte, dass die Häuser zusammenkrachen. Die Fundamente seien nicht besonders stark, sondern die Häuser seien teils auf Feldsteinen gebaut worden.

In vielen Gassen ist der Straßenbelag erneuert worden. „Vor 50 Jahren kamen die Pflastersteine weg, und die Straßen wurden geteert, da die alten Damen damals gejammert hatten“, so Heesch am Beispiel der Osterstraße. Das neue Kopfsteinpflaster sei in der Mitte glattgeschliffen, damit man dort auch mit dem Rollator und dem Fahrrad gehen könne.

Mit zu den Zielen der Tonderner-Marsch-Initiative gehöre es auch, den Tourismus anzukurbeln, so Heesch, während die Truppe sich auf dem Kopfsteinpflaster und den neu mit Klinkersteinen gepflasterten Gehwegen fortbewegte.

Historisches Gebäude verschwunden

Bei einem Stopp ging Heesch darauf ein, dass das historische Gebäude mit der alten Apotheke bereits vor der Stadterneuerung abgerissen worden sei. Er erzählte eine Anekdote von dem Apotheker Nagel, der in den Schleswigschen Kriegen immer eine dänische Partei aufrechterhalten habe. „Die deutschgesinnten Hoyeraner ärgerten ihn und sagten dann immer‚ go dau hr. søm‘“, erzählte Heesch und sorgte für Lacher.

 

Das Haus hat eine Vergangenheit als frühere deutsche Privatschule und Ärztehaus. Foto: Monika Thomsen

Ein authentischer Hof

In Hoyer gebe es zwar viel Grün, aber nicht im öffentlichen Raum. Um 1906 herum gab es 219 Wohnungen, und der Marschenort zählte eine 1.184-köpfige Einwohnerschaft. Bis zu 1.600 Menschen hätten in Hoyer gelebt. Gegenwärtig sind es 1.200.

Durch die Jahre habe es auch einen Schwund an Arbeitsplätzen gegeben. In der ehemaligen Teppichfabrik waren seinerzeit über 100 Beschäftigte tätig.

Als Perle bezeichnete er den Sönnichsen-Hof, der wie das alte deutsche Pastorat in der Neuzeit zum Komplex mit Kochschule und Schullandheim der Arla-Stiftung gehört. In den 1960er-Jahren seien die letzten Landwirte aus dem Ort ausgesiedelt worden.

Das Erscheinungsbild ist in vielen Straßenzügen verschönert worden. Foto: Monika Thomsen

Bürgergruppe wurde aktiv

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen auch Kurs auf die Mühle mit ihrem renovierten Vorplatz.

Einige Straßen weiter, am Standort des neu gebauten „madpakkehuset“, erwähnte Heesch, dass dort das ganze Karree hätte abgerissen werden sollen.

Ein örtlicher Ingenieur habe jedoch auf den Tisch gehauen, und durch die Bürgerinitiative mit der Gründung von Højer Byudvikling sei es gelungen, die frühere Buchhandlung und das frühere Geschäftshaus zu retten.

Madpakkehuset (l.) und daneben die zwei renovierten Geschäftshäuser, die von einer Bürgergruppe vor dem Abriss bewahrt wurden Foto: Monika Thomsen
Vereinzelt stößt man in Hoyer noch auf Verfall. Foto: Monika Thomsen

Ein Herzog mit großen Plänen

Heesch erzählte auch, dass der Friedrichenkoog seinen Namen Friedrich III., Herzog von Schleswig-Holstein-Gottorf, zu verdanken hat. „Er hat auch Friedrichstadt gegründet und wollte einen Kanal von Hoyer nach Flensburg bauen“, so Volker Heesch.  

Volker Heesch hielt als Stadtführer viele Informationen bereit. Foto: Monika Thomsen

„Man merkt dir an, dass du engagiert bist und alles über Hoyer weißt“, bedankte sich Harro Marquardsen abschließend nicht nur mit Worten, sondern auch mit einem Präsent bei Heesch.

„Ich frage nachher auch nicht nach, ob ihr aufgepasst habt“, sagte der ausgebildete Lehrer mit einem verschmitzten Lächeln. Danach ging es weiter nach Bönderby (Bønderby) zur zweiten Station des Abends.

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