Wohnungsmarkt

Wie Übertourismus Schleswig-Holstein bedroht

Wie Übertourismus Schleswig-Holstein bedroht

Wie Übertourismus Schleswig-Holstein bedroht

Margret Kiosz/shz.de
Kiel
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Tourismus an der Ostsee: Der wachsende Touristenstrom kann die lokale Infrastruktur zerstören. Foto: Stefan Sauer/shz.de

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Wo Einheimische keine Bleibe mehr finden, folgt oft der Niedergang. Was Schleswig-Holstein braucht, sei eine Zweckentfremdungsverordnung. Das fordert der Schleswig-Holsteinische Mieterbund.

Nicht nur Venedig, Dubrovnik oder Barcelona leiden unter ihrer Beliebtheit. Auch in Schleswig-Holstein gibt es Orte, in denen der stetig wachsende Touristenstrom die Infrastruktur zum Kollaps bringt.

Immer häufiger finden Einheimische keine Wohnung mehr, Handwerksmeister können ihre Angestellten vor Ort nicht mehr unterbringen und Putzkräften wird die Anreise zu ihren Arbeitsplätzen zu teuer.

Der Wohnungsmarkt gilt inzwischen als Indikator für die angespannte Lage. „Es ist ein offenes Geheimnis, dass in einigen Tourismushochburgen im Norden die Stimmung kippt, weil das Ungleichgewicht zwischen Dauerwohnungen und Ferienwohnungen nicht mehr stimmt und die Mieten durch die Decke gehen“, erklärt Carsten Wendt vom Schleswig-Holsteinischen Mieterbund.

Er fordert die neue Landesregierung auf, „sich schleunigst um eine Zweckentfremdungsverordnung zu bemühen, um das Problem in den Griff zu bekommen“.

80.000 Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein

Wendt geht von rund 80.000 Ferienwohnungen in Schleswig-Holstein aus. Auf dem Internetportal Fewo.de werden allein 14.000 angeboten. Doch genaue Zahlen sind nicht bekannt. „Weder Land noch Kommunen rücken aktuelle Zahlen über Ferien- und Zweitwohnungen heraus“, bedauert Wendt.

Die Fachwelt spricht von „Overtourism“ wenn es derart viele fremdgenutzte Unterkünfte gibt, dass die soziale, ökonomische oder ökologische Balance aus dem Gleichgewicht gerät. Das ist dann der Fall, wenn der Tourismus die Wohnpreise so sehr in die Höhe treibt, dass sich Einheimische keine Wohnungen mehr in vernünftigen Lagen leisten können.

Verdrängungswettbewerb bedrohen lokale Infrastruktur

Längst ist das nicht mehr nur ein Problem auf den Inseln Sylt oder Föhr, sondern auch in Orten wie Kappeln, Strande bei Kiel oder in St. Peter-Ording. Auch dort wächst die Konkurrenz zwischen Dauerwohnungen und touristisch genutzten Zweit- oder Ferienwohnungen.

Dieser Verdrängungswettbewerb bedroht die lokale Infrastruktur. Denn wo Familien keine Wohnung finden, da gibt es keine Kinder und die Schule muss schließen. Auch ein bekanntes Problem: Die örtliche Feuerwehr magert ab.

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