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Wie die Drohnenbereitschaft aus Apenrade in Deutschland unterstützt

Wie die Drohnenbereitschaft aus Apenrade in Deutschland unterstützt

Apenrader Drohnenbereitschaft unterstützt in Deutschland

Benjamin Nolte/shz.de
Flensburg
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Die Leitstelle kontaktiert den Drohnenpiloten Kim Christensen bei Einsätzen wie Flächenbränden. Foto: Benjamin Nolte

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Ein Privatunternehmen hat sich in Dänemark auf Drohneneinsätze bei Bränden und Vermisstensuchen spezialisiert. Im Rahmen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit kann die Drohnen-Einheit zukünftig auch aus Deutschland angefordert werden.

Wenn Kim Christensen und Harley Paulsen alarmiert werden, dann ist die Lage ernst. Mit Blaulicht machen sie sich in den Kommunen Tønder, Apenrade und Hardersleben mehrmals pro Woche auf den Weg an die Einsatzorte. Mit einem umgebauten Rettungswagen und einem dunklen BMW X3.

Christensen ist Inhaber des Privatunternehmens MEKS, welches in der Region von Brand & Redning Sonderjylland die Drohnenbereitschaft bei Feuerwehreinsätzen stellt. „Bei Hof- oder Industriebränden, Flächenbränden, Feuern in Schulen oder Pflegeheimen und bei Chemieunfällen werden wir von der Leitstelle direkt dazu alarmiert“, berichtet Christensen. „Die Polizei kann uns zudem bei der Suche nach vermissten Personen anfordern.“ 

Drohnen halten bei Feuerwehren seit Jahren immer mehr Einzug. In Deutschland, wie auch in Dänemark kommen sie vermehrt zum Einsatz. Anschaffung und Unterhalt sind teuer, die Wartung zeitaufwändig, zudem braucht man speziell geschultes Personal. „Mal eben eine Drohne kaufen und losfliegen, das funktioniert zwar, aber um im Ernstfall die Einsatzleitung auch wirklich unterstützen zu können, das bedarf sehr viel Übung“, weiß Harley Paulsen, Leiter der MEKS Drohneneinheit. „Bei uns lernt man das Fliegen an kleinen Drohnen, nach drei bis vier Monaten geht es dann an die großen Geräte.“ Aktuell stehen Christensen neun Piloten zur Verfügung. 

Flug durch Gebäude

In der Region Sonderylland hat man sich vor einigen Jahren entschieden keine eigene, kommunale Drohnenbereitschaft aufzubauen, sondern auf Expertise und Erfahrung von MEKS zurückzugreifen. Die Drohnenpiloten von MEKS sind allesamt Profis, beherrschen die Geräte. Sie wissen genau, wann welche Drohne, welche Kamera und welche Technik zum Einsatz kommt.

Ohne GPS innerhalb von Gebäuden fliegen, ist für die erfahrenen Piloten kein Problem. „Bei Gefahrguteinsätzen innerhalb von Gebäuden können wir mit unseren Drohnen die Lage erkunden oder Gefahrentafeln ablesen, ohne dass Einsatzkräfte in teuren CSA-Anzügen ins Gebäude müssen“, erklärt Paulsen. Der 62-Jährige verfügt über jahrelange Erfahrung, fliegt über 100 Einsätze pro Jahr alleine im Auftrag der Feuerwehren. 

Von Apenrade aus rückt das MEKS-Team im Ernstfall aus. „Zeit ist ein wichtiger Faktor, den die Freiwilligen Feuerwehren gerade zu Beginn eines Einsatzes nicht haben“, sagt Christensen. „Während sich die Feuerwehr um ihre Aufgaben kümmert, übernehmen wir die Luftaufklärung und können mit unseren hochauflösenden Wärmebildkameras die Löschangriffe genauestens koordinieren.“

Das Live-Bild der Drohnen wird dabei direkt in die rollende Kommandozentrale von MEKS oder auch in den Einsatzleitwagen der Feuerwehr übertragen. „Wir können von oben sehen, durch welches Fenster der Löschangriff am effektivsten ist, können erkennen, wo die heißesten Stellen bei einem Gebäudebrand sind und wo sich gegebenenfalls noch Glutnester verstecken.“ 

Rettungswagen voller Drohnen

Die Einsatzkräfte von MEKS sind speziell geschult, verfügen über EU-Drohnenführerscheine und dürfen in Dänemark überall fliegen. Im Ernstfall gelten für sie die meisten Reglementierungen nicht. Für ihre Einsätze bekommt MEKS eine Pauschale, die sich nach der Einsatzdauer richtet. Für Feuerwehren und Kommunen lohnt sich die Zusammenarbeit mit der privaten Drohnenbereitschaft. „Die Feuerwehren sparen sich nicht nur die Anschaffung der teuren Geräte, sondern auch die Ausbildung der Einsatzkräfte, Transportfahrzeuge, Versicherungen, Wartung und Verschleiß“, erklärt Christensen. „All diese Punkte sind quasi unser Problem.“ 

Bis zu zehn Drohnen befinden in dem umgebauten Rettungswagen. Drohnen unterschiedlicher Größe und Bauart. „Das Fahrzeug haben wir in Eigenregie um- und ausgebaut“, berichtet Christensen, „wir haben alles exakt so angepasst, dass es für unsere Arbeit ideal ist.“ Am Einsatzort angekommen, kann die erste Drohne bereits nach einer Minute in der Luft sein.

„So können wir dem Einsatzleiter sofort ein erstes Lagebild aus der Luft liefern.“ Im Anschluss gehen dann größere Drohnen in die Luft. Unter anderem mit hochauflösenden Wärmebildkameras, die mehrere Hektar auf einmal im Blick haben können. Gerade bei Wald- oder Flächenbränden eine ideale Unterstützung für die Feuerwehr. Die Kameras erfassen schon Temperaturunterschiede von 0,01 Grad. 

Alarm aus Deutschland

Im Rahmen der grenzübergreifenden Zusammenarbeit kann die MEKS Einheit zukünftig auch in Deutschland alarmiert werden. Die Freiwillige Feuerwehr Ellund arbeitet im Ernstfall bereits seit vielen Jahren mit den benachbarten Wehren in Dänemark zusammen. Bei Einsatzübungen und -vorführungen überzeugte sich Ellunds Wehrführer Richard Andersen vom Können der dänischen Drohnenbereitschaft. „Wir würden MEKS bei Bedarf dazu alarmieren“, so Andersen.

„Ist es einsatztaktisch sinnvoll, so kann die Leitstelle Nord über die dänische Leitstelle die Einheit anfordern.“ Die Kosten trägt die Gemeinde. Eine Genehmigung für Fahrten mit Blaulicht und Martinshorn hat die dänische MEKS-Einheit auch in Deutschland. „Wir hoffen, dass wir auch weitere deutsche Feuerwehren entlang der Grenze von unserer Arbeit überzeugen können“, ergänzt Paulsen. „Uns geht es darum, im Ernstfall zu helfen, egal ob in Dänemark oder in Deutschland.“ 

2023 musste MEKS bereits 29 mal ausrücken. Erst vor wenigen Tagen wurde die Einheit zu zwei Großbränden an einem Abend alarmiert. Zunächst brannte ein großes Wohngebäude in Hardersleben, im Anschluss ging es auf die Insel Rømø, wo ein Ladenlokal in Lakolk in Vollbrand stand. In beiden Fällen konnten die Drohnen wertvolle Arbeit leisten und die Löscharbeiten effektiv unterstützen. 

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