Leiharbeiter in Quarantäne

Wie das Corona-Virus aus dem Hochrisikogebiet Rumänien nach Flensburg kommt

Wie das Corona-Virus aus dem Hochrisikogebiet Rumänien nach Flensburg kommt

Wie das Corona-Virus aus Rumänien nach Flensburg kommt

SHZ
Flensburg
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An der Grenze von Rumänien nach Ungarn: Auf der Suche nach Arbeit machen sich viele Rumänen auch auf den Weg nach Flensburg. Foto: U. J. Alexander / Imago Images/ shz

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Rumänien ist zum Corona-Hotspot in Europa geworden. Das hat direkte Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen in Flensburg.

2000 Kilometer durch Ungarn, die Slowakei, Tschechien und quer durch Deutschland. Rumänien, so scheint es, ist weit weg.

Und doch hat es konkrete Auswirkungen auf Flensburg, dass in Rumänien die Corona-Infektionszahlen in den vergangenen Wochen in die Höhe geschnellt sind.

Das Flensburger Gesundheitsamt hat allein in der vergangenen Woche sieben Corona-Infektionen bei Personen registriert, die aus Rumänien eingereist sind. Nach Informationen von shz.de handelt es sich bei Ihnen überwiegend um Männer, die in Flensburg und dem Umland eine Arbeitsstelle antreten wollten. Teilweise hatten sie bereits in der Heimat Arbeitsverträge unterschrieben, teilweise sollte das aber auch erst hier geschehen.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) stuft Rumänien seit dem 3. Oktober als Hochrisikogebiet ein. Wer nicht geimpft oder genesen ist, muss sich nach der Einreise nach Deutschland für zehn Tage in Quarantäne begeben.

Impfquote in Rumänien bei 30 Prozent

In Rumänien ist bisher nur 30 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen Corona geimpft. Und das nicht, weil es an Impfstoff mangelt, sondern weil Impfskepsis in dem Land sehr verbreitet ist. Fernseh-Prominente warnen dort ebenso vor dem Piks wie Vertreter der rumänisch-orthodoxen Kirche.


Der Inzidenzwert in Rumänien lag am Dienstag landesweit bei 542. Täglich werden hunderte Todesfälle gemeldet. In den Krankenhäusern sind die Intensivstationen überfüllt.

Nicht viel anders sieht es in Rumäniens kleinerem Nachbarland Bulgarien aus. Aus beiden Staaten im Südosten der EU kommen Menschen auf der Suche nach Arbeit nach Deutschland.

Keine Ansteckungen in Flensburg

Auch die jetzt in Flensburg positiv getesteten Rumänen und Bulgaren waren überwiegend ungeimpft, sagt Rathaus-Sprecher Christian Reimer. „Das entspricht der Situation in den Herkunftsländern.“

Bisher sind keine Fälle bekannt geworden, in denen die Betroffenen in Flensburg weitere Personen angesteckt haben. Sie befinden sich weiterhin in Quarantäne.


Im Januar hatte das Corona-Infektionsgeschehen unter Leiharbeitern in der Fleischindustrie für Schlagzeilen gesorgt. Betroffen waren sowohl die Lachsfabrik Vega Salmon in Handewitt als auch die Böklunder-Würstchenfabrik.

Weiterlesen: Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie: Das Ende der Ausbeutung?

Nach Informationen aus der Schleswiger Kreisverwaltung wohnen die aus dem Ausland angereisten Arbeiter dieser Firmen weiterhin überwiegend in Unterkünften im Flensburger Stadtgebiet, auch wenn sich die Beschäftigungsverhältnisse nach dem Verbot der Leiharbeit in der Fleischindustrie verändert haben.

Impfung für Böklunder-Mitarbeiter freiwillig

Andrea Kaltefleiter, Sprecherin des Fleischkonzerns Tönnies, betont, man halte alle Maßnahmen des Hygienekonzeptes kompromisslos aufrecht. „Neben regelmäßigen Testungen, Abstandsregeln, Clustern von Pausenzeiten und anderen Maßnahmen ist die Testung von neuen Mitarbeitern vor Arbeitsaufnahme nur ein Teil unseres Multi-Barrieren-Konzepts.“

Neue Mitarbeiter würden auch vor der Abfahrt in ihren Heimatländern auf Corona getestet. Man biete ihnen zudem eine freiwillige Corona-Imfpung an.

Rückblick: Infizierte Leiharbeiter von Vega Salmon und Böklunder sorgen für steigende Corona-Zahlen

Zu aktuellen Infektionen machte die Konzernsprecherin keine Angaben.

Auch Leiharbeiter aus anderen Branchen

Bei den jetzt positiv getesteten Rumänen handelt es sich nach Angaben der Flensburger Stadtverwaltung indes nicht nur um Beschäftigte aus der Fleischindustrie, sondern auch im Personen, die über eine Leiharbeitsfirma Stellen in anderen Branchen antreten wollten.

Wie viele Menschen in den vergangenen Wochen aus Rumänien nach Flensburg gekommen sind, ist im Rathaus nicht bekannt. Solange sie sich nur vorübergehend zur Arbeitssuche in der Stadt aufhalten, müssen sie sich nicht anmelden. Das Gesundheitsamt erfährt nur von ihnen, wenn sie positiv auf Corona getestet worden sind.

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Hannah Dobiaschowski
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