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Mit dem Wasserflugzeug über die Flensburger Förde

Mit dem Wasserflugzeug über die Flensburger Förde

Mit dem Wasserflugzeug über die Flensburger Förde

Lisa Strobel/shz.de
Flensburg
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Gunnar Winkler will am liebsten gar nicht mehr an Landen. Deshalb startet er direkt den nächsten Rundflug. Foto: Michael Staudt/shz.de

Zwei alte Hasen im Cockpit: Gunnar Winkler und Engelbert Fink fliegen gemeinsam über die Förde.

 

Aus der Ferne ist ein monotones Dröhnen zu hören. Es wird immer lauter. Der Blick geht nach oben gen Himmel – und was bisher von Passanten für eine Möwe gehalten wurde, verwandelt sich in Sekundenschnelle zu einem Wasserflugzeug, das zur Landung ansetzt.

Der Flieger trifft auf Höhe der Flensburger Schiffbau-Gesellschaft auf der Förde auf. Das Wasser wird verdrängt, spritzt nach oben. Wie auf einer unsichtbaren Landebahn kommt das Flugzeug nach 300 Metern zum Stoppen und gleitet dahin.

 

An der Wasserflugstation von „Fly & Sail“ am Westufer stößt Pilot Gunnar Winkler ganz gelassen die Fliegertür auf, beugt sich vor und sagt: „Einsteigen und fertig machen zum Abflug.“

Engelbert Fink kann nur aufgeregt nicken. Der 70-Jährige hat den Rundflug zum Geburtstag geschenkt bekommen. Ein Flugneuling ist er aber nicht. Er stülpt sich die orange Schwimmweste über und zieht den Gurt fest. Währenddessen steht Winkler, die Hände in die Hüften gestemmt, neben ihm.
 

Das Funkgerät knarzt, Positionen von weiteren Flugobjekten am Himmel werden in abgehackten Sätzen durchgegeben. Normal hört sich das allerdings nicht an, eher wie eine exotische Pilotensprache. Winkler setzt die Sonnenbrille auf und hüpft die Stufen zum Steg hinunter. Bestes Flugwetter murmelt er und lässt sich wieder auf den Pilotensitz der dreißig Jahre alten Cessna plumpsen.

Mit der Cessna geht es über die Förde Foto: Michael Staudt/shz.de

„Hach, wie in alten Zeiten“

Mit seinen 70-Jahren schwingt sich Engelbert Fink wie ein junger Flugschüler neben Winkler auf den freien Platz. Der Anschnallgurt klickt leise beim Schließen, dann setzt der Süderschmedebyer die Kopfhörer auf. Winkler fackelt nicht lange, startet den Motor und verursacht damit erneut ein monotones Dröhnen. Die Kopfhörer schotten die beiden von der Geräuschkulisse ab – wie in Watte gepackt, fühlt sich das an.

Der Pilot drückt aufs Gas und bringt die Maschine auf 80 km/h. Fink krallt sich am Sitz fest, in den er dann abrupt gedrückt wird. Schließlich verliert der Flieger „das Wasser unter den Schwimmern“ und steigt auf in den Himmel. Im Cockpit ist es eng. Die Sitze sind zwar flauschig, aber trotzdem fühlt es sich an, als würde man in einer Konservendose sitzen, sagt Winkler. 

„Hach, wie in alten Zeiten“, fügt Fink hinzu und grinst. „Ich habe selbst 50 Jahre an Flugzeugen geschraubt und war früher bei der Bundeswehr in Jagel als Flugzeugmechaniker angestellt, erzählt er.

Winkler guckt den Süderschmedebyer verdutzt an: „Was für ein Zufall. Ich war in Eggebeck und Jagel stationiert und habe dort Tornados geflogen.“ 2004 sei er dann pensioniert worden und gibt seither Flugstunden und macht Kunstflug.

Gunnar Winkler und Engelbert Fink (links) bereiten sich vor. Foto: Michael Staudt/shz.de

Auf nach Dänemark

Das Wasserflugzeug schaukelt gemächlich und bewegt sich auf der Grenze zwischen Deutschland und Dänemark in der Luft. Engelbert Fink reckt sich aufgeregt und versucht durch die Frontscheibe mehr sehen zu können. Direkt unter dem Flugzeug findet eine Regatta der 12er Segelschiffe statt. „Von hier oben sehen die so klein aus wie Ameisen“, sagt Winkler und bringt den Flieger in Schräglage, damit sein Co-Pilot besser sehen kann.

Mittlerweile hat er die Cessna aus Irland 1000 Fuß in die Höhe gebracht und peilt die Ochseninseln an. Der Vorteil eines Wasserflugzeuges ist es, dass man auch an entlegenen Orten halten kann.

Tür zu und Abflug Foto: Michael Staudt/shz.de

 

Turbulenzen über dem Festland

Landen will der 55-Jährige hier aber nicht. Stattdessen geht es ein mal über die Förde rüber nach Glücksburg. Kaum über dem Festland sackt das Flugzeug leicht ab und beginnt zu schwanken. Die beiden alten Hasen im Cockpit werden ganz schön durchgeschüttelt.

„Keine Sorge, das ist ganz normal“, winkt Winkler entspannt ab. Über Land komme es vermehrt zu Turbulenzen. Auf der See dagegen sei es ruhiger, weil sich das Wasser von der Sonne dort gleichmäßig erwärmt.

Das gefährlichste am Fliegen ist sowieso immer der Mensch. Ein Flieger fällt nicht einfach aus der Luft. Abstürze sind eher unwahrscheinlich, denn es wird sehr viel dafür getan, dass zu verhindern.  
Gunnar Winkler, Pilot

Dazu gehören das Überprüfen von Checklisten vor dem Abflug und verschiedenen Rückmelde Mechanismen während dem Flug. Kaum von schlechten Bedingungen besprochen, braut sich am Horizont derweil etwas zusammen.

Eine dunkle Wolkenwand kommt auf das Wasserflugzeug zu. Winkler runzelt besorgt die Stirn und lenkt das Flugzeug lieber wieder zur Wasserflugstation zurück. Im Cockpit leuchtet eine blaue Lampe auf, über Funk nimmt der Pilot Kontakt zur Basis auf. Erst wenn alle vier Lämpchen im Cockpit leuchten, darf das Flugzeug auf dem Wasser landen. Bling. Bling.

Fertig machen zur Landung

Winkler fährt die Räder ein – Bling, die letzte Lampe leuchtet. Immer näher kommt die Nase der Cessna dem Wasser. Mit dem Hinterteil voran trifft die Maschine auf die Förde. Wieder spritzt das Wasser und bremst durch den Widerstand das Flugzeug.

Mittlerweile hat sich die Hitze ganz schön im Wasserflieger gestaut. Winkler reißt das Fenster auf und lehnt sich raus. Er schiebt die Sonnenbrille nach oben und genießt den Fahrtwind. Jetzt schon wieder auszusteigen – darauf hat er eigentlich keine Lust. Aber dann prasseln schon die ersten Regentropfen auf die Frontscheibe. Für heute stößt der Pilot das letzte mal die Fliegertür auf.

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