Youtube-Video auf Latein

Was drei junge Flensburgerinnen an einer alten Sprache reizt

Was drei junge Flensburgerinnen an einer alten Sprache reizt

Was 3 junge Flensburgerinnen an einer alten Sprache reizt

Antje Walther, SHZ
Flensburg
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Merve Rönnau, Leonie und Mika Royer (von links) versetzen sich in die Rolle römischer Frauen. Foto: Privat/shz.de

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„#Instagram@vita_levanae“: Mika und Leonie Royer und Merve Rönnau von der Goethe-Schule haben den Alltag einer adligen Römerin mittels Instagram-Profil als Video erzählt. Auf Latein.

Salvete, grüßt Leonie Royer ihre Follower auf Instagram. Die 16-Jährige stellt sich als Levana vor und schlüpft in die Rolle einer adligen Frau aus dem Alten Rom. Sie führt durch ihr „vita_Levanae“ und spricht im gesamten Video von zehn Minuten ausschließlich Latein. Wer will, kann verfolgen („succendere“), wie sie über ihre Kleider erzählt (mea vestimenta) oder das beste Brot bäckt (optimus panis).

Mit ihrem Beitrag „#Instagram@vita_levanae“ hatten Leonie und ihre Zwillingsschwester Mika Royer sowie Merve Rönnau zunächst den Landessieg beim Bundeswettbewerb Fremdsprachen errungen.

Die drei Goethe-Gymnasiastinnen aus Flensburg wurden damit zum Finale, den „Deutschen Meisterschaften“, Ende Juni nach Potsdam eingeladen. Sie qualifizierten sich unter mehr als 1350 Gruppen und wurden Vize mit einer Inszenierung rund um ihr Video.

Latein hilfreich beim strukturierten Lernen und für andere Sprachen

Von wegen ausgestorbene Sprache! Dem widerspricht Leonie Royer und hat mit ihren Mitschülerinnen den Beweis ja praktisch angetreten. „Latein ist super hilfreich, wenn man andere Sprachen lernt“, sagt die 16-Jährige und ergänzt, dass sie sich auch für die Mythologie dahinter interessiere.

Ihre Zwillingsschwester Mika Royer stimmt zu, dass sowohl bei Vokabeln und Grammatik Latein als Basis helfe und man damit das „strukturierte Lernen“ lernt. Merve Rönnau hält die Strukturen auch für nützlich, um die deutsche Sprache zu durchschauen. Außerdem gefällt Mika Royer, dass man „nur in eine Richtung übersetzt“.

Deutsches Drehbuch ins Lateinische übersetzt

Normalerweise. Für ihre fiktive Römerin Levana haben die drei Schülerinnen den umgekehrten Weg genommen. Seit Ostern, seit sie wussten, dass es zum Sprachenfest nach Potsdam geht, haben die drei ein Drehbuch auf Deutsch verfasst, es ins Lateinische übersetzt und die Szenen geprobt.

Lateinlehrer Tim Krüger ist natürlich stolz auf die drei und weist auf die große Konkurrenz an englischsprachigen Beiträgen hin. „Wir probieren gern Dinge aus, gehen gern neue Wege“, erklärt der gebürtige Berliner. Was die Zehntklässlerinnen geschaffen haben, sei kein bloßer Aktionismus, sondern sie haben sich in die Welt von damals gründlich hineinversetzt, lobt er.

Dazu gehört eben auch ein Detail wie das farbenfrohe Kleid, das nur betuchten Frauen vorbehalten gewesen sei, während Sklavinnen schlichte Kleidung trugen, weiß Leonie Royer. Ihre Levana habe wie alle wohlhabenden Römerinnen aufs Äußere geachtet, Sklavinnen mit Einkäufen betraut, mit Freundinnen Würfelspiele gespielt und auf dem Markt „Klamotten gekauft“.

Nicht nur sinnvoll für den Beruf

Die drei Gymnasiastinnen, die sich in der sechsten Klasse für Latein als zweite Fremdsprache entschieden haben, werden in diesem Kernfach auch Abi machen, sagt Leonie Royer. „Latein braucht man nicht nur für den Beruf“, sondern sei sinnvoller Hintergrund für jede Art von Texten.

Sie interessiert sich für Medizin, am liebsten in der Kombination mit Chemie, hat aber noch etwas Zeit, sich über ihren Traumberuf klar zu werden. Genau wie ihre Schwester Mika, die sich derzeit sowohl die Richtung Psychologie als auch Mathe vorstellen kann. Merve Rönnau hört sich am entschlossensten an, wenn sie sagt, sie würde gern Jura studieren und Staatsanwältin werden.

Schulleiter Arnd Reinke, der ebenso begeistert ist vom Erfolg der Schülerinnen, hält solche Wettbewerbe für ein Element der Begabtenförderung und nicht für ausgeschlossen, dass der Preis ein Türöffner für die drei werden könnte.

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