Infrastruktur

Warum auf der A7 in Schleswig-Holstein immer mehr Lkw fahren

Warum auf der A7 in Schleswig-Holstein immer mehr Lkw fahren

Warum auf der A7 in Schleswig-Holstein immer mehr Lkw fahren

Henning Baethge/shz.de
Kiel
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Lastwagen auf der A7: Der Schwerverkehr ist auf der Autobahn in Schleswig-Holstein teils um ein Drittel gestiegen. Foto: Sebastian Iwersen/shz.de

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Daten der Bundesanstalt für Straßenwesen zeigen im Norden eine starke Zunahme des Schwerverkehrs auf der A7. Auf anderen Strecken sinkt das Aufkommen. Wie der Kieler Minister Claus Ruhe Madsen und der ADAC reagieren.

Trotz der Corona-Pandemie hat der Lkw-Verkehr auf der A7 in Schleswig-Holstein in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Das ergeben die jetzt veröffentlichten Daten der großen manuellen Verkehrszählung von 2021, die die Bundesanstalt für Straßenwesen im Auftrag von Verkehrsminister Volker Wissing vorgenommen hat. Zuletzt fand eine solche flächendeckende Zählung in Deutschland 2015 statt.

Laut den neuen Daten sind vor allem auf dem nördlichen Teil der A7 viel mehr Lkw und Busse als noch vor sechs Jahren unterwegs. So stieg der Schwerverkehr zwischen Rendsburg/Büdelsdorf und Owschlag gleich um ein Drittel auf täglich durchschnittlich 8332 Fahrzeuge. Fast genauso stark wuchs er zwischen Flensburg und der dänischen Grenze. Zwischen Schleswig-Schuby und Jagel nahm die Zahl der Lastwagen und Busse um ein Viertel zu.

Auch über die Rader Hochbrücke fahren jetzt mehr Lkw

Auch auf der ohnehin schon viel befahrenen Rader Hochbrücke ist der Schwerverkehr noch mal um ein Siebtel gestiegen. Jetzt überqueren täglich 8835 Lkw oder Busse die altersschwache Brücke, die 2026 abgerissen und durch eine neue ersetzt werden soll. Ähnlich stark wie auf der Brücke hat der Schwerverkehr auf der folgenden 35 Kilometer langen Strecke vom Kreuz Rendsburg bis Neumünster-Süd zugenommen. Dagegen ist der Pkw-Verkehr auf der A7 im Land durchweg gesunken.

Für Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen kommt die Zunahme des Lkw-Verkehrs auf der A7 wegen des immer wichtiger werdenden Verkehrs nach Skandinavien nicht unerwartet. „Hier bestätigt sich die Prognose des Bundes, dass der Schwerverkehr auf den Strecken des transeuropäischen Netzes steigen wird“, sagt der aus Dänemark stammende Minister.

ADAC fordert sechsspurigen Ausbau bis Dänemark

Der Automobilclub ADAC Schleswig-Holstein fordert daher, dass die A7 auch nördlich des Dreiecks Bordesholm ausgebaut wird. „Der ADAC sieht sich in seiner Forderung bestätigt, dass die A7 als wichtige Nord-Süd-Achse und Verbindung nach Skandinavien einen sechsspurigen Ausbau benötigt“, sagt ADAC-Sprecher Rainer Pregla. Zudem sei zu prüfen, ob die jetzigen Park- und Rastmöglichkeiten „dem hohen Aufkommen standhalten“.

Anders als der Schwerverkehr auf der A7 hat der Verkehr auf den Autobahnen und Bundesstraßen in Deutschland insgesamt abgenommen. Der Rückgang beträgt laut Bundesanstalt durchschnittlich acht Prozent. Für Schleswig-Holstein hat Wissings Behörde eine solche Trendzahl noch nicht errechnet. Doch klar ist, dass der Verkehr auch im Norden gesunken ist.

Auf der A23 ist der Verkehr stark zurückgegangen

Am stärksten fällt das auf der A23 zwischen Elmshorn und dem Dreieck Hamburg-Nordwest auf – und dort ganz besonders zwischen Pinneberg-Mitte und Pinneberg-Süd, wo der Verkehr gleich um ein Drittel oder um täglich 28000 Fahrzeuge gesunken ist.

Dafür macht Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen allerdings weniger die Corona-Maßnahmen wie das Home-Office verantwortlich als vielmehr Bauarbeiten. „Der Rückgang liegt an der baustellenbedingten einstreifigen Verkehrsführung auf der A23 Richtung Süden, die wegen Baumaßnahmen auf der A7 notwendig wurde“, erklärt der parteilose Minister. Dagegen sieht Wissings Bundesanstalt keinen „Einfluss durch eine Baustelle“.

Madsen pocht auf Ausbau von Tornesch bis Hamburg

Das wiederum schert Madsen nicht. Er hält weiter den geplanten Ausbau auf sechs Spuren zwischen Tornesch und Hamburg für nötig. „Die aktuellen Belastungszahlen mit bis zu 95.000 Fahrzeugen am Tag zeigen deutlich die Notwendigkeit, die A23 auszubauen“, sagt Madsen. Zumal mit der geplanten Ansiedlung des Northvolt-Batteriewerks bei Heide „eine weitere Steigerung der Verkehre zu erwarten“ sei.

Zurückgegangen ist der Verkehr zudem auf der vielbefahrenen A1 – zwischen Scharbeutz, Eutin und Neustadt gleich um gut ein Viertel. Hier hält allerdings auch der Bund eine Baustelle für den zentralen Grund.

Mehr als 80.000 Fahrzeuge auf der A1 im Land

Zwischen Ahrensburg, Stapelfeld und Barsbüttel sank der Verkehr auf der A1 ebenfalls, aber nur um 12 bis 13 Prozent. Hier dürften Corona-Maßnahmen eine Rolle gespielt haben. Die Abschnitte sind mit durchschnittlich über 80.000 Fahrzeugen am Tag weiter die am stärksten befahrenen im Land – und werden wohl spätestens nach Eröffnung des Fehmarnbelt-Tunnels wieder steigenden Verkehr verkraften müssen.

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