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Von der Berufsbekleidung zum Sportladen: Ein Stück Flensburger Einkaufsgeschichte

Von Berufsbekleidung zum Sportladen: Ein Stück Flensburger Einkaufsgeschichte

Ein Stück Flensburger Einkaufsgeschichte am Holm

Mira Nagar, shz.de
Flensburg/Flensborg
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Martina und Stefan Thurner feiern 125 Jahre Hans Jürgensen.  Foto: Marcus Dewanger

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Das Eckhaus am Flensburger Holm ist das größte Sportbekleidungsgeschäft der Stadt. Dabei begann alles mit Berufsbekleidung – und mit einer kleinen Revolution: Hans Jürgensen verlangte Festpreise statt zu handeln.

Die Jacken gegen Wind und Wetter hängen am Eingang, genau da, wo man gerade vom Schmuddelwetter hineingetreten ist. Praktisch, wenn man bei norddeutschem Wetter Radfahren möchte oder lange Strandspaziergänge mit dem Hund vorhat. Das Sportgeschäft liegt mitten in der Fußgängerzone, beste Lage am Holm. Doch das war nicht immer so.

Weder war der Holm die beste Einkaufsstraße, als Hans Jürgensen vor 125 Jahren einen Laden eröffnen wollte, noch dachte er bei seiner Kundschaft an Strandspaziergänge bei Winterwind. „Das waren andere Zeiten“, sagt Stefan Thurner. Er ist der Urenkel von Jürgensen und führt dessen Geschäft heute fort. Nur unter anderen Voraussetzungen. „Die Leute haben heute mehr Freizeit“, sagt Thurner. Hans Jürgensen aber richtete sich 1898 mit seinem Laden an Leute, die Berufbekleidung brauchten. „Damals hatte fast jeder Beruf seine eigene Uniform“, sagt Thurner heute.

Festpreise verwirren die Landbevölkerung

Das Geschäft mit eigenen Schneidern startete auf einer kleineren Fläche, als sie heute bespielt wird, nebenan bot damals schon der Gnomenkeller seine Speisen an. Eine kleinere Revolution hatte Hans Jürgensen in seinem „Geschäft für Herren-, Knaben- und Berufsbekleidung“. Er bot die Ware zu Festpreisen an. „Er hat nicht gehandelt“, sagt Thurner über seinen Urgroßvater. „Das war neu, die Landbevölkerung hat das nicht verstanden.“

Doch Jürgensen hatte Erfolg. Kurz darauf übernahm er Flächen in den Nachbarhäusern. Ein Foto zeigt Jürgensen 1923 inmitten der Mitarbeiter. Es kommen viele Angestellte zusammen in dem aufstrebenden Betrieb. Man expandierte nach Rendsburg und Sonderburg.

Doch die Standorte mussten in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts wieder aufgegeben werden. Man konzentrierte sich jetzt auf Flensburg. 1978 wurde das Geschäft auch dort verkleinert – und dann neu ausgerichtet. Als Stefan Thurners Vater den Laden übernahm, entschied er, sich auf Sport zu konzentrieren. Das war zuvor nur ein Nebengeschäft.

In den 1980er Jahre wurde Sportmode stilprägend, auch im Alltag. Der Sneaker-Trend nahm seinen Anfang – Hans Jürgensen führte einfache Handballschuhe. „Es war sehr modebezogen“, sagt Thurner. „Polohemden, Lacoste und Tennis wurden ein großes Thema.“

Erweiterung in Förde- und Cittipark

Das Ehepaar Thurner übernahm das Geschäft 1998 – und es wurde wieder erweitert. Zunächst mit einem Anbau und in die obere Etage, dann ging es mit Filialen in die Außenbereiche: 2006 im Fördepark und 2013 im Citti-Park. Zudem gibt es seit etwa zehn Jahren ein Logistikzentrum am Wittenberger Weg. Die stärkste Filiale bleibt aber das „Mutterhaus“ am Holm. „Im Citti-Park ist die Aufenthaltsdauer etwas kürzer. In die Stadt kommen die Leute auch, um zu bummeln“, erklärt Thurner.

Dabei wird inzwischen vermehrt Nachhaltigkeit nachgefragt. „Die Leute wollen wieder mehr Beratung, menschlichen Kontakt und Gespräche“, sagt Martina Thurner. Outdoor und Sneaker, Fitness und Fahrradkleidung sind besonders gefragt. „Und das nutzen wir auch, wenn wir mit unserem Hund Frida Urlaub auf Föhr machen“, sagt Martina Thurner. „Dann sind wir auch mit Wanderschuhen und Outdoorjacken am Strand unterwegs.“

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