Erfolgreiche Integration

Vom Fußballplatz in die Metallwerkstatt: Wie der Ukrainer Serhii Loboiko in Boren Fuß fasst

Wie der Ukrainer Serhii Loboiko in Boren Fuß fasst

Wie der Ukrainer Serhii Loboiko in Boren Fuß fasst

Joachim Pohl/shz.de
Boren
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Willkommener Helfer im Betrieb: Thomas Matthiessen (r.) weist Serhii Loboiko an der Metallhandkreissäge ein. Foto: Joachim Pohl/shz.de

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Der Ukrainer Serhii Loboiko war Fußballprofi in der ukrainischen Premier League. Jetzt arbeitet er bei Thomas Matthiessen in Kiesby.

Es ist laut in der Werkstatt der Firma Werner Marten Metallbau GmbH in Kiesby, einem Ortsteil von Boren im tiefsten Angeln. Ein Mitarbeiter schleift an einem Metallgeländer herum. Die Verständigung ist aber auch ohne Lärm schwierig, denn die jüngste Verstärkung des Teams von Firmenchef Thomas Matthiessen spricht nur sehr wenig Deutsch. Es ist Serhii Loboiko aus der Ukraine, der seit November 2022 hier als Metallhelfer eingestellt ist – eine kleine Erfolgsgeschichte der Integration.

Er war Profi in der Premier League der Ukraine

Wenn man den Ukrainer googelt, findet man ihn in der Schreibweise Sergiy Loboyko unter anderem bei transfermarkt.de mit allen relevanten Spielerdaten. Serhii, den sie in der Werkstatt nur Sergej rufen, war Fußballprofi in der ukrainischen Premier League. Er spielte meist für Helios Charkiw in der Stadt im Osten der Ukraine; zuletzt war er bei Worskla Poltawa unter Vertrag. Eine Verletzung zwang den 1,83 Meter großen Innenverteidiger zum frühzeitigen Karriere-Ende, danach wurde er Trainer.

Als Russland vor einem Jahr die Ukraine überfiel, verließen Serhiis Frau und die beiden Kinder das Land, Serhii blieb in der Ukraine. Als er die Familie in Deutschland besuchte, stellte er einen Asylantrag, seitdem ist er hier. Die vierköpfige Familie lebt im Ortsteil Kaltoft im Haus der bekannten Süßmosterei Steinmeier. Die stellte dann auch den Kontakt zu Matthiessen her.

Weg über das Jobcenter Schleswig-Flensburg

„Wir sind dann den offiziellen Weg über das Jobcenter gegangen“, berichtet Matthiessen, der froh ist, dass er mit Loboiko einen arbeitswilligen Mann gefunden hat, der zwar ungelernt ist, aber jedenfalls nicht zwei linke Hände hat.

Halbtags ist er in der Metallfirma, zudem belegt der 37-Jährige einen Deutschkurs in Kappeln. Und in der Freizeit trainiert er eine Kindermannschaft beim TSV Süderbrarup.

Fördermittel zur Unterstützung des Arbeitgebers

Für Urs Köhler vom Jobcenter des Kreises Schleswig-Flensburg ist der Fall Loboiko eine Erfolgsgeschichte. „Das ist ein Integrationsprojekt, bei dem vieles ineinander passt“, so Köhler. „Wir haben auch Fördermittel, um den Arbeitgeber zu unterstützen.“ Diese Win-Win-Situation könne durchaus auch Ansporn für andere Betriebe sein, etwas Ähnliches zu versuchen.

Auch der Borener Bürgermeister Thomas Detlefsen zeigt sich begeistert von diesem Beispiel der Integration. „Einfach machen!“, lautet aus seiner Sicht das passende Motto. So etwas müsse man im Kreisgebiet streuen, findet Detlefsen, der für die CDU im Kreistag sitzt.

Und wie geht es jetzt für den Ex-Fußballer an der Metallhandkreissäge weiter? Es gebe da verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten, weiß Matthiessen. Dafür seien Sprachkenntnisse erforderlich, bis Oktober läuft noch der Kurs in Kappeln. Und auch der Borener Bürgermeister hat schon niederschwellige Sprachhilfe vor Ort organisiert.

Auch in der Metallbranche herrscht Fachkräftemangel

Aus Sicht des Jobcenters ist eine Vollzeitstelle, mit allen Sozialversicherungs- und Rentenbeiträgen, das Ziel. Thomas Matthiessen möchte Serhii Loboiko gern in seiner Firma behalten, denn hier herrscht wie in mittlerweile fast allen Branchen Fachkräftemangel. „Und Serhii möchte ja auch irgendwann seine Familie ernähren“, ergänzt Detlefsen mit einem aufmunternden Lachen in Richtung des Neubürgers aus der Ukraine.

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