Krieg in der Ukraine

Trotz Sanktionen: Schiff aus Russland legt in Flensburg an

Trotz Sanktionen: Schiff aus Russland legt in Flensburg an

Trotz Sanktionen: Schiff aus Russland legt in Flensburg an

Ove Jensen/SHZ
Flensburg/Flensborg
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Die „Katariina“ hat am Dienstag am Harniskai in Flensburg festgemacht. Foto: Staudt

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Der Schüttgut-Frachter „Katariina“ liegt seit Dienstagmorgen am Harniskai. Der Zoll hat die Ladung bereits überprüft.

Die „Katariina“ hat am Harniskai gleich neben dem Flüchtlings-Rettungsschiff „Sea-Watch 5“ festgemacht. Am Dienstagvormittag holten Bagger die Fracht aus dem Laderaum. Dem Vernehmen nach handelte es sich dabei um Düngemittel. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es jedoch nicht.

Eigentlich ein ganz normaler Vorgang in einem Wirtschaftshafen. Dass die „Katariina“ nun dennoch eine gewissen Aufmerksamkeit auf sich zieht, liegt an dem Land, in dem sie ihre Ladung an Bord genommen hat: Das Schiff ist aus Vyborg in Russland gekommen.

Die Sanktionen, die nach dem Beginn des Ukraine-Kriegs in Kraft getreten sind, verbieten es russischen Schiffen, Häfen in der EU anzulaufen. Der Seehandel ist dennoch nicht zum Erliegen gekommen. Die „Katariina“ ist kein russisches Schiff. Sie fährt unter der Flagge von Antigua & Barbuda, einem Inselstaat in der Karibik, der ungefähr so viele Einwohner hat wie Flensburg. Das Schiff pendelt offenbar regelmäßig zwischen Vyborg nördlich von St. Petersburg und verschiedenen Häfen in der EU.

Aufregung um Kohle aus Russland im Mai 2022

Hafen-Geschäftsführer Paul Hemkentokrax hat nach eigenen Angaben keine Statistiken darüber, aus welchen Häfen die Schiffe kommen, die Flensburg anlaufen. Dass sie, wie die „Katariina“, direkt aus Russland kommen, ist aber eher selten.

Für Aufregung sorgte im vergangenen Mai die „Raduga Electron“, die 11.500 Tonnen russische Steinkohle für die Stadtwerke geladen hatte – eingekauft noch im Jahr 2021 vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs. Der Zoll legte die „Radihga Electron“ damals für mehrere Wochen an die Kette.

Solche Probleme hatte die „Katariina“ nicht. „Das betreffende Schiff ist durch den Zoll routinemäßig behandelt worden, es gab keine Beanstandungen“, sagt Hemkentokrax. Das zuständige Hauptzollamt Itzehoe wollte dazu „aus Gründen des Steuergeheimnisses“ keine Angaben machen.

Vor allem Düngemittel und Splitt am Harniskai

Düngemittel machen rund die Hälfte des jährlichen Umschlags am Harniskai aus. Die andere Hälfte besteht aus Splitt sowie einem kleinen Anteil Futtermittel. Im vergangenen Jahr wurden hier insgesamt rund 105.000 Tonnen umgeschlagen, rund ein Viertel weniger als noch 2021.

Der Export von Dünger hat für Russland seit dem Beginn der Sanktionen offenbar an Bedeutung zugenommen.  Nach Angaben der Uno-Landwirtschaftsorganisation FAO ist der russische Dünger-Export im vergangenen Jahr zwar leicht zurückgegangen, die Einnahmen stiegen aber, weil die Preise für Dünger deutlich anzogen.

Die Düngemittelproduktion ist sehr energieintensiv. Auch wenn Deutschland sein Gas nicht mehr aus Russland bezieht – Dünger, der in Russland mit russischem Gas produziert wurde, kommt nach wie vor hier an.

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