Identität mit der eigenen Geschichte

Tourismus-Marketing in Schleswig: Alle Karten auf die Wikinger?

Tourismus-Marketing in Schleswig: Alle Karten auf die Wikinger?

Alle Karten auf die Wikinger?

SHZ
Schleswig
Zuletzt aktualisiert um:
Wikinger könnten künftig öfter in Schleswig zu sehen sein. Allerdings ist vielen Akteuren in Schleswig sehr wichtig, dass diese historisch korrekt dargestellt werden. Foto: Marle Liebelt/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Ein neues Konzept für die Tourismusentwicklung sieht einen klaren Schwerpunkt beim Thema Wikinger. Dabei kam die Sorge auf, Wikinger würden nicht authentisch und wahrheitsgetreu dargestellt.

Die Ostseefjord Schlei GmbH (OFS) hat ein neues „Regionales Tourismusentwicklungskonzept für die Region Ostseefjord Schlei mit besonderer Betrachtung der Städte Schleswig und Kappeln“ (TEK) erstellen lassen.

Dieses wurde Ende September im Ausschuss mit acht von zehn Ja-Stimmen beschlossen und nun auch von der Ratsversammlung abgenickt – einstimmig. Im Vorfeld gab es vor allem bei dem Punkt „Regionale Identität“ mit dem Thema Wikinger, das im Tourismuskonzept eine bedeutende Rolle spielt, eine Diskussion.

„Regionale Identität“ mit dem Fokus auf „Wikinger“

Das Tourismuskonzept attestiert der Stadt Schleswig auch für den Tourismus eine enge Verbundenheit mit dem Thema Wikinger. Gerade durch die Kombination aus Kulturerlebnis und familien-freundlicher Inszenierung werde das Weltkulturerbe zum identitätsstiftenden und verbindlichen Thema für die ganze Region, so die Analyse.

Weiterlesen: Steigende Corona-Zahlen: Auch 2021 wird es keinen Schwahlmarkt geben

Mit dieser Formulierung kam die Sorge auf, die Wikinger würden zu einer Art Marketing-Gag, der die Geschichte der Wikinger und diese selbst falsch darstellt. Max Triphaus, Geschäftsführer der OFS, sagte dazu gegenüber unserer Redaktion: „Ja, die Diskussion gab es, konnte aber schnell geklärt werden, weil wir eigentlich alle das gleiche meinten.“ Den Ausschussmitgliedern und auch anderen Schleswiger Akteuren wie dem Archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein (ALSH) sei wichtig, die Geschichte authentisch wiederzugeben. „Nichts anderes wollen wir auch“, so Triphaus. Deshalb habe man diesen Punkt der Authentizität in dem Konzept ergänzt.

Was aber bedeutet das jetzt für die Zukunft?

Dass Schleswig sich Wikingerstadt nennt, ist nicht neu. „Jetzt aber sind das Danewerk und Haithabu auf die Liste der Unesco-Weltkulturerbe gekommen“, so Triphaus. Darauf wolle man nun aufbauen. „Wir wollen weitere Angebote in dem Bereich schaffen.“

Zum Beispiel, so Triphaus, sollen neue Rad-Routen, wie der Thyra-Törn oder der Erik-Törn mit Start in Haithabu entstehen, die das bei vielen Touristen beliebte Naturerlebnis mit dem Wikingererlebnis verbinden. Auf den Routen finden die Radfahrer eine entsprechende Beschilderung und Erlebnisstationen.

Außerdem gibt es bereits konkrete Pläne, wie das neue Danewerk-Museum aussehen soll.

Weiterlesen: Schleswiger Unesco-Welterbe: So soll das neue Danewerk-Museum aussehen

Wikinger als Wirtschaftsfaktor?

Darüber hinaus erzählt Triphaus, dass sich eine Arbeitsgruppe zusammengefunden habe, die auch berate, wie das Thema Wikinger von der Wirtschaft genutzt werden könne. Triphaus: „Dabei geht es nicht nur darum, dass die Wikinger zu Marketing-Zwecken genutzt werden können – das ist eigentlich nur der Nebeneffekt.“ Vorranging gehe es um identitätsstiftende Fragen, die bezwecken, dass die Verbindung zwischen Schleswig heute und der Region als Wikingerstätte gestärkt wird. An diesen Gesprächen seien neben der OFS unter anderem auch das Stadtmarketing um Helge Schütze, Wirtschaftsbetriebe, die Industrie- und Handelskammer sowie das Welterbemanagement und das ALSH beteiligt.

Auch interessant: Was nervt am Tourismus? Das haben die Einheimischen geantwortet

„Eine Überlegung ist derzeit zum Beispiel, dass wir ein Konzept für Partnerbetriebe des Welterbes entwickeln und überlegen: Welche Kriterien muss ein Betrieb erfüllen, um sich Welterbe-Partner nennen zu dürfen?“, erklärt Triphaus. Damit bringe man die Wikinger vermehrt auch in die Stadt, und die Partner-Betriebe können damit werben und Kunden anlocken. Das können Einzelhändler sein, aber auch Handwerksbetriebe oder andere. „Das sind jetzt die Fragen, die wir klären müssen.“ Immer unter dem Aspekt, die Geschichten der Wikinger wahrheitsgetreu zu erzählen, sagt Max Triphaus.

Mehr lesen