Tierheim Weidefeld in Kappeln

Tot und verletzt: Wieder Kleintiere an der Geltinger Birk ausgesetzt

Tot und verletzt: Wieder Kleintiere an der Geltinger Birk ausgesetzt

Wieder Kleintiere an der Geltinger Birk ausgesetzt

Doris Smit
Kappeln
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Unter der Wärmelampe: Kaninchen im Tierheim Weidefeld. Foto: Schmedje/shz.de

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Seit dem Sommer werden immer wieder Kleintiere an der Geltinger Birk gefunden, die offensichtlich ausgesetzt wurden. Jetzt ist wieder ein Karton mit neun Kaninchen aufgetaucht. Ein totes Meerschweinchen lag daneben.

„Wir sind so unfassbar wütend!“, schreibt das Tierheim Weidefeld in einem Post bei Facebook und Instagram. Neben dem Satz stehen drei rot angelaufenen Emojis. Das Kappelner Tierheim läuft über, alle Räume sind belegt, und nun sind in der vergangenen Woche wieder Kaninchen und Meerschweinchen an der Geltinger Birk ausgesetzt worden.

„Seit August haben wir im Gebiet Geltinger Birk bereits neun Kaninchen und 20 Meerschweinchen retten können, die man dort ausgesetzt hatte“, heißt es in dem Post. In der vergangenen Woche herrschten stramme Minusgrade. Die Tiere, die eingefangen wurden, hatten bereits Erfrierungen und starke Verdauungsprobleme. Ein Meerschweinchen lag tot neben der Falle.

Ausgesetzt am hellichten Tag

Bei der Kontrolle am vergangenen Dienstag fand Tierheim-Mitarbeiterin Sarah Schmedje einen Karton mit weiteren neun Kaninchen. „Zur Mitnahme“ stand auf einem Zettel. „Die Tiere hatten sich aufgrund der Enge selbst verletzt“, sagt Tierheim-Leiterin Sabine Hegemann. „Mir fehlen da einfach die Worte.“

Da die Falle von Tierheim-Mitarbeitern und Helfern betreut und regelmäßig kontrolliert wird, kann ihrer Ansicht nach der Karton nur am hellichten Tag an der Birk abgestellt worden sein. „Wir hoffen immer noch, einen Hinweis auf den oder die Besitzer zu bekommen“, so Hegemann weiter. Eines der Kaninchen, ein schneeweißes, hat eine Tätowierung mit der Nummer 399 im Ohr.

Auch unter diesen Tieren sind wieder welche dabei, die schon einen verdächtig dicken Bauch haben. „Ich fürchte, wir kriegen damit auch noch mal Nachwuchs“, sagt die Leiterin mit Verzweiflung in der Stimme. In dem kleinen Holzhaus, das eigentlich für die Freigänger unter den Katzen vorgesehen war, wurden inzwischen der Boden und die Wände isoliert, und es wurde mit Rotlicht ausgestattet, um die Situation im Hauptgebäude nur ein wenig zu entzerren.

Zu lange Zähne für die Nahrungsaufnahme

Eines von den Kaninchen, das sich im Karton befand, hatte so lange Zähne, dass es gleich am Fundtag zum Tierarzt gefahren wurde, da es in diesem Zustand keine Nahrung mehr aufnehmen konnte. „Es hat es leider nicht geschafft und ist gestorben“, berichtet Sabine Hegemann und bittet alle Halter, die Zahnpflege ihrer Tiere nicht außer Acht zu lassen.

Aber wie geht es im Tierheim weiter? Sabine Hegemann ist ratlos, denn die Versorgung der inzwischen 54 Kaninchen und Meerschweinchen ist sehr zeit- und kostenintensiv. Das Tierheim braucht sehr viel Heu, Streu, Stroh, Gemüse und Kräuter. Viele der Tiere müssen erst wieder aufgepäppelt werden. Sie haben gefroren und sind mangelernährt, das Fell ist stumpf oder fehlt ganz.

Die Tierheim-Leiterin hat eine Anfrage an eine zentrale Vermittlungsstelle geschickt, an die sich alle Vereine wenden können, die dem Tierschutzbund angeschlossen sind. „Aber im Norden sind derzeit viele Tierheime in einer schwierigen Lage und voll bis unters Dach. Vielleicht gibt es im Frühjahr eine Möglichkeit in Neuss oder Castrop-Rauxel“, sagt sie.

Ein Trost ist in dieser Zeit die Spenden- und Hilfsbereitschaft der Menschen. Die Sammlungen für das Tierheim und auch die Tannenbaum-Aktionen laufen gut. „Die Leute haben uns nicht vergessen“, sagt Sabine Hegemann. Die Zeit sei schwierig für alle, niemand wisse genau, welche Energie- und Lebenshaltungskosten auf jeden einzelnen noch zukommen.

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