Energiekrise

Stadtwerke Flensburg kündigt Vertrag mit 45.000 Erdgas-Kunden

Stadtwerke Flensburg kündigt 45.000 Erdgas-Kunden

Stadtwerke Flensburg kündigt 45.000 Erdgas-Kunden

Ove Jensen/shz.de
Flensburg
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Die Stadtwerke Flensburg haben bundesweit mehr als 50.000 Erdgas-Kunden. Ein Großteil von ihnen erhält nun die Kündigung. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Die Stadtwerke Flensburg wollen keine Privathaushalte außerhalb von Schleswig-Holstein mehr mit Gas beliefern. Das betrifft mehr als 85 Prozent des gesamten privaten Gasgeschäftes.

Die Stadtwerke Flensburg ziehen die Notbremse: Wer außerhalb von Schleswig-Holstein wohnt und Erdgas von den Stadtwerken bezieht, erhält jetzt ein Kündigungsschreiben. Neuvertrag ausgeschlossen. Einen entsprechenden Bericht des NDR haben die Stadtwerke jetzt bestätigt.

Betroffen sind demnach 45.000 Privatkunden. Die meisten Verträge laufen bereits im November aus. Das Risiko sei für ein Unternehmen von der Größe der Stadtwerke Flensburg schlicht nicht mehr zu tragen, hieß es. Zu unsicher sei die Marktsituation, zu sprunghaft entwickele sich der Gaspreis.

Nach Angaben aus dem vergangenen Jahr sorgt das Erdgas-Geschäft für rund zehn Prozent des gesamten Stadtwerke-Umsatzes. 2016 war das städtische Energieunternehmen in den bundesweiten Vertrieb von Erdgas eingestiegen. Die Zahl der Kunden war lange kontinuierlich gestiegen.

Nun trennen sich die Stadtwerke von mehr als 85 Prozent ihrer Gaskundschaft. Nur die 6800 Gaskunden aus Schleswig-Holstein können nach Ablauf ihrer Vertragslaufzeit bei den Stadtwerken bleiben. Allerdings müssen sie nach Ende der bestehenden Preisgarantien wohl mit erheblich teureren Preisen rechnen.

Konkrete Angaben zur Höhe der aktuellen Tarife wollte Stadtwerke-Sprecher Holdensen nicht machen.

Wer einen neuen Gasanbieter mit Preisgarantie über ein Jahr sucht, muss derzeit mit Preisen von mindestens 40 Cent pro Kilowattstunde rechnen. Das bedeutet für viele Kunden eine Verdreifachung des bisherigen Gaspreises. Manche Kunden bei anderen Anbietern sollten sogar schon das Achtfache des früheren Preises zahlen.

Kurzfristige Rettung kann der Grundversorger-Tarif sein, den immer der Gasanbieter gewähren muss, der im jeweiligen Ort den höchsten Marktanteil hat. In den meisten Gemeinden rund um Flensburg ist das Eon. Hier liegen die Preise aktuell zwar noch im Bereich von 15 Cent pro Kilowattstunde, allerdings mit einer Preisbindung von lediglich zwei Wochen.

Die Stadtwerke Flensburg sind nirgendwo Grundversorger. Das liegt daran, dass es in Flensburg kein Erdgas gibt, weil fast alle Haushalte am Fernwärme-Netz der Stadtwerke hängen.

Neuer Fernwärme-Preis im November

Die Fernwärme-Kunden müssen sich indes für das kommende Jahr auf Preissteigerungen im Bereich von 50 Prozent einstellen. Die genauen Zahlen wollen die Stadtwerke spätestens Anfang November mitteilen. Berechnungsgrundlage ist neuerdings eine komplizierte Preisanpassungsklausel, in die zum Stichtag 1. Oktober mehrere statistische Daten einfließen. Die Entwicklung von Gas- und Kohlepreisen spielen da ebenso eine Rolle, wie allgemeine Preissteigerungen.

Ganz aus dem überregionalen Gasgeschäft zurückziehen wollen sich die Stadtwerke aber offenbar nicht. Die bevorstehenden Kündigungen betreffen die Privatkunden, nicht die gewerblichen Kunden. Holdensen: „Hier gelten individuelle Verträge mit einzelnen Betrieben, sodass hier keine pauschale Aussage getroffen werden kann.“

Hohe Nebenkosten für Saga-Mieter in Hamburg

Auch dazu, worauf sich die Mieter des kommunalen Hamburger Wohnungsbau-Unternehmens Saga einstellen müssen, äußern sich die Stadtwerke nicht. „Mit dem Kunden ist Vertraulichkeit zu Vertragsinhalten vereinbart worden. Daran halten wir uns.“ In dem vertraulichen Vertrag mit Laufzeit bis Ende 2024 soll vereinbart sein, dass die Preise monatlich angepasst werden. Betroffen sind mehr als 100.000 Saga-Mieter in Hamburg und dem Hamburger Umland. Für sie sind die Mietnebenkosten schon in den vergangenen Monaten in die Höhe geschnellt.

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