Schleswig-Holstein

So wollen Daniel Günther und Werner Schwarz die Wahlbeteiligung bei Erstwählern steigern

Ministerpräsident will Wahlbeteiligung steigern

Ministerpräsident will Wahlbeteiligung steigern

Kay Müller/shz.de
Kiel
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Greifen nach den Sternen: Werner Schwarz (l. vorn) und Daniel Günther werben mit den Schülern des RBZ Wirtschaft in Kiel für eine hohe Wahlbeteiligung. Foto: Michael Staudt/shz.de

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Mehr Werbung auf Tiktok, Instagram, Facebook und Co sollen Jungwähler zur Wahlurne bringen. Und eine Challenge gibt es auch.

Die meisten Daumen gehen hoch. Denn diese meisten der rund 100 Erstwähler im Regionalen Berufsbildungszentrum Wirtschaft in Kiel zeigen so, dass sie an der Europawahl am 9. Juni teilnehmen wollen. Aber als Europaminister Werner Schwarz sie dann fragt, wie hoch ihr Interesse an Europa ist, gehen allerdings auch einige Daumen in die Waagerechte.

Das ist einer der Gründe für den CDU-Politiker, eine neue Kampagne aufzulegen, mit der die Landesregierung vor allem junge Menschen davon überzeugen will, sich an der Wahl zu beteiligen. An der dürfen zum ersten Mal in der Geschichte des Europäischen Parlaments auch 16-Jährige teilnehmen. „Ich wünsche mir, dass Sie die Initiative ergreifen für ein gemeinsames Europa“, sagt Schwarz, der Plakate, Internetaktionen und Kurz-Videos in Auftrag gegeben hat.

Etwas kumpelhafter tritt sein Parteifreund Daniel Günther auf. Der duzt die Berufsschüler und versucht Ihnen klarzumachen, dass 500 Millionen EU-Bürger mehr ausrichten können als 84 Millionen Deutsche, um sich in der Welt Gehör zu verschaffen. Und: „Je mehr Jüngere wählen gehen, desto mehr werden auch ihre Interessen umgesetzt.“ Die Demokratie lebe davon, dass Menschen sie unterstützen.

Schwarz wird dann praktischer, versucht den Erstwählern den Wert der EU daran zu erläutern, dass es jetzt abgestimmte Telefongebühren im Ausland und einheitliche Ladekabel gebe – und Brüssel die ländlichen Räume auch in Schleswig-Holstein unterstütze.

Was bringt uns die EU in Schleswig-Holstein?

Die Schüler hören sich das ruhig an. Es wäre wohl auch nicht so leicht, in diesem Rahmen einer Europa-Skepsis Ausdruck zu verleihen, sagt ein Schüler in allerdings deutlich drastischeren Worten, als er den Raum verlässt.

Doch Schwarz lädt auch ihn ab dem 13. Mai mit einer besonderen Aktion dazu ein, selbst für die Europawahl zu werben. Ziel der Kampagne sei eine zeitgemäße Politikvermittlung, bei der es um mehr als reine Information geht. Promis und unbekannte Schleswig-Holsteiner sollen in einer Social-Media-Challenge unter dem Hashtag #wirwähleneuropa in den sozialen Medien dazu aufrufen, sich zum Botschafter für die EU-Wahl zu machen. „Jede und jeder kann ganz einfach mitmachen“, sagt Schwarz, der dazu selbst einen EU-Stern als Teil der Europaflagge in die Hand nimmt. Der könnte zum Symbol der rund 130.000 Euro teuren Kampagne werden. 

Ein paar Reihen vor dem Minister sitzt Daniel Ahlers. Er unterrichtet am RBZ „alles, was mit Wirtschaft zu tun hat“ und sagt: „Damit so eine Kampagne erfolgreich wird, braucht es natürlich mehr als zwei Politiker, die dafür werben.“ Der Lehrer sagt aber auch: „Wenn überhaupt, begeistert man die Schüler mit solchen Challenges für ein Thema wie die Europawahl.“ Denn jeder, der einen kurzen Beitrag postet, soll drei weitere Leute nominieren, es ihm nachzutun.

Ahlers weiß, wovon er redet, denn in seinem Unterricht ist die EU immer wieder Thema – nicht nur, weil das RBZ eine Europaschule ist und sich die Berufsschule auch an der Jugendwahl beteiligt. „Trotzdem ist die Europawahl nicht bei jedem im Fokus.“

Das weiß auch Schwarz, der extra eine Studie in Auftrag gegeben hat, bei der Wissenschaftler der Fachhochschule in Altenholz bei Kiel herausgefunden haben, dass Jugendliche zwar die sozialen Medien nutzen, ihre Informationen zur Wahl aber auch über klassische Medien beziehen wollen. „Wir wollen mit der Aktion gern alle erreichen“, sagt der Minister.

Das sind die politischen Interessen der Jugendlichen

Was die Schüler interessiert, merken die Politiker schnell, als die Jugendlichen ihnen Fragen stellen. Da geht es nicht um Subventionen für die Landwirtschaft oder Naturschutzprogramme oder wie krumm eine Gurke sein darf, sondern um Themen wie Sicherheit, Digitalisierung oder einen drohenden Rechtsruck in der EU, um die sich die Schüler Sorgen machen. „Europa steht für große Themen, deswegen freut es mich, dass die Jugendlichen das genauso sehen“, sagt Günther, der betont, dass er als Mitglied der Landesregierung da sei und nicht als Parteivertreter.

Dem Ministerpräsidenten ist klar, dass für die meisten Menschen die Europawahl am 9. Juni noch weit weg sei. Aber dennoch gibt er gemeinsam mit dem Europaminister schon mal ein Ziel aus. Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung im Norden bei unter 60 Prozent. „Wir wollen dieses Mal auf zwei Drittel kommen“, sagt Schwarz. Dazu sollen die Erstwähler ihren Beitrag leisten. Dafür werden sie dann aber nicht nur einen Daumen heben oder ein Video oder Bild posten müssen, sondern auch ein Kreuz machen.

Informationen zur Europawahlkampagne sowie zu den Teilnahmemöglichkeiten an der Social-Media-Challenge gibt es hier.

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