Landtagswahl in SH 2022

Die schlimmsten Situationen im Wahllokal – So werden Wahlhelfer in SH ausgebildet

So werden Wahlhelfer in SH ausgebildet

So werden Wahlhelfer in SH ausgebildet

Inga Gercke/SHZ
Neumünster
Zuletzt aktualisiert um:
Die Wahlhelfer Eva und Fabian üben den Wahlablauf mit Zwischenfällen. Foto: Inga Gercke/shz.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Reingehen, Kreuz machen, Zettel reinwerfen. Was aber, wenn jemand im Wahllokal fotografiert oder den Ausweis vergessen hat? Dafür üben nun Wahlhelfer.

„Sie müssen das jetzt bitte sofort einstellen, sonst muss ich die Polizei rufen”, fordert Wahlhelferin Eva eine junge Frau auf, die in der Wahlkabine mit ihrem Smartphone Bilder von ihrem Wahlschein. Auch nach mehrmaliger Aufforderung lässt sie das nicht sein.

Einige Meter weiter will eine Mutter ihr Kind mit in die Kabine nehmen und nebenan hat eine Frau ihren Personalausweis vergessen. Mitten im Gewusel versuchen Wahlhelfer, die unübersichtlichen Situationen in den Griff zu bekommen.

Der 19-jährige Fabian, der gerade Personendaten abgleicht, zieht irgendwann die Achseln hoch: „Was soll ich denn jetzt machen?“ Gerade hat eine vermeintliche Wählerin ihm ihren zerrissenen Wahlzettel hingeschmissen – sie möchte noch einmal neu wählen. Dann müssen beide lachen.

Diese Situationen sind nur gespielt, könnten aber so tatsächlich während der Landtagswahl am 8. Mai passieren. Und damit die Wahlhelfer auf solche Extremsituationen vorbereitet sind, werden junge Erwachsene im Seminar „Erstwahlhelfer“ geschult. „Damit am Wahltag alles mit rechten Dingen zugeht“, sagt Fabian.

Neben der Wahlhelferausbildung erfahren die Teilnehmer in dem Seminar, welche Bedeutung Demokratie und Wahlen für ihren Alltag haben und weshalb es wichtig ist, sich auch selbst politisch zu engagieren. „Weil wir mitbestimmen können, indem wir wählen gehen“, fasst die 16-jährige Teilnehmerin Sophie zusammen.

Wahlhelfer-Workshops in ganz Schleswig-Holstein

Initiator des Seminars ist der Hamburger Verein Haus Rissen. In Kooperation mit verschiedenen Trägern wurden seit 2016 bereits an die tausend junge Erwachsene zu Wahlhelfern ausgebildet – auch in Schleswig Holstein. Fabian, Sophie und Eva nehmen an dem Kurs des Jugendverbands Neumünster teil. Und das aus ganz unterschiedlichen Gründen.

Sophia ist politisch interessiert und wollte schon bei der Bundestagswahl im vergangenen Jahr helfen, doch sie war noch nicht wahlberechtigt. Nun ist sie 16 und darf wählen, denn in Schleswig-Holstein gilt für die Landtagswahl das Wahlrecht ab 16 Jahre.

Fabian macht sein Freiwilliges Soziales Jahr und hat sich das Seminar ausgesucht. Und Eva, eigentlich kein Wahlneuling, hat die Aktion in der Zeitung gelesen und hatte Glück, dass noch Plätze frei waren. Denn eigentlich ist das Seminar für junge Erwachsene gedacht, die nicht nur zum ersten Mal Wahlhelfer sind, sondern generell zum ersten Mal wählen dürfen.

Doch bevor die Seminarteilnehmer einige Wahlgänge inklusive Worst-Case-Szenarien übten, gab es Theorie. Es wurden die Wahlgrundsätze diskutiert und besprochen, wie demokratische Wahlen ablaufen müssen, um als solche anerkannt zu werden. So wurde auch diskutiert, ob die Briefwahl überhaupt demokratisch ist. „Theoretisch kann ja auch jemand zu Hause neben einem stehen und sagen, wo das Kreuz gemacht werden muss“, merkt Eva an.

Und zu welchem Ergebnis sind die Teilnehmer gekommen? „Was Demokratie bedeutet, das muss am Ende jeder für sich entscheiden“, sagt Sophie.

Das politische Interesse fördern

Die Seminarleiterin Annika Stüber freut sich über diese Aussage. Offensichtlich ein Punkt, den die Erstwahlhelfer verinnerlicht haben. Annika Stüber sagt: „Wir wollen nicht nur Wissen vermitteln, sondern die Teilnehmer animieren, sich selbstständig Gedanken zu machen und so das politische Interesse zu fördern.“

Mehr lesen