LGBTQ in Südschleswig

Queer-Café für Jugendliche: Nina Finke weiß, warum solche Angebote wichtig sind

Queer-Café für Jugendliche: Nina Finke weiß, warum solche Angebote wichtig sind

Queer-Café in Husum: Warum solche Angebote wichtig sind

Jan-Christian Petersen/shz.de
Husum
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Am Sonntag (18. September) wird in Husum der Weltkindertag gefeiert. Nina Fink ist es wichtig, dass dort auch die Belange der LGBTQ-Gemeinde Thema sind. Warum, erklärt sie im Gespräch mit shz.de.

Der Liebe wegen zog Nina Fink im Dezember letzten Jahres in die Nähe von Husum zu ihrer Verlobten. „Grundsätzlich“, sagt die gebürtige Nordrhein-Westfälin, „finde ich, dass die Menschen in Nordfriesland gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften tolerant gegenüberstehen.“

Doch die 24-Jährige kennt auch die anderen Seiten und berichtet von einer lesbischen Frau, die während einer Busfahrt im Husumer Umland von einem jungen Mann beleidigt und begrapscht worden sei, der ihre geschlechtliche Identität habe feststellen wollen. „Der Busfahrer hatte sehr couragiert reagiert. Er hatte angehalten und den jungen Mann hinausgeworfen.“

Queer-Café im BISS

Seit Anfang September engagiert sich Nina nun wie einige andere auch für das Queer-Café im Husumer Kinder- und Jugendforum BISS. Es wurde im Sommer 2021 von BISS-Mitarbeiterin Melanie „Mille“ Manske auf Anregung von Husumer Jugendlichen gegründet und findet seitdem immer freitags zwischen 15.30 Uhr und 17.30 Uhr statt.

Auch Nina Fink weiß, wie wichtig derartige Angebote für Jugendliche sind. „Ich bin viel allein gewesen“, sagt sie über ihre eigene Schulzeit. Sie wisse, dass es anderen auch so gehe, die sich homo-, bi- oder transsexuell orientierten. „Als ich damals erkannte, dass ich mich zu Frauen hingezogen fühle, suchte ich vor allem Verständnis im Internet. Man weiß halt nie, wie das eigene Umfeld reagiert. Ich trat verschiedenen WhatsApp-Gruppen bei und fand auch Unterstützung. Das Problem ist aber auch, dass die LGBTQ-Gemeinde dann oft sehr verstreut ist.“

Queere Angebotsvielfalt zum Weltkindertag

Der ländliche Raum stellt LGBTQ-Jugendliche vor besondere Herausforderungen, was die Vernetzung anbelangt. Nina Fink ist es auch aufgrund ihrer eigenen Erfahrung ein Anliegen, Austausch und Begegnung zu fördern. Damit ist sie nicht allein. Anlässlich des Weltkindertags, der in der Storm- Stadt bereits am Sonntag begangen wird, bietet die Husumer BISS-Gruppe ein besonderes Queer-Café von 13 bis 17 Uhr an. Beratend vor Ort sind dann auch Laura Schulze-Kölln, die eine queere Jugendgruppe in Flensburg leitet, und Maxi Dawidowicz vom lesbisch-schwul-bi-trans*-inter*- queeren Jugendverband lambda::nord.

Anfang September erntete Nina aber auch Kritik, als sie öffentlich in einer großen Husumer Facebook-Gruppe mögliche LGBTQ-Menschen unter den Gruppenmitgliedern ansprach, um anlässlich des Weltkindertags zur Veranstaltung ins BISS einzuladen. In einigen Kommentaren hieß es, LGBTQ-Menschen sollten nicht auch noch mit ihrer Sexualität hausieren gehen. Jugendliche würden durch solch queeres Engagement erst auf die Idee gebracht, Identität infrage zu stellen, und man solle Kinder doch einfach Kinder sein lassen.

Diskussionen auf Facebook

Dem entgegnete Nina, dass Trans-, Lesbisch- oder Schwulsein nicht ansteckend sei und Kinder aufgeklärt werden müssten, um sich mit ihrer eigenen, aber auch mit den Sexualitäten in ihrem Umfeld auseinandersetzen zu können. Außerdem hätten Kinder und Jugendliche, die sich im LGBTQ-Spektrum verorten, dasselbe Recht, einfach Kind zu sein. Tatsächlich aber würden diese Kinder und Jugendlichen oft gemobbt, Opfer von Gewalt oder begingen teilweise sogar Selbstmord, weil sie von ihrer Umgebung nicht toleriert würden. Andere würden sich in heterosexuelle Scheinbeziehungen oder sogar in Scheinehen begeben, um nicht aufzufallen.

„Wir müssen den Menschen vermitteln“, betont Nina, „dass jeder so leben darf, wie er möchte, ohne dass gleich kritisiert und einem gesagt wird, was man an sich selbst ändern soll.“ Zum Weltkindertag wird Nina Fink das Queer-Café besuchen. Bei Fragen zum Thema LGBTQ können sich Jugendliche und Eltern an das BISS wenden. Das komplette Programm der Stadt Husum zum Weltkindertag findet sich auf www.bisshusum.de.

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