Kreis Schleswig-Flensburg

Personalmangel in der Gastronomie spitzt sich zu: „Die Lage ist prekär“

Personalmangel in der Gastronomie spitzt sich zu: „Die Lage ist prekär“

Personalmangel in der Gastronomie spitzt sich zu: „Die Lage ist prekär“

SHZ
Flensburg
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Auch die Gastro-Betriebe in Flensburg müssen angesichts der aktuellen Lage kämpfen. Foto: Michael Staudt Foto: 90037

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Der Dehoga ist angesichts des drastischen Fachkräftemangels besorgt. Eine Umfrage in Flensburg zeigt: Etablierte Betriebe haben es offenbar etwas leichter in der aktuellen Krise.

Fachkräftemangel und Personalnot, überall. Es sind Worte, die vor allem nach der Pandemie beinahe zu Phrasen verkommen sind. Und doch, so bestätigt es Dehoga-Chef Hans-Peter Hansen für den Kreis Schleswig-Flensburg, sind die Betriebe unter Druck wie kaum jemals zuvor.

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„Wir hatten bereits vor den Pandemie Probleme, gute Mitarbeiter zu gewinnen – wie andere Gewerke auch – aber jetzt ist es wirklich prekär“, äußert er sich auf Nachfrage von shz.de. Einige Betriebe hätten das Bankettgeschäft eingestellt, da sie keine Mitarbeiter haben. „In anderen Regionen (zum Beispiel Kreis Nordriesland) haben Betriebe wegen Personalmangel geschlossen. Immer mehr Betriebe passen ihre Öffnungszeiten sowie ihr Angebot der Lage an.“

An Politik und Verwaltung hat Hansen angesichts der aktuellen Situation eine klare Forderung: „Es sollten die Verfahren zur Einstellung von ausländischen Mitarbeitern verkürzt und vereinfacht werden.“

Viele Kollegen hätten ihm rückgemeldet, dass die Buchungslage in naher Zukunft gut aussehe. Leider seien jedoch besonders im Bankett-Bereich viele Gäste noch verunsichert.

Gemischtes Bild in Flensburg

Wie sehen das die Flensburger Gastronomen? Eine Umfrage zeigt, wie unterschiedlich die Situation für die einzelnen Betriebe ist.

Ute Johannsen, Inhaberin vom Beach Club, hat vor einigen Wochen versucht, mit besonderen Maßnahmen der Personalknappheit im Gastro-Gewerbe entgegenzuwirken. Eine Vier-Tage-Woche und ein 500-Euro-Bonus am Ende der Saison sind zwei Lockmittel, mehr Personal für ihren Betrieb zu rekrutieren. Ob es geholfen hat, nachdem die Saison auf Hochtouren läuft? „Es war nicht ganz erfolglos, auch dank der Berichterstattung“, sagt sie. „Aber wir haben noch nicht die notwendige Personalstärke und gelernte Kräfte sind ohnehin nicht dabei. Wir müssen alle anlernen.“


Zumindest interessant findet sie das Unterfangen aus St. Peter-Ording, mit dem eine spezielle Agentur aus Gastronomie und Hotelgewerbe zur Gewinnung von Arbeitskräften gegründet wurde. Diese habe auch in Flensburg versucht, mit besonderen Lockmitteln wie Wohnungen und besten Gehältern Personal abzuwerben. Dies sei aber nicht gelungen, von daher lasse sich ein solcher Weg nicht auf Flensburg übertragen.

Johannsen bleibt für den Rest der Saison optimistisch, auch wenn ihre Personaldecke nicht unbedingt auskömmlich ist. „Wir wollen ja nicht alle so strapazieren, dass sie schlapp machen. Wir kämpfen uns durch“, blickt sie auf den Fortgang der Saison.

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Gänzlich anders ist die Situation in der traditionellen Gaststätte Porterhouse im Gnomenkeller. „Wir haben dort eine ganz tolle Mannschaft“, erläutert Geschäftsführer Harald Eggers. „Sie hat vor, während und nach der Pandemie eng zusammengestanden“, zeigt er sich sehr zufrieden und ein wenig stolz, dass auch es in schwierigen Zeiten keinen Personalmangel gab.


Auch Kai Dichter-Geroche vom Börsenkeller am Nordermarkt zeigt sich sehr entspannt. „Wir stehen eigentlich ganz gut dar“, ist seine prägnante Rückmeldung. „Man muss ja nicht immer was zu meckern haben.“

Victor Ceban betreibt den Roten Hof seit etwas mehr als fünf Jahren mit seiner Frau und unterstützt von seiner Schwester. Sie suchen schon seit Jahren gute Fachkräfte für Service und Küche, die es auf dem freien Arbeitsmarkt aber nicht gibt. Dieses Problem macht er auf andere Art und Weise wett. „Als Familie bilden wir einen belastbaren Kern und überbrücken den Mangel dauerhaft“, bekennt er. Wenn es schon keine Fachkräfte gebe, dann müsse man die Tätigkeit in der Gastronomie zumindest mit viel Leidenschaft ausfüllen. “Einen anderen Weg gibt es für uns nicht“, stellt er abschließend fest.

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