Russland-Ukraine-Konflikt

Pellwormer Guido Schwarze kämpft um Visa für seine ukrainische Familie

Pellwormer Guido Schwarze kämpft um Visa für seine ukrainische Familie

Pellwormer kämpft um Visa für seine ukrainische Familie

SHZ
Nordfriesland
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Guido Schwarze mit seiner Frau Nataliia und den beiden Kindern. Foto: Privat/shz.de

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Acht Monate haben die Ukrainerin Nataliia Schwarze und ihre Kinder auf ihre Visa gewartet, so ihr Pellwormer Mann. Erfolglos: Nun mussten sie Deutschland verlassen. Ihr Mann erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ausländerbehörde Nordfriesland.

2019 verliebte sich der Pellwormer Guido Schwarze (53) in Nataliia Sotnyk (43). Im Jahr darauf, im Dezember heiratete das Paar in Nataliias Heimat in Winnyzja, südwestlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew. Heute kämpft Guido Schwarze um die Familienzusammenführung.

Denn am vergangenen Wochenende mussten Nataliia und die beiden Kinder (13 und 15) zurück in die Ukraine reisen. In ein Land, dem ein Krieg mit Russland bedroht ist. Das hätte verhindert werden können, sagt Schwarze und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Ausländerbehörde Nordfriesland.

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„Wir haben am 18. Juni 2021 den Antrag auf Familienzusammenführung bei der deutschen Botschaft in Kiew gestellt“, erinnert sich Guido Schwarze. Die stellt das Visum aus, das für die Familienzusammenführung notwendig ist. Die Prüfung, ob die Eheschließung rechtens ist, übernimmt die Ausländerbehörde des Landkreises, in dem der deutsche Ehepartner lebt, so erläutert Schwarze. In diesem Fall Nordfriesland.

„Mehrmals habe ich nachgefragt, weil ich wusste, dass solche Verfahren etwa drei Monate dauern“, sagt Guido Schwarze. „Jedes Mal habe ich eine automatische Antwort vom Kreis bekommen, dass meine Anfrage an den zuständigen Sachbearbeiter weitergeleitet werde und dass ich von weiteren Nachfragen absehen solle.“

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Die Zeit drängte. Denn das Touristenvisum, mit dem seine Familie inzwischen bei ihm in Pellworm lebte, lief am 21. Februar aus. Acht Monate, nachdem der Antrag auf Familienzusammenführung abgegeben worden war, hatte Schwarze genug. „Ich habe dann Anfang Februar beim Auswärtigen Amt in Berlin angerufen und nachgefragt.“ Die Beamten stellten bei ihrem Blick in den Fall fest, dass die deutsche Botschaft in Kiew mehrmals in Husum nachgefragt hatte, wie weit die Bearbeitung des Falles sei, so erzählt es Guido Schwarze.

Noch kein Visum, weil Nachweis fehlt

Einen Tag, nachdem er sich ans Auswärtige Amt gewandt hatte, meldete sich die Ausländerbehörde in Husum. „Sie forderten mich auf, einen Negativbescheid des Sozialzentrums vorzulegen. Also ein Formular, das beweist, dass ich in der Lage bin, meine Familie ohne Sozialhilfe zu ernähren“, so Schwarze. Viele Jahre habe er als selbstständiger Maler gearbeitet, verdient heute sein Geld als Hausmeister. „Ich habe noch nie Sozialhilfe beantragt“, sagt er. Diesen bis heute fehlenden Nachweis nennt der Kreis auf Nachfrage von shz.de als Grund dafür, dass das Visum für die Familienzusammenführung noch nicht erteilt wurde.

Schwarze kritisiert, dass die Aufforderung für diesen Nachweis am 9. Februar kam. Zwölf Tage bevor das Touristenvisum seiner Frau ablaufen sollte. Für ihn zu wenig Zeit. Wegen eines ärztliches Attestes seiner Frau, das sie für reisunfähig erklärte, und wegen des Sturms Zeynep bat Schwarze um eine Verlängerung der Ausreisefrist. Die Ausländerbehörde sah keine Probleme darin, während des Sturms die Fährverbindungen zu nutzen, die nicht abgesagt waren. Und das Attest hätten die Eheleute nicht vorgelegt, teilt der Kreis auf Anfrage mit.


Also bestand die Ausländerbehörde auf der Ausreise bis zum 21. Februar – ausgerechnet der Tag, an dem der russische Präsident Wladimir Putin erklärte, Truppen in die Ukraine einmarschieren lassen zu wollen. Hätten die drei sich geweigert, zu diesem Datum auszureisen, „hätten sie für ein bis zwei Jahre nicht mehr einreisen dürfen, damit drohte die Ausländerbehörde“, so Guido Schwarze. Auf die Frage von shz.de, warum die Ausländerbehörde lange nicht auf Anfragen von Guido Schwarze reagiert hat, gab der Kreis keine Antwort.

„Visa bekommen meine Frau und die Kinder nun nicht mehr“, sagt Schwarze wütend. „Die Visastelle in der deutschen Botschaft in Kiew ist wegen der aktuellen Lage derzeit geschlossen. Selbst wenn die Ausländerbehörde nun endlich die erforderlichen Unterlagen nach Kiew schicken würde, den Stempel für das Visum gibt es im Moment nicht.“

Auswärtiges Amt bestätigt: Visastelle geschlossen

Das Auswärtige Amt bestätigt auf Anfrage des shz, dass die Visastelle in der Botschaft geschlossen ist. „Das entsandte Personal der Botschaft wurde im Interesse der Sicherheit unserer Kolleginnen und Kollegen ausgedünnt“, begründet eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes die Situation. Aktuell gibt es keine andere Möglichkeit, ein Visum zu beantragen. Aber: „Wir arbeiten derzeit daran, eine alternative Möglichkeit zur Visabeantragung für in der Ukraine ansässige Personen zu schaffen. Entsprechende organisatorische Maßnahmen laufen derzeit.“

Die nächste Gelegenheit, sich wiederzusehen, kommt für Familie Schwarze im Mai. „Ab dem 22. Mai, darf meine Frau mit den Kindern per Schengen-Visum wieder einreisen, aber wer weiß, wie es in der Ukraine bis dahin aussieht. Ich habe die Befürchtung, dass die Ukraine bis dahin von den Russen komplett übernommen wird.“

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