Gesellschaft

Obdachlose in SH: Immer mehr Frauen betroffen

Obdachlose in SH: Immer mehr Frauen betroffen

Obdachlose in SH: Immer mehr Frauen betroffen

Inga Gercke/SHZ
Kiel
Zuletzt aktualisiert um:
In Schleswig-Holstein steigt die Zahl der Wohnungslosen an. Neu ist, dass immer mehr Frauen betroffen sind (Symbolbild). Foto: www.imago-images.de

Diesen Artikel vorlesen lassen.

Die Obdachlosenunterkünfte sind voll, es gibt zu wenige Betreuer und Berater. Im vergangenen Jahr suchten vermehrt Frauen Hilfe – die Diakonie verzeichnet einen neuen Höchstwert. Wo die Brennpunkte in SH liegen.

In Schleswig-Holstein gibt es immer mehr Menschen, die keine Wohnung haben oder davon bedroht sind, ihre zu verlieren. Doch die Obdachlosenunterkünfte sind voll, Personal für Betreuung und Beratung ist knapp. Wie akut die Lage ist, zeigen jetzt Zahlen der Diakonie Schleswig-Holstein: 2022 haben demnach 8844 Menschen die Angebote ihrer Wohnungslosenhilfe besucht. Das sind gut 1000 Menschen mehr als noch ein Jahr zuvor. „Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen“, sagt Landespastor und Diakonievorstand Heiko Naß. Denn: Das sind nur die Zahlen der Diakonie. Hinzu kämen noch die Daten aus den Kommunen. 

Immer mehr Frauen sind betroffen

Neu sei, dass immer mehr Frauen von Wohnungslosigkeit betroffen sind. Hier sei die Zahl „dramatisch gestiegen. Dramatisch!“, betont Naß. So hätten in nur einem Jahr 3029 Frauen Hilfe gesucht – ein neuer Höchstwert. 2021 waren es noch 2083 Frauen.

Gründe auch hier: die gestiegenen Kosten für Lebensmittel und Energie. Menschen, die schon vorher in einer prekären Lage waren, würden so immer schlechter „über die Runden kommen“, sagt Kathrin Kläschen, Referentin für Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie.

Folgen von Corona

Warum Wohnungslosigkeit immer mehr Frauen betreffe, kann auch sie nur vermuten. „Die psychische Belastung ist seit Corona überall gestiegen. Jetzt, wo wieder alles gelockert ist, kommt es vielleicht auch öfter zur Trennung“, sagt Kläschen. Ein weiteres Problem: Häufig wollten Frauen nicht in gemischten Gemeinschaftsunterkünften übernachten, weil die Gewalterfahrungen mit Männern machen mussten. 

Mindeststandarts bei Unterkünften

Deshalb fordert die Diakonie von den Kommunen, landesweit ausreichend Notunterkünfte zur Verfügung zu stellen. Mindeststandards, wie eine Einzelunterbringung, eine Kochmöglichkeit, sowie Zugang zu Beratung und dem Öffentlichen Nahverkehr sollten dabei berücksichtigt werden. Brennpunkte in Schleswig-Holstein sind laut den Zahlen der Diakonie die Städte Kiel, Lübeck, Flensburg, Neumünster sowie das Hamburger Umland.

Mehr lesen