Soziales

Neues Online-Angebot unterstützt pflegende Angehörige in SH

Neues Online-Angebot unterstützt pflegende Angehörige in SH

Neues Online-Angebot unterstützt pflegende Angehörige

Margret Kiosz/shz.de
Kiel
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Die meisten Pflegebedürftigen werden zu Hause betreut. Foto: imago stock&people

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Die Zahl der auf Pflege angewiesenen Menschen steigt. Ab Mai gibt es mit dem digitalen Pflegebistro ein neues Angebot für deren Angehörige.

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Deutschland wird allein durch die zunehmende Alterung der Gesellschaft bis zum Jahr 2055 um 37 Prozent zunehmen. Diese Prognose veröffentlichte das Statistische Bundesamt. Auch für Schleswig-Holstein wird ein Anstieg um 18 Prozent bis 2035 und sogar von 43 Prozent bis 2055 vorhergesagt – also deutlich mehr als im Bundesschnitt.

Ende 2021 waren im Norden 159.000 Menschen auf Pflege angewiesen. Für 2035 geht man von 187.000 und für 2055 von 227.000 Pflegebedürftigen zwischen Nord- und Ostsee aus. „Die Folgen des demografischen Wandels stellen uns vor große Herausforderungen“, sagt der Chef der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Schleswig-Holstein, Michael Selck. Nötig sei ein „wirklicher politischer Wandel“ mit einer Stärkung ambulanter Konzepte. „Die Förderung der stationären Versorgung ist eine Sackgasse“, meint Selck.

Die Alterung der Bevölkerung führt laut Statistikamt zu einem höheren Anteil sehr alter Pflegebedürftiger. Während Ende 2021 etwa 2,7 Millionen oder 55 Prozent der bundesdeutschen Pflegebedürftigen 80 Jahre und älter waren, könnten es 2055 rund 4,4 Millionen, also 65 Prozent, sein.

Unterschied zwischen den Bundesländern

Die Ergebnisse der Vorausberechnung zeigen deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern. Bei konstanten Pflegequoten ist bis Ende 2055 der geringste relative Anstieg in Sachsen-Anhalt um sieben Prozent und in Thüringen um neun Prozent zu erwarten. Demgegenüber stehen die stärksten Zuwächse durch die Alterung um 56 Prozent in Bayern und 51 Prozent in Baden-Württemberg.

„Nach 2055 sind keine starken Veränderungen mehr zu erwarten, da die geburtenstarken Jahrgänge aus den 1950er und 1960er Jahren, die so genannten Babyboomer, dann durch geburtenschwächere Jahrgänge im höheren Alter abgelöst werden“, hieß es in der Mitteilung des Bundesamtes.

Lage entspannt sich ab Mitte des Jahrhunderts

Da schon heute im Norden rund 85 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut werden, hat das Land jetzt zusammen mit Pflegeorganisationen ein neues Angebot für pflegende Familienangehörige geschaffen: digitale Pflege-Bistros. Das Online-Angebot startet im Mai und richtet sich an Menschen aller Altersgruppen, wie der Verein „Forum Pflegegesellschaft“ mitteilt. „Wir freuen uns, einen Weg gefunden zu haben, wie sich die Angehörigen untereinander austauschen können. Gerade das Online-Format des Pflege-Bistros macht es vielen häuslich Pflegenden einfacher, an den Terminen teilzunehmen, da sie meist nur unter großem organisatorischen Aufwand überhaupt das Haus verlassen können“, erklärt Nicole Knudsen, Vorstand im Verein „Wir pflegen“.

Pflege-Bistro startet im Mai

Die Termine des Pflege-Bistros haben zwar immer einen thematischen Schwerpunkt, in der Hauptsache gehe es aber um die Selbsthilfe der Pflegepersonen, sagte Anette Langner, Chefin des Forums Pflegegesellschaft mit Sitz in Kiel. „Nur wenn es den Pflegenden gut geht, geht es auch den pflegebedürftigen Menschen gut.“ Deswegen drehe sich das erste Thema des Pflege-Bistros darum, wie sich pflegende Angehörige Auszeiten schaffen können.

Das Projekt wird finanziell durch den Sonderfonds Coronafolgebekämpfung des Sozialministeriums gefördert und ist für die Angehörigen kostenlos.

Mehr Infos bei der Geschäftsstelle für das Forum Pflegegesellschaft unter: 0431/66947070.

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