Dänische Minderheit

Neue SSW-Stadtpräsidentin: Wir sprechen im Grenzland die gleiche Sprache

Neue SSW-Stadtpräsidentin: Wir sprechen die gleiche Sprache

Neue SSW-Stadtpräsidentin: Wir sprechen die gleiche Sprache

Flensburg
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Die Minderheitenpolitikerin des SSW, Susanne Schäfer-Quäck, übernimmt den Büroschlüssel ihres Vorgängers Hannes Fuhrig (CDU). Foto: Benjamin Nolte/shz.de

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Nach der Kommunalwahl, bei der der Südschleswigsche Wählerverband in Flensburg die Mehrheit der Stimmen holen konnte, wurde das langjährige Ratsmitglied Susanne Schäfer-Quäck zur neuen Stadtpräsidentin gewählt. Die Minderheitenpolitikerin versprach in ihrer Antrittsrede, für alle Flensburgerinnen und Flensburger da zu sein, blickt jedoch auch über die Grenze, wie sie dem „Nordschleswiger“ am Telefon verraten hat.

Es ist das erste Mal seit 1962, dass ein Mitglied der dänischen Minderheit zum Stadtoberhaupt Flensburgs gewählt wurde. Susanne Schäfer-Quäck wurde am Donnerstag mit 39 zu einer Stimme auf der Ratssitzung gewählt. Sie gehört seit vielen Jahren der Ratsversammlung an. Die 62-jährige Minderheitenpolitikerin ist überhaupt erst die dritte weibliche Vorsitzende des Rates seit 1950. Ingrid Gross (CDU) war von 1978 bis 1986 in dieser Funktion tätig, Swetlana Krätzschmer von 2013 bis 2018. Schäfer-Quäck löst nun Hannes Fuhrig (CDU) ab. 

In ihrer Antrittsrede sagte sie, sie werde Stadtpräsidentin aller Flensburgerinnen und Flensburger sein, egal welche Sprache sie sprechen oder welcher Kultur sie angehören. „Es gehört gerade zu den Besonderheiten unserer Stadt, dass sie sowohl von deutscher als auch von dänischer Geschichte, Sprache und Kultur geprägt ist.“ Das Besondere sei, dass die Bürgerinnen und Bürger dies als Gemeinschaft leben und gemeinsam für Flensburg einstehen, wird sie in einer Pressemitteilung zitiert. „Der Nordschleswiger“ hat mit ihr am Telefon gesprochen.

Frau Schäfer-Quäck, Sie sind erst die dritte Frau in diesem Amt. Bedeutet das etwas für Sie?

„Zunächst einmal ist es eine große Ehre, dass ich dieses Amt zum Abschluss meiner Karriere bekommen habe. Zuletzt stellte der SSW 1962 den Stadtpräsidenten. Natürlich ist es toll, dass wieder eine Frau das Amt innehat. Ich bin jedoch so aufgewachsen, dass ich mit gleichen Rechten lebe – ohne Gleichberechtigung oder Quoten. Es ist vielleicht der dänische Einfluss, wo man einfach macht, anstatt zu reden.“

Welche Rolle haben Sie da jetzt eigentlich inne, was sind Ihre Aufgaben?

„Ich leite die Sitzungen der Ratsversammlung und des Ältestenrates und übernehme repräsentative Aufgaben. Ich möchte versuchen, ein Bindeglied zwischen Verwaltung und Politik zu sein.“

Die Ratsversammlung erweckte nach außen hin mit neun Fraktionen in den vergangenen Jahren immer den Eindruck eines zerstrittenen Haufens. Wie wollen Sie als Vorsitzende künftig kommunizieren und das Image nach außen wieder verbessern? Fällt es mit weniger Fraktionen vielleicht auch leichter?

„Wir brauchen definitiv mehr Struktur, damit wir nach außen nicht komisch wirken. Ich möchte, dass wir es hinbekommen, respektvoll und fair miteinander umzugehen, auch wenn wir uns in Inhalten nicht immer einig sind. Der SSW und die Grünen sind gleich große Fraktionen. Mit noch einem Partner sind Mehrheitsentscheidungen künftig einfacher.“

Da Sie Minderheitenpolitikerin in diesem repräsentativen Amt sind, schaut man natürlich auch in Nordschleswig nicht erst seit dem Wahlerfolg in Schleswig-Holstein und insbesondere Flensburg auf den SSW. Was sind ihre Vorhaben und Pläne für Flensburg und das Grenzland?

„Ich möchte mich auf jeden Fall für eine bessere grenzüberschreitende Arbeit einsetzen. Dass wir nördlich und südlich der Grenze die gleiche Sprache sprechen, macht das natürlich einfacher. Es gibt in vielen Bereichen noch Luft nach oben – etwa bei der Digitalisierung. Da können wir uns Dinge aus Dänemark abgucken, da sind wir um Jahre zurück. Allerdings gibt es in Deutschland natürlich einen anderen Datenschutz.“

Gibt es noch weitere Projekte?

„Wir müssen uns in Flensburg um den Küstenschutz bemühen. Bei 120 Hochwassern im Jahr in Schleswig-Holstein sowie der Werft und den Stadtwerken direkt am Wasser müssen wir etwas tun. Wir waren kürzlich mit einer Delegation in Vejle und haben uns zu dem Thema informiert. Derzeit gibt es für Projekte noch eine 90-prozentige Förderung. Des Weiteren müssen wir den Mobilitätsplan in Flensburg weiter voranbringen, denn wir hängen mit der Umsetzung hinterher. Und im grenzüberschreitenden Bahnverkehr setzen wir uns seit Langem für einen Grenzbahnhof in Weiche ein. Das wollen wir untersuchen.“

Ihr Vorgänger Hannes Fuhrig hat eine Städtepartnerschaft mit Esbjerg angestoßen. Wollen Sie diese Pläne mit Leben füllen?

„Es handelt sich dabei um eine Städtefreundschaft. Das ist eine schwächere Form der Städtepartnerschaft. Aber das möchte ich dennoch gerne forcieren und ein Treffen anstreben. Auch hier hilft es, dass wir die gleiche Sprache sprechen.“

Sie sind seit 1994 politisch aktiv in Flensburg. Was sind die aus ihrer Sicht bewegendsten und vielleicht auch herausforderndsten Momente dieser langen Zeit gewesen?

„Wenn ich von einer prägenden Zeit sprechen kann, dann war es die Zeit, wo wir mit Simon Faber einen Oberbürgermeister aus der dänischen Minderheit hatten. Früher waren die Vorlagen für die Politik zwei Seiten lang, und es gab weniger Fraktionen. Herausfordernd war daher die letzte Zeit, in der wir bei neun Fraktionen in der Ratsversammlung massiv Mehrheiten suchen mussten und politische Beschlüsse Jahre bis zur Umsetzung gebraucht haben. So hat es beispielsweise vier Jahre gebraucht, um vor einer dänischen Schule einen Zebrastreifen einzurichten. Das könnte sich mit weniger Fraktionen jetzt ändern.“

BDN freut sich auf Zusammenarbeit

Der BDN-Hauptvorsitzende Hinrich Jürgensen begrüßt die Wahl von Susanne Schäfer-Quäck als Stadtpräsidentin. „Der SSW hat bei der Wahl gut abgeschnitten, somit ist es die logische Konsequenz, dass die Minderheitenpartei auch die Stadtpräsidentin“, stellt. „Wir haben in der Vergangenheit bereits sehr gut mit dem SSW zusammengearbeitet und freuen uns auf die künftige Zusammenarbeit.“

Obwohl Susanne Schäfer-Quäck schon lange politisch in Flensburg aktiv ist, hat man beim Bund Deutscher Nordschleswiger mit ihr bislang nicht zu tun gehabt. „Mit einzelnen Abgeordneten der Ratsversammlung hatten wir bislang selten Treffen. Das wird sich jetzt ändern, und wir werden sie oft einladen. Daran besteht gar kein Zweifel“, so Jürgensen. 

Dass mit ihr eine Minderheitenvertreterin in das zweithöchste Amt der Grenzstadt gewählt wurde, ist für Jürgensen nur eine Nebeninformation. „Schon die vorherigen Stadtpräsidentinnen und -präsidenten haben das Grenzland gut vertreten, und das wird auch mit Susanne Schäfer-Quäck so sein“, ist er sicher.

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