Arbeitsagentur gibt Geld dazu

Klinikum Nordfriesland hält Fachkräfte an Bord – wie Mitarbeiterinnen das erleben

Klinikum Nordfriesland hält Fachkräfte an Bord

Klinikum Nordfriesland hält Fachkräfte an Bord

SHZ
Husum
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Ausbildung auch für Ältere während des Berufsalltags: Im Klinikum Nordfriesland ist das mit Förderung durch die Arbeitsagentur schon etabliert. Das steht jedem Arbeitgeber zur Verfügung. Foto: Klinikum Nordfriesland/shz.de

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Der Fachkräftemangel betrifft viele Branchen. Die Arbeitsagentur will dabei helfen, auch finanziell, ältere Mitarbeiter weiterzubilden. Dass das klappt, beweisen zwei Beispiele im Klinikum Nordfriesland.

Ständig beklagen Unternehmen auch hier in Nordfriesland, dass sie keine Fachkräfte finden. Doch genauso wichtig wie die Suche nach neuen Kräften ist es, aktive Mitarbeiter zu pflegen und ihnen Perspektiven für die Zukunft in der Firma zu bieten. Nicht, dass sie eines Tages abspringen und sich umorientieren oder gar arbeitslos werden.

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Ilka Zunkers Berufsweg im Klinikum Nordfriesland ist ein Beispiel dafür, dass ihr Arbeitgeber und sie heute zufriedener sind als zuvor – und das vor allem durch eine gezielte Bildungsmaßnahme, die sogar von der Arbeitsagentur gefördert worden ist.


Sie hatte einst in Brandenburg Zahnarzthelferin gelernt, was ihr aber nicht anerkannt wurde, als sie 1997 in den Norden gezogen war. Es folgte eine Familienpause, auch, weil es aus ihrer Sicht kein passendes Krippen- und Kita-Angebot damals gab.

Acht Jahre Arbeit in einem Autohaus schlossen sich an, „doch ich wollte zu gerne wieder im medizinischen Bereich arbeiten“. Die Klinik in Niebüll ermöglichte ihr an der Rezeption die Rückkehr ins Gesundheitswesen. Dann arbeitete sie in der Notaufnahme in Husum, wo aber die Standards für die Fachkräfte weiter angehoben wurden – ein kritischer Punkt im beruflichen Lebensweg von Ilka Zunker, der auf sie und den Arbeitgeber wie eine Sackgasse wirken musste.

Voller Einsatz auch am Wochenende

Die neue Perspektive bot sich beiden mit dem Angebot „Weiter.Bildung“ der Arbeitsagentur. Kern ist, bereits Beschäftigte während der laufenden Arbeit höher zu qualifizieren – und dabei bis zu 100 Prozent der Bildungskosten und bis zu 75 Prozent des Arbeitsentgelts fördern zu lassen.

Ilka Zunker macht heute neben ihrem Beruf eine Ausbildung zur medizinischen Fachangestellten und sitzt zwei Mal pro Woche zwischen lauter jungen Frauen in der Schule. „Da ist sogar mancher Lehrer jünger als ich“, erzählt sie schmunzelnd. Die Wochenenden brauche sie, um das Gelernte zu vertiefen. Und ihr Lebensgefährte fragt dann ab, was sie schon kann. „Das gibt mir das nötige Stück Sicherheit.“

Bestmöglicher Rahmen für die berufliche Entwicklung

Zum Gespräch in den Räumen der Arbeitsagentur in Husum ist auch Stephan Unger, Geschäftsführer des Klinikums, gekommen. Er hebt hervor, dass nirgends jemand zu einer Weiterbildung gezwungen werden könne. Doch alle Unternehmen müssten den bestmöglichen Rahmen für die berufliche Entwicklung ihrer Teams anbieten.

Er bedauerte, dass gesetzliche Vorgaben zum Aus für die Weiterarbeit von Ilka Zunker in der Notaufnahme geführt hätten. Aber mit der jetzigen Ausbildung habe man ihr einen Platz in der Betriebsmedizin sichern können, wo alle Kollegen und Kolleginnen medizinisch betreut werden.


Markus Hoell, stellvertretender Leiter der Arbeitsagentur in Flensburg, betont, dass es in dem neuen Programm vor allem darum gehe, Berufsabschlüsse zu fördern – und das mitten im laufenden Betrieb. Daher auch die zweigleisige Förderung für die Bildungsmaßnahme selbst und den Zuschuss zum Lohn: „Arbeitgeber kennen die Potenziale ihrer Mitarbeiter am besten, oftmals fällt die Nachbesetzung einer Stelle im Helferbereich leichter, als eine Fachkraft zu rekrutieren.“


Einen ähnlichen Sprung nach vorne wie Ilka Zunker hat Kerstin Gemsa im Klinikum gemacht. Sie hatte mit ihrem einst gelernten Beruf Hotelfachfrau innerlich längst abgeschlossen. Zwischenzeitlich hatte sie mit einer Ausbildung zur Kauffrau im Gesundheitswesen geliebäugelt, doch mit ihren damals kleinen Kindern sei der erforderliche Blockunterricht auswärts nicht darstellbar gewesen.


Seit 2014 arbeitet sie in der Klinik. Im Gespräch mit ihrer Abteilungsleiterin kam vor zwei Jahren die Idee auf, eine Ausbildung zur Kauffrau im Büromanagement zu machen. Dann sei alles ganz schnell gegangen, erzählt sie. Mit den Eltern war schnell die Betreuung der Kinder geregelt. „Und von meinen Kolleginnen bekam ich auch noch eine Schultüte“, erzählt sie freudestrahlend. Und weil ihr Telefon für die zwei Berufsschultage nicht besetzt ist, war für die Kollegen klar: „Das geht klar, wir ziehen das mit Dir gemeinsam durch.“

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