Corona in Nordfriesland

Impfdurchbrüche und Lage an Schulen und Kitas: Gesundheitsamts-Chefin im Interview

Impfdurchbrüche und Lage an Schulen: Gesundheitsamts-Chefin im Interview

Impfdurchbrüche und Lage an Schulen und Kitas

SHZ
Nordfriesland
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Zum Thema Impfdurchbrüche und Corona an Schulen und Kitas hat shz.de ein Gespräch mit der Leiterin des Gesundheitsamtes geführt. Foto: Gregor Fischer/shz.de

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Das Gesundheitsamt hatte sich besorgt zu der hohen Zahl der Impdruchbrüche geäußert. Nun erklärt Gesundheitsamt-Chefin Nina Rahder, warum eine Impfung trotzdem wichtig ist und welche Daten gesammelt werden.

Vor wenigen Wochen hatte sich die Leiterin des Fachbereichs Gesundheit, Nina Rahder, besorgt über die hohe Zahl der Impfdurchbrüche und die Corona-Lage an Schulen und Kitas geäußert. Zu den Impfdurchbrüchen fehlten damals noch Daten, um genauere Aussagen zu machen. Im Interview ordnet Rahder die aktuelle Datenlage ein und erklärt, warum eine Impfung dennoch enorm wichtig ist und spricht darüber, wie Schulen und Kitas durch Herbst und Winter kommen werden.

Frau Rahder, wann hat das Gesundheitsamt begonnen, genauere Daten zu den Impfdurchbrüchen zu erheben?
Nina Rahder: Damit haben wir am 9. Juli angefangen.

Welche Daten sind das?
Wir zählen bei uns alle Fälle, die vollständig geimpft und im PCR-Test positiv sind – egal, ob sie Symptome aufweisen oder nicht. Denn in diesen Fällen müssen wir tätig werden, und die melden wir auch täglich an die Presse.

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Das Robert-Koch-Institut wiederum legt fest, welche Fälle in die bundesweite Statistik einfließen. Danach liegt nur dann ein Impfdurchbruch vor, wenn bei einer vollständig geimpften Person eine PCR-bestätigte SARS-CoV-2 Infektion mit Symptomatik festgestellt wird.

Intern erheben wir übrigens noch viele weitere Daten zu jedem Durchbruch, die wir an das RKI weitergeben, zum Beispiel den CT-Wert, die genauen Symptome, Vorerkrankungen, Symptombeginn, die Virus-Variante, den verwendeten Impfstoff – sogar mit der Chargenbezeichnung – und einiges mehr.


Wie sind die Impfdurchbrüche überhaupt aufgefallen?
Wir nehmen ja zu jeder infizierten Person Kontakt auf und befragen sie dabei natürlich auch nach ihrer Vorgeschichte. Dazu gehört ganz selbstverständlich die Frage, ob jemand bereits geimpft ist. Manchmal führen auch die Hausärzte diese Gespräche und informieren uns anschließend.

Kann man mittlerweile schon eine Regelmäßigkeit aus den erhobenen Daten ablesen? Zum Beispiel: Welche Altersgruppen sind betroffen, wie viele Durchbrüche gibt es?
Seit dem 9. Juli haben wir 104 Impfdurchbrüche erfasst mit einem Durchschnittsalter von 49 Jahren; aus jeder Altersgruppe sind Fälle dabei. Von unseren zurzeit 77 Infizierten sind 16 (Zahlen vom 21.9.) Impfdurchbrüche.

Wie reagieren die betroffenen Personen?
Die Betroffenen reagieren meist überrascht, dass sie sich trotz vollständigem Impfstatus infiziert und in einigen Fällen sogar Symptome entwickelt haben.

Wie viele der Neuinfektionen und der aktuell infizierten Personen sind ungeimpft?
Wir haben das für die Zeit vom 9. Juli bis zum 21. September ausgewertet: Von insgesamt 496 PCR-positiven Menschen waren 392 ungeimpft und 104 geimpft. Man kann aber gar nicht oft genug betonen, dass die geimpften Infizierten deutlich schwächere Symptome zeigen als die ungeimpften.

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Schon deshalb ist die Impfung unbedingt sinnvoll. Außerdem geben diese Zahlen keine Auskunft darüber, wie viele Ansteckungen durch die Impfung vollständig vermieden wurden. Mehr als 103.000 Nordfriesen sind mittlerweile zweifach geimpft – und bei nur rund 0,1 Prozent ist dennoch eine Infektion festgestellt worden.

Von den rund 64.000 Ungeimpften hingegen haben sich allein seit dem 9. Juli rund 0,61 Prozent angesteckt, also mehr als das Sechsfache. Ganz exakte Zahlen kann es in diesem Bereich natürlich nie geben, weil ja nicht jede Covid-19-Infektion bekannt wird.

Wie ist die Lage an den Schulen einzuschätzen auch im Hinblick auf den Herbst. Und im Hinblick darauf, dass ein Großteil der Schüler ungeimpft ist.
Im Unterschied zum letzten Jahr ist ein Großteil der Lehrkräfte geimpft, das entspannt die Situation schon einmal. Zudem haben die Schulen Erfahrungen mit der Pandemie gesammelt und besitzen wirksame Hygienekonzepte. So ist es ihnen in den letzten Monaten gelungen, Infektionsketten im Schulbetrieb deutlich zu reduzieren oder ganz zu verhindern. Und wenn es doch Fälle an einer Schule gibt, prüfen wir natürlich sehr genau, ob und wie viele Quarantänemaßnahmen wir verhängen müssen.

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Früher wurden aufgrund der Leitfäden des RKI teils ganze Klassen in Quarantäne geschickt. Heute wissen wir, dass es in der Regel ausreicht, sich auf die engsten Kontaktpersonen einer Schülerin oder eines Schülers zu beschränken.

Da haben wir alle und auch das RKI, nach dessen Vorgaben wir uns ja richten, aus der praktischen Erfahrung viel hinzugelernt. Das führt dann auch immer wieder zu Anpassungen im Vorgehen. Es gilt stets, den Infektionsschutz einerseits und die Grundrechte andererseits sorgfältig gegeneinander abzuwägen.

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