Verkehr in Nordfriesland

Husums Beitrag zum Klimaschutz: Erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Autos

Erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Autos

Erste Wasserstoff-Tankstelle für Brennstoffzellen-Autos

SHZ
Husum
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André Steinau (l.) und Volker Behn an der im Aufbau befindlichen Tanksäule. Foto: Stefan Petersen/shz.de

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Reine grüne Energie für den Motor – und viel mehr Reichweite als mit einem E-Mobil: In Husum entsteht die Start-Infrastruktur für Autos mit Wasserstoff-Antrieb.

Husum ist ganz vorn mit dabei, wenn es um Innovationen im Bereich der Erneuerbaren Energien geht: Am 13. September wird die erste Wasserstoff-Tankstelle in der Stadt offiziell eröffnet: „Im Rahmen der bundesweiten Wasserstoff-Konferenz, die einen Tag vor Beginn der Windmesse hier vom Branchenverband Watt_2.0 veranstaltet wird“, kündigt André Steinau von GP Joule an.

Seine Firma agiere in Nordfriesland als kompletter Auftragnehmer eines regionalen Wasserstoff-Ökosystems namens eFarm mit zwei Wasserstoff-Tankstellen (die zweite geht bereits am 26. August in Niebüll in Betrieb), fünf Produktions-Standorten, zwei Brennstoffzellen-Bussen, die bei der Autokraft fahren, und bislang 15 Brennstoffzellen-Autos. „Tendenz steigend“, so Steinau.

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Die Wasserstoff-Säule steht in der Andreas-Clausen-Straße 3 im Gewerbegebiet-Ost an der neuen Tankstelle von Team Energie. „Das war bisher ja nur eine Dieseltankstelle für Lastwagen, die haben wir jetzt zu einer großen Tankstation ausgebaut“, so Team-Geschäftsführer Volker Behn. Team Energie ist einer von 20 Gesellschaftern von eFarm. Und hat sich den Ausbau alternativer Mobilitäts-Energie-Angebote „auf die Fahnen geschrieben“, so Behn.


Wasserstoff-Fahrzeuge seien nicht als Ersatz für E-Autos gedacht, sagt Steinau. Es sei „kein Rennen gegen, sondern mit“ der Batterie. „Wer nur in der Stadt fährt und die Batterie an der hauseigenen Steckdose auflädt, kommt mit sechs Euro auf 100 Kilometer aus.“

Auf langen Strecken jedoch habe der Wasserstoff Vorteile, bei den Kosten und bei der Fahrleistung: „Wenn die Batterie an Autobahn-Ladestellen aufgefrischt werden muss, kommt man schnell auf 20 Euro für diese Strecke.“ Hingegen koste der Betrieb eines Brennstoffzellen-Fahrzeugs im Vergleich so viel wie ein Diesel: „Mit 45 Euro für eine Tankfüllung komme ich 600 Kilometer weit.“ Und die Betankung selbst gehe auch wesentlich flotter: „Selbst ein Bus ist in einer Viertelstunde vollgetankt.“

Betankungs-Vorgang wie bei herkömmlichen Fahrzeugen

Zudem sei der Betankungs-Vorgang selbst der gleiche wie vom Benziner oder Diesel her gewohnt: „Den Zapfhahn in die Tanköffnung.“ Nur dass dann Wasserstoff fließe, der bei diesem Vorgang auf 500 bis 1000 bar verdichtet werde. Gelagert werde der Wasserstoff auf 300 bar verdichtet in mobilen Tankanhängern, die mittels einer Pumpenanlage und einer unterirdischen Leitung an die Tanksäule angeschlossen sind.


Von den fünf geplanten eFarm-Wasserstoff-Produktionsstationen seien drei bereits in Betrieb, so André Steinau weiter. Er rechne damit, dass sich die Anzahl der Brennstoffzellen-Autos im Kreis stetig erhöhen werde, sobald die Wasserstoff-Tankstellen in Husum und Niebüll eröffnet seien. „Das ist die Start-Infrastruktur. Natürlich muss vor Ort eine Tankmöglichkeit vorhanden sein, bevor man sich für ein derartiges Fahrzeug entscheidet.“


Es gebe bereits Anfragen bei den lokalen Autohäusern, und Opel, Peugeot und BMW würden mit der neuen Technik in den Startlöchern stehen. „Für Handwerker-Fahrzeuge zum Beispiel.“ Mini-SUVs von Hyundai und Toyota gebe es derzeit für 80.000 Euro, gefördert würden sie mit 20.000 bis 25.000 Euro. „Geht man nach den Absichtserklärungen von potenziellen Käufern, haben wir bald 100 solcher Fahrzeuge in Nordfriesland“, sagt Steinau.

Eine größere Anzahl an Lastwagen erwarte er aber erst ab 2025. Wobei die Infrastruktur dafür im Aufbau sei: „Schon jetzt gibt es hierzulande alle 100 bis 150 Kilometer eine Wasserstoff-Tankstelle, knapp 100 bundesweit. Derzeit sind etwa 800 bis 900 Brennstoffzellen-Fahrzeuge in Deutschland zugelassen.“

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